Keine Tormusik wird in der Bundesliga so schnell eingespielt wie die im Frankfurter Waldstadion. Doch nun wollen die Verantwortlichen ihren Stadion-DJ bremsen.
Die Partie am 21. Spieltag gegen den FC Augsburg hätte für Eintracht Frankfurt nicht besser laufen können. Der ungefährdete 5:0‑Erfolg sorgte für ausgelassene Stimmung auf den Rängen und zeigte einmal mehr: Die Eintracht hat nicht nur pfeilschnelle Spieler wie Filip Kostic oder David Abraham, sondern auch einen mindestens genauso schnellen Stadion-DJ. Häufig schallt die Tormusik schon durch die Stadion-Boxen, noch bevor es im Tor klingelt.
So geschehen auch im Spiel gegen den FCA Anfang Februar. Beim 2:0 durch Torjäger Timothy Chandler prallte sein Kopfball zunächst von der Latte auf die Torlinie – FCA-Keeper Tomas Koubek versuchte noch, den Ball noch zu klären. Doch schon während der Rettungsaktion schallte die Tormusik durch das Stadion. Auch bei Kostics zweitem Treffer an diesem Freitagabend, der den 5:0‑Endstand markierte, verließ der Ball gerade erst den Fuß des Serben, da hatte der Stadion-DJ seine schon wieder Arbeit verrichtet.
Verantwortlich für die musikalische Untermalung der Heimtreffer ist ein Angestellter der Stadionregie, erklärt Eintracht-Pressesprecher Jan Strasheim. „Er scheint hellseherische Fähigkeiten zu haben. Manchmal drückt er die Tore ja quasi herbei.“ Das sorgt unter den Anhängern für so manche Diskussion. Geht das Einspielen manchmal nicht vielleicht sogar etwas zu schnell vonstatten?
Auch Strasheim macht sich diesbezüglich Gedanken. Künftig wollen die Eintracht-Verantwortlichen den Fans wieder mehr Zeit zum Feiern geben und verhindern, dass die stimmgewaltigen Jubelschreie im Getöse der Musik untergehen. Der Stadion-DJ solle Geduld walten lassen und Zukunft weniger schnell auf den Playbutton zu drücken, betont Strasheim: „Im Fokus steht, was bei Toren wirklich wichtig ist: Der Torjubel auf den Rängen. Erst dann kommt die Musik.“
Nicht nur die Schnelligkeit, mit der die Party auf den Rängen eingeläutet wird, sondern auch die Songauswahl der Eintracht ist speziell. Während in anderen Stadien der Republik, beispielsweise in Gladbach mit Maria von Scooter (der Klassiker mit Mitgröhl-Potential „Döp Döp Döp“), eher Partymusik zu hören ist, setzt die Eintracht auf klassische Musik. „Wir bedienen uns an einem Auszug aus der Ouvertüre der Operette ‚Die leichte Kavallerie‘ von Franz Suppé“, berichtet Strasheim. Die Torhymne bekommen die Besucher seit nunmehr 20 Jahren zu hören – mit einer kurzen Ausnahme. Diese Ausnahme hatten ein lokaler Radiosender und der griechische Mittelstürmer Ioannis Amanatidis zu verschulden. Zwischen 2005 und 2011 kickte er bei der Eintracht, schoss in 140 Ligaspielen 42 Buden und avancierte zum Publikumsliebling. Um dem Lieblings-Griechen zu huldigen, entschlossen sich die Verantwortlichen des Radiosenders, Amanatidis einen Song zu widmen: Das Muppet-Gedudel „Mah Na Mah Na“.
Der gewöhnungsbedürftige Ohrwurm konnte sich allerdings nicht lange halten und nach einem kurzen Intermezzo kehrte die Eintracht zur leichten Kavallerie zurück. Die ist bis heute zu hören und schallt vielleicht auch am Abend im DFB-Pokal gegen Werder Bremen wieder durch das Stadion. Bleibt abzuwarten, ob der Stadion-DJ seine flinken Finger unter Kontrolle hat oder ob er versucht, den Ball wieder musikalisch ins Tor zu drücken.