Schon nach drei Spielen bei Chelsea verzückt Thomas Tuchel die Engländer – an der Seitenlinie und am Mikro.
Zu Beginn seiner Karriere fühlte sich Thomas Tuchel laut eigener Aussage wie in „Wetten, dass…?“. Denn die Nachfolge von Jürgen Klopp, die er in Mainz und Dortmund angetreten hatte, sei für ihn ähnlich schwierig wie die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei eben jener Samstagabendshow. Mit anderen Worten: Es waren verdammt große Fußstapfen.
Mittlerweile kann Tuchel Erfolge in Paris aufweisen und coacht nun mit Chelsea das zweite internationale Schwergewicht. In drei Spielen holte er mit den „Blues“ sieben Punkte und verzückte spätestens mit dem 1:0 gegen Tottenham die englische Öffentlichkeit. In seinen ersten Tagen präsentierte sich Tuchel zwar nicht als neuer Gottschalk, aber sehr wohl als guter Moderator. Und agierte in mancherlei Hinsicht sogar souveräner als Klopp.
Zunächst berichtete er von einem Brief, dem ihm sein Vorgänger Frank Lampard mit den besten Wünschen hinterlassen hatte. Tuchel betonte dabei, wie sehr er Lampard als Spieler verehrt und welche Bedeutung dieser für den Verein hatte: „Er war eine der Schlüsselfiguren, um zu zeigen, was diesen Verein ausmacht: Hingabe, Intensität und Gewinnermentalität.“
„Hingabe, Intensität und Gewinnermentalität“
Damit besänftigte Tuchel zumindest Teile der Anhängerschaft, die den Rauswurf ihres ehemaligen Kapitäns nicht verwunden hatten. Denn ungeachtet der dürftigen Leistungen unter Lampards Ägide genoss er bei den Fans weiterhin hohes Ansehen. Sie brachten noch in seinem letzten Spiel ein Banner mit dem Aufdruck „In Frank we trust. Then. Now. Forever.“ an der Tribüne an.
Es mag nahegelegen haben, Lampard Respekt zu zollen – doch Tuchel überzeugte die Öffentlichkeit noch auf anderem Wege bei seinen ersten Pressekonferenzen. Fans und Journalisten lobten sein sehr gutes Englisch und bescheidenes Auftreten. Schon in Paris hatte sich Tuchel schnell daran gemacht, die Sprache fließend zu beherrschen. Inhaltlich versuchte er in London bisher, sein eigenes Zutun herunterzuspielen und hingegen die hervorragende Mentalität seiner oft gescholtenen Spieler hervorzuheben.
Außerdem ließ sich Tuchel nicht auf Scharmützel mit anderen Trainern ein. Jose Mourinho hatte vor dem Aufeinandertreffen zwischen den Spurs und Chelsea in der ihm eigenen Art Tuchels Leistungen abgewertet. Frankreich sei eine ganz andere Liga und die Aufgabe einfach, mit Chelsea zu gewinnen, provozierte Mourinho. Tuchel erwiderte salomonisch, dass eben jede Liga anders sei.
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