Der ehemalige Bundesligaprofi Ali Daei soll im Iran festgenommen worden sein. Weil er dort für mehr Frauenrechte kämpft und sich mit den Protestierenden solidarisiert. Unterstützung erhält er dabei auch aus dem deutschen Fußball.
Es sind Schüsse zu hören in dem Video, das von dem Vorfall kursiert. BBC Persia veröffentlichte am vergangenen Dienstag über die sozialen Netzwerke einen Clip, der einen Polizeieinsatz in der iranischen Stadt Saqqez zeigt. Dabei soll Ali Daei, einst für den FC Bayern, Hertha BSC und Arminia Bielefeld in der Bundesliga aktiv, von iranischen Sicherheitskräften festgenommen worden sein. So berichtet es auch die kurdische Menschenrechtsorganisation „Hengaw“ auf Twitter. Gemeinsam mit dem iranischen Fußballspieler Hamed Lak wurde Daei aus dem „Hotel Kurd“ in der iranischen Stadt Saqqez abgeführt.
Ali Daei und der 31-Jährige Lak waren am Vortag nach Saqqez gereist, um dort der Beerdigung von Mahsa Amini beizuwohnen. Die 22-Jährige war Mitte September verstorben, nachdem sie die iranische Sittenpolizei wegen angeblicher Verstöße festnahm — sie hatte nach Ansicht der Moral-Wächter ihr Kopftuch zu locker getragen. Der Vorfall hatte landesweit Proteste ausgelöst. 40 Tage nach Aminis Tod sollte sie am vergangenen Mittwoch in ihrer Heimatstadt Saqqez beerdigt werden. Aminis Familie hatte die Unterstützer im Vorfeld öffentlich dazu aufgerufen, nicht ans Grab zu kommen. Die Behörden hatten dieFamilie im Vorfeld wohl eingeschüchtert. Und diie offizielle Begründung ins Land geführt, so eine möglich Grippewelle eindämmen zu wollen.
Dennoch begleiteten Menschenmassen die Trauerfeier, auch am Grab der 22-Jährigen kam es wieder zu Protesten. Erneut machten Berichte über den Einsatz von Tränengas seitens Polizei gegenüber den Demonstranten die Runde.
Ali Daei ist seit Anfang der Proteste immer wieder ins Visier der Sicherheitskräfte geraten. Der 53-Jährige hatte in sozialen Netzwerken seine Unterstützung der Proteste für mehr Frauenrechte zum Ausdruck gebracht. Mehr als zehn Millionen User folgen ihm bei Instagram. Anfang Oktober wurde bekannt, dass Daei der Reisepass abgenommen wurde und er das Land nicht mehr verlassen dürfe. Auch sein Ex-Verein Hertha BSC äußerte sich danach in einem öffentlichen Statement. „Wir solidarisieren uns mit dem Herthaner und allen Frauen im Iran, die so mutig sind, für ihre Rechte zu kämpfen“, hieß es in der Mitteilung. Vor dem Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg am 9. Oktober wurde das Statement im Olympiastadion verlesen. Anschließend beteiligte sich auch die Fanszene der alten Dame und zeigte ein Banner mit der Aufschrift: „Freiheit für Ali Daei & alle Protestierenden im Iran“. Auch Arminia Bielefeld solidarisierte sich öffentlich mit dem Iraner.
Der ehemalige Mittelstürmer wurde 1999 mit den Bayern deutscher Meister. Anschließend spielte Daei für Hertha BSC, wo er die meisten Pflichtspiele seiner Karriere bestritt. In 88 Spielen schoss er 12 Tore in Berlin. Begonnen hatte er seine seine Karriere in Deutschland bei Arminia Bielefeld. Auch im Iran feierte er als Fußballer Erfolge und wurde zweimaliger Meister und einmal Pokalsieger.
Auch zu den neuen Berichten rund um Ali Daei Festnahme äußerte sich Hertha BSC. Auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel in Bremen zeigte sich Manager Fredi Bobic angesichts der Meldungen aus dem Iran besorgt und lobte Daei für dessen mutiges Auftreten.
Bei der Festnahme am späten Dienstagabend solidarisierten sich — wie so oft in diesen Tagen — die iranische Zivilbevölkerung mit den Opfern der Staatsgewalt. Auf dem Video, das von BBC Persia veröffentlicht wurde, sind Menschenmassen und Autoschlangen vor dem Hotel zu sehen, in dem Daei und Lak zugegen waren. Um den Protest zu zerschlagen, eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer. Über mögliche Verletzte gab es zunächst keine Angaben. Die beiden ehemaligen Fußballer seien vom Hotel aus in das Gästehaus der Regierung gebracht worden, berichtet die „Bild“. Dort sollen beide unter strenge Sicherheitsaufsicht des Geheimdienstes gestellt worden sein. Wie nun mit Daei und Lak weiterverfahren werden soll, ist derzeit noch unklar.
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