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Seite 2: „Dieser Tiger wird kämpfen“

Doch immerhin: Das Vor­kommnis gewährte tiefe Ein­blicke in die Psyche eines Mannes, dessen uner­schüt­ter­liche Hybris im krassen Gegen­satz zu seiner sport­li­chen und sozialen Sai­son­bi­lanz steht. Ers­tens“, ließ Bendtner hin­terher auf seiner Insta­gram-Seite ver­lauten. Ich würde NIE­MALS meine Fans ent­täu­schen. Ich besuche gern jeden, der mich sehen will. Leider war ich krank.“ Ein grip­paler Infekt sei es gewesen, so hieß es offi­ziell. Ein leichter wohl nur, denn immerhin fand er doch genug Kraft, um zeit­gleich mit Freunden ita­lie­nisch essen zu gehen. Zwei­tens“, fuhr er fort. Ich bin Spieler des VfL Wolfs­burg und stolz darauf. Alle, die Scheiße über mich schreiben und mich nie­der­ma­chen wollen: Nur zu! Dieser Tiger wird kämpfen bis zum Ende.“

Worte, die genauso von einem DSDS-Teil­nehmer stammen könnten, der soeben von Juror Dieter Bohlen aus dem Studio geekelt wurde. In einem Metier, in dem man sich eben sol­cher Karate-Kid-Meta­phern beflei­ßigt, sie sich am liebsten gleich auf den Unterarm ste­chen lässt. Mag sein, dass der Tiger bis zum Ende kämpft. Er merkt nur nicht, dass er sich die ganze Zeit in den Schwanz beißt.

In frü­heren Zeiten hätte sein Hang zum Hedo­nismus einer Spit­zen­kar­riere nicht im Wege gestanden, wäre er womög­lich gerade des­halb zum Super­star geworden: einer wie George Best, ein Exzen­triker auf und neben dem Platz. Doch längst erfor­dert dieser Sport Askese, ist ein Profi Human­ka­pital. Lohnt er die Inves­ti­tion nicht mehr, wird er abge­stoßen. Bendtner ist im Begriff, sich zu ver­geuden. Das kann einen schon traurig machen, selbst wenn es ihm selbst seltsam gleich­gültig zu sein scheint.

Besser als Pelé?

Er hat sich vor ein paar Jahren, in seiner Arsenal-Zeit, selbst einmal zu den besten Angrei­fern des Pla­neten gezählt und tut das womög­lich immer noch. Mitt­ler­weile aber hat er die Aura eines Zlatan-Ibra­hi­movic-Imi­ta­tors aus dem däni­schen Pri­vat­fern­sehen. Im Internet ist er zum Sinn­bild des sich maßlos über­schät­zenden Fuß­ball-Kre­tins geworden. Der Twitter-Account @lordbendtner etwa listet Infor­ma­tionen auf, die seinen Hochmut mit Luft unter­mauern: Er habe 24 Tore für Däne­mark erzielt, Pelé hin­gegen keins. Keinem Tor­wart sei es je gelungen, in einem Spiel seinen Kasten sauber zu halten, in dem Bendtner traf. Er habe einmal Stein-Schere-Papier gegen sein Spie­gel­bild gespielt und gewonnen. Und R. Kelly wird mit den Worten zitiert: He’s the world’s grea­test, he finally made it.“
 
Der echte Bendtner schreibt der­weil auf seinem Account: Die Saison war fan­tas­tisch für den VfL. Mit ein paar mehr Punkten besteigen wir nächstes Jahr den Thron.“ Da könnte was dran sein, frag­lich ist nur, wel­chen Anteil Bendtner daran haben würde. Ob er dann über­haupt noch in Wolfs­burg ist. Nach dem Fern­bleiben von den Fan­be­su­chen im Mai sagte Javier Garcia Sanz, Auf­sichts­rats­boss des VfL: Er ist, wie er ist. Das wussten wir, als wir ihn geholt haben. Wir werden über­legen müssen, wie es wei­ter­geht.“ Sein Stell­ver­treter Ste­phan Grühsem ergänzte: Wenn Dinge zu bespre­chen sind, dann wird dar­über gespro­chen. Wo das am Ende hin­führt, werden wir sehen.“

Der Außer­ir­di­sche in Kopen­hagen

Ja, wo es hin­führen soll, was dieser Bendtner eigent­lich vorhat in den drei, vier Jahren, in denen er noch auf hohem Niveau Fuß­ball spielen könnte, wenn er denn wollte, dar­über hätte man gern mit ihm gespro­chen. Eine Anfrage beim Verein, ob ein Inter­view mög­lich sei, wurde mit einem kurzen Leider nein“ beschieden. Auch die Kon­takt­auf­nahme mit seinem Berater Ivan Benes ver­lief im Sande. Am in Aus­sicht gestellten Termin, der ohne Begrün­dung doch nicht zustande kam, pos­tete der Berater ein Foto bei Face­book: Er und Bendtner in einem Kopen­ha­gener Restau­rant namens Pluto“. Der Außer­ir­di­sche geht auf einem fernen Pla­neten ita­lie­nisch essen.

Unter das Foto schrieb ein Bewun­derer: Coole Schuhe, Nicklas!“