In der Zweiten Liga können viele Fans die Auswärtsspiele ihrer Mannschaft oft nicht im Stadion erleben. Ein Fan des SV Darmstadt hat ein 18 Seiten langes Essay dazu verfasst und will nun Alternativen anbieten.
Markus Sotirianos, Sie haben ein 18 Seiten langes Essay über die Ansetzungen in der zweiten Liga verfasst. Sind Sie verrückt?
Nein, es gibt einfach sehr viele Schwierigkeiten innerhalb des Systems. Es ist der Wunsch vieler Fans, die Anstoßzeiten so zu überdenken, dass viel mehr Leute auswärts fahren können. Wenn wir im Winter freitags in Aue spielen, bedeutet das, unsere Busse fahren um zehn Uhr in Darmstadt ab. Der Fernsehzuschauer kann sich entspannt um 18:30 Uhr das Spiel anschauen, aber für die, die gerne auswärts fahren, ist diese Uhrzeit ein Problem. Das funktioniert mit einer arbeitenden Bevölkerung einfach nicht. Wenn das Spiel dagegen am Wochenende stattfinden würde, wäre der Gästeblock garantiert voll.
Was ist die Quintessenz dieser Arbeit?
Mit dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, wie schwierig es für die Fans von Zweitligisten ist, zu den gegebenen Zeiten an den Spielen teilzuhaben. Wir haben versucht, mögliche Verbesserungen innerhalb dieses Systems aufzuzeigen. Dabei ist aufgefallen, dass so viele gar nicht möglich sind, da das System immer wieder an Grenzen stößt. Das alles sachlich aufzuarbeiten und dabei fan-freundlichere Alternativen zu entwickeln, war die gesamte Idee des Essays.
An welche Grenzen stößt das System?
Spiele am Freitagabend um 18:30 Uhr oder Montagabend sind ein systematisches Problem für die meisten Fans. Dazu kommen die äußerlichen Faktoren. Mit jeder Spieltags-Ansetzung bekommen die Fan-Organisationen auch ein Begleitschreiben zugeschickt. In diesem Schreiben wird erklärt, warum die Spiele wann stattfinden. Gründe dafür sind Wünsche des Fernsehens, der Polizei oder andere Großveranstaltungen in der Stadt.
Bietet die DFL zu jedem Spiel eine Erklärung?
Nein. Beispielsweise haben wir uns gefragt warum das Spiel Aue gegen Darmstadt, mit einer Distanz von 405 Kilometern, am Freitag stattfindet. Am selben Spieltag aber Heidenheim sonntags in Fürth spielt. Hierfür liefert die DFL keine Erklärung.
Die Anhänger welches Vereins haben es besonders schwer?
Die Kieler Fans sind natürlich aufgrund ihrer Lage benachteiligt. Solche Probleme lassen sich nicht lösen. Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man in einer deutschlandweiten Liga spielt. Die Braunschweiger hatten es bisher auch schwer. Drei Auswärtsspiele am Freitag und drei am Montag. Die Montagsspiele sind alle verbunden mit 300 bis 500 Kilometern Fahrt für die Fans.
Gibt es auch Fans die im Vorteil sind? Unabhängig von der Lage.
Ja, die Anhänger von Arminia Bielefeld zum Beispiel. Die Mannschaft hatte bisher noch kein Auswärtsspiel an einem Freitag, sondern alle sieben samstags oder sonntags. Das ist im Vergleich zu den Spielen von Eintracht Braunschweig natürlich viel angenehmer für die Fans.
Gibt es Überraschungen bei der Ansetzung?
Wir Darmstädter haben freitags besonders viele Spiele, sieben der ersten 16. Das ist insofern nachvollziehbar, da Darmstadt zentral liegt und die meisten Auswärtsfahrten vergleichsweise nicht so lange dauern. Überraschend ist aber, dass der 1. FC Nürnberg gar kein Freitagsspiel hat, weder zuhause noch auswärts. Obwohl Nürnberg im Vergleich zu anderen Zweitligisten auch relativ zentral liegt.
Am neunten Spieltag fuhren die Auswärtsfans im Schnitt 308 km, während sie am 15. Spieltag durchschnittlich 524 km zurück legen mussten. Wie kommen solche Unterschiede zustande?
Da irgendwann jeder gegen jeden spielen muss, kommt es eben zu diesen Ausschlägen. Man könnte allerdings darauf achten, die Spiele besser zu verteilen. Dass also Spiele, bei denen die Fans nicht so lange fahren müssen, nicht alle am selben Spieltag stattfinden. Wenn es ausgeglichener wäre, könnten die Spiele mit großer Distanz am Wochenende und die anderen freitags oder montags stattfinden.
Was läuft gut, was schlecht bei den Ansetzungen der DFL?
Innerhalb des Rahmens, mit den bereits erwähnten Grenzen, versucht die DFL offensichtlich schon gute Lösungen zu finden. Durch die Begleitschreiben versteht man 80 Prozent aller Ansetzungen. Allerdings gibt es zu viele Interessen von außen, die an die DFL herangetragen werden. Die Wünsche des Fernsehens gehen zu weit, wenn sie eine 550 Kilometer Auswärtsfahrt am Montag bedeuten. Es ist mit Sicherheit nicht einfach, TV- und Fan-Wünsche in Einklang zu bringen, aber solche Ansetzungen darf es nicht geben. Die Anstoßzeiten um eine Stunde nach hinten zu verschieben, wäre ja für viele Fans schon eine Erleichterung. Außerdem muss das Ungleichgewicht behoben und die Spiele dafür besser verteilt werden.