Heute feiert der kicker seinen 100. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich – und bedanken uns für verlässliche Berichte aus dem Trainingslager, Exklusiv-Interviews mit dem neuen Stürmerstar und die kicker-Note 1,0 für Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich!
Als Walther Bensemann am 14.07.1920, also heute vor 100 Jahren, den kicker gründete, hätte er wahrscheinlich viele Dinge für möglich gehalten – er war ja immer schon ein Visionär. Aber ob er gedacht hätte, dass wir Leser heute innerhalb weniger Sekunden dank ihm beziehungsweise dank der Arbeit seiner Erben herausfinden können, wie Vitoria Setubal gestern Abend gegen den FC Famalicao gespielt hat (1:2)? Und in welchen Minuten Diego Goncalves seine zwei Buden für Famalicao gemacht hat (15., 89.)? Und wieviel dieser Goncalves, den wir bis eben noch gar nicht kannten, der uns jetzt aber plötzlich brennend interessiert, eigentlich wiegt (62 Kilo)? Wohl eher nicht. Was damit gemeint ist: Danke, Walther Bensemann. Für die großartige Idee, regelmäßig und detailliert und ausführlich über Fußball zu berichten. Und danke an den kicker für das, was im vergangenen Jahrhundert aus dieser Idee entstanden ist.
Seit 100 Jahren versorgt uns die Redaktion nun mit Nachrichten, Ergebnissen, Statistiken, Analysen, Interviews und Hintergrundinformationen. Ohne den kicker wären wir alle ein bisschen dümmer und sehr viel schlechter informiert, dank dem kicker wissen wir, wann ein von der BILD seit Tagen herbeigesehnter Transfer wirklich in trockenen Tüchern ist. Also so wirklich wirklich. Der kicker liefert den guten Stoff für uns Junkies, den puren, den nicht gestreckten, den Stoff, den wir uns ohne Sorge ins Hirn ballern können. „Ende der Hängepartie: Weydandt verlängert in Hannover!“, „VfB startet am 03. August – Trainingslager in Kitzbühel!“, „Schalke erweitert Schneiders Kompetenzen“. Gottverdammt, es fühlt sich einfach richtig an.
„Ganz ohne ihn geht es ja sowieso nicht“
Die Reporter und Reporterinnen sitzen nicht am Schreibtisch, sie fahren raus an die Säbener Straße oder noch weiter raus nach Burghausen, wenn es denn sein muss. Sie treffen Trainer in Meuselwitz und Spieler in Pirmasens, sie quartieren sich wochenlang im Trainingslager ein, sie verfolgen das Champions-League-Finale in Lissabon genauso vor Ort wie das Relegations-Rückspiel zwischen Ingolstadt und Nürnberg. Sie sehen, was passiert, und sagen, was ist. Nicht mehr, nicht weniger. Mittlerweile berichten sie sogar über die NFL, die NBA, über E‑Sport und über die Formel 1. Und es soll tatsächlich Leute geben, die dieses Angebot auch wahrnehmen. Zumindest haben wir das mal irgendwo irgendwen munkeln hören. Persönlich kennen wir natürlich niemanden, der je einen kicker-Text gelesen hat, der nichts mit Fußball zu tun hat.
Denn der kicker ist Fußball. Punkt. Und für die allermeisten Menschen, die sich als Kind in den Sport verliebt haben, ist er ein verlässlicher Begleiter. Er war da, als sie dem Spiel verfielen, er wird da sein, wenn sie dem Spiel wieder abschwören oder tot umfallen, was zeitlich bei den meisten in etwa auf das Gleiche hinauslaufen dürfte. Er hat sich nie aufgedrängt und er war auch nicht sauer, wenn wir ihn mal links liegen ließen, etwa weil uns seine Sachlichkeit in der modernen und glitzernden Fußballwelt plötzlich seltsam bieder vorkam. Oder wenn wir ihn mit einem etwas jüngeren Fußballmagazin betrogen. Oder wenn wir sogar anfingen, für dieses andere Magazin zu arbeiten. Er lächelte uns trotzdem weiter an. Montags (etwas dicker und bunter) und Donnerstag (etwas dünner und grauer) am Kiosk, zwischendurch und alle paar Minuten am Handy. Weil er genau wusste und weiß: Ganz ohne ihn geht es ja sowieso nicht.