Wayne Rooney spielt ab sofort wieder für seinen Jugendverein, den FC Everton. Warum das keinesfalls ein schleichender Abgesang auf seine Karriere, sondern genau der richtige Schritt ist.
Geständnis: Ich habe noch nie Star Wars gesehen. Ich weiß nur, was man eben so weiß, was so hängen bleibt im Strom der allgemeinen Wahrnehmung: Darth Vader, Luke Skywalker und Prinzessin Leia. Irgendwer ist von irgendwem der Vater und Meister Yoda spricht komisch. Ein paar Schlachtszenen habe ich wohl schon mal irgendwo gesehen.
Ich wüsste allerdings nicht zu sagen, wer da gegen wen antritt, im Kampf. Obgleich ich vermute, dass es relativ simpel wäre, denn die Guten, dass sind immer die Außenseiter, die anfänglich und aber nur vermeintlich Unterlegenen. Und schon sind wir bei Wayne Rooney. Schon sind wir beim Champions League Finale 2011.
Der Einzige bei Manchester mit Weltklasse-Niveau
Im Wembley Stadion zu London trifft Rooneys Manchester United unter Sir Alex Ferguson auf Pep Guardiolas FC Barcelona. Uniteds Startelf ist eine Mischung aus alternden Schlachtrössern wie Rio Ferdinand, Ryan Giggs, Patrice Evra und jenen, die in ihre Fußstapfen treten sollen und es nie wirklich tun werden, wie Michael Carrick, Antonio Valencia oder Javier „Chicharito“ Hernandez. Und, klar, Wayne Rooney. Ihnen gegenüber stehen Iniesta, Xavi, David Villa und Dani Alves in ihrer Blütezeit. Und, klar, Lionel Messi.
Es wird eine eindeutige Angelegenheit. Manchester ist heillos überfordert. Von einer Ausnahme abgesehen – Wayne Rooney. Er ist der Held der unterlegenen Macht, der quasi auf sich allein gestellt in den aussichtslosen Kampf zieht. Er ist überall auf dem Platz zu finden, attackiert in der Defensive als Einziger früh und mutig, strahlt als Einziger Torgefahr aus. Und trifft als Einziger. Kurzum: Wayne Rooney ist der Einzige, der das Weltklasse-Niveau des FC Barcelona ebenfalls erreicht.
Als würde Til Schweiger bei Star Wars die Regie führen
Die Red Devils verlieren trotzdem mit 1:3. Rooney muss weiter auf seinen zweiten Champions League-Titel nach 2008 warten. Und er wird wohl ewig warten müssen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der FC Everton, zu dem Rooney nun zurückgekehrt ist, in den kommenden Jahren die Champions League gewinnt, ist ungefähr so hoch wie die, dass Til Schweiger die Regie führt beim nächsten Star-Wars-Teil.
Doch das macht nichts. Denn die Karriere von Wayne Rooney ist auch so schon beeindruckend genug. Obwohl er gerade erst 31 Jahre alt ist. Er war der seinerzeit jüngste Torschütze in der Geschichte der Premier League. Damals, 2002, als er für den FC Everton und fünf Tage vor seinem 17. Geburtstag das Siegtor gegen den seit 30 Spieltagen ungeschlagen Tabellenführer Arsenal London erzielte.
Er ist der Rekordtorschütze Manchester Uniteds (253 Treffer), der Rekordtorschütze der englischen Nationalmannschaft (53 Treffer) und überhaupt der jüngste Spieler in der ruhmreichen Geschichte des englischen Fußballs, der die 100 Länderspielmarke geknackt hat. Dazu fünf englische Meisterschaften, Torjäger- und Spieler des Jahres-Trophäen, besagter Champions League und einen Europa League-Titel.
Kurzum: Rooney hat so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt im Fußball. Außer einen Titel mit der englischen Nationalmannschaft. Aber er ist eben auch nur ein Mensch. Einer, den man eigentlich lieben muss, weil er einer dieser ewig geforderten Typen ist, und dem die Liebe der Massen in den letzten Jahren doch nicht so recht zufliegen wollte.
Klagloser Dienst an der Mannschaft
Rooney ist kein eloquenter Gentleman, kein David Beckham. Rooney ist kein perfekt inszenierter Glamourboy, kein Cristiano Ronaldo. Rooney sieht ein bisschen bäuerlich aus. Er verprasst sein Geld schon mal im Rotlichtmilieu, während seine eigentliche Herzensdame schwanger daheim sitzt. Er verzockt im Casino, und in Minuten nur, Monatsgehälter mittlerer Angestellter. Er kann angeblich nur einschlafen, wenn ein Fön läuft. Er hat sich seine früh in Richtung Nichts fliehende Stirn mit einer Haartransplantation aufhübschen lassen. Und darüber dann ganz entspannt und selbstverständlich Auskunft gegeben.
Allein für diese Geschichten sollte man ihm dankbar sein. Und dabei ist er immer noch ein grandioser Fußballer. Auch wenn er das zuletzt immer seltener zeigen konnte. Auch, weil er sich über die letzten Jahre klaglos in den Dienst der Mannschaft gestellt hat und fast überall auflief, wo Not am Mann war. Ob als Flügelstürmer, hängende Spitze oder zentraler Mittelfeldspieler. Und es war häufiger Not am Mann, seit sein sportlicher Ziehvater Sir Alex Ferguson sein Regnum für beendet erklärt hatte.
Das letzte Puzzlestück einer grandiosen Karriere
Jetzt kehrt er dorthin zurück, wo alles begann, zum FC Everton. Nicht allein aus reiner Sentimentalität, sondern vor allem auch, weil er einfach noch kicken will, wichtig sein will für seine Mannschaft. Seine Kritiker sagen, seine Zeit sei längst abgelaufen. Sie haben keine Ahnung.
Denn scheiß egal, was für eine Episode Rooney seiner glorreichen Karriere nun noch hinzufügen wird. Es wird das Puzzlestück zu einer grandiosen Karriere sein. Bei Star Wars sollen ja auch nicht alle Teile pures Gold sein. Was man so hört. Wenn man noch nie Star Wars gesehen hat.