11 Freunde:
Ihr habt stolze 650 Kilometer vor Euch. Wie trainiert ihr dafür?
Nils Bader:
Currywurst mit Pommes gibt es nur noch in Extremsituationen! Zu Beginn dachten wir ja noch: Cool, was sind schon 20 Kilometer am Tag? Lächerlich, überbewertet! Dann haben wir unabhängig voneinander mal angefangen, Freunde zu befragen. Schließlich saßen wir wie zwei Erstklässler vor einem Fitnesstrainer und haben ihm von unserem Plan erzählt. Der hat uns angestarrt wie zwei Totalbekloppte und den Satz gesagt, der uns klargemacht hat: Ach du Scheiße, jetzt wird’s ernst! Er sagte: „Ärzte, die Salben verschreiben, haben keine Ahnung, denn gegen die Schmerzen, die Euch erwarten, helfen nur Tabletten!“ Seitdem ist einiges anders geworden. Stell dir zum Beispiel vor, du gehst morgens um 9:00 Uhr zur Arbeit, hast aber schon 10 km hinter dir. Du hast immer Hunger, du trinkst tatsächlich regelmäßig Wasser, hörst auf zu rauchen! Und abends um 11 schläfst du einfach ein. Und: Du unterhältst dich plötzlich über Müsli.
11 Freunde:
Ihr pilgert ja regelrecht nach München. Hat Fußball für euch religiösen Charakter?
Bader:
Egal welche Situation: Ob beim Gang ins Stadion, im Auto, wenn man samstags Radio hört, im Internet vor dem Liveticker fiebert oder abends in der Sportschau, du bist immer sofort im Leidenschaftsmodus. Die Luft ist elektrisiert, du fühlst dich anders und weißt immer: Da draußen sind noch so viele andere Freunde und Unbekannte, denen es genauso geht, an die man denkt und deren Leiden oder Freuden man teilt. Von daher bist du als Fußball-Fan definitiv in einer spirituelle Gemeinschaft – und deshalb passt der Begriff Pilgerweg auch ganz gut.
11 Freunde:
Ihr hofft, dass ein Sponsor euch für den Kraftakt mit Tickets belohnt. Untermauert das nicht die Hierarchie: Oben die Konzerne, ganz unten der nach Karten lechzende Fan?
Bader:
Wenn man das System mit einem Oben und einem Unten annimmt, ist bereits alles vorbei.
Dann kannst du nur noch rumheulen und dich dem Schicksal ergeben, aber da haben wir keinen Bock drauf! Wir gehen so weit, um mit einer positiven Aktion zum Nachdenken anzuregen
- Fans und Sponsoren. Mit einer guten Aktion haben doch alle mehr davon, als mit einer blöden Verlosung – und hey: Noch ist es nicht zu spät, also macht mit!
11 Freunde:
Am Ende steht ihr vor der Allianz-Arena und kommt nicht rein. Was dann?
Bader:
Wir sind Optimisten und sagen erstmal: Natürlich klappt das! Wenn es dann doch nicht klappen sollte, können wir sagen: Wir haben alles versucht und haben bestimmt den aufregendsten WM-Vorbereitungsmonat aller Zeiten hinter uns. Außerdem sammeln wir ja noch für einen guten Zweck. Mit leeren Händen stehen wie in keinem Fall da.
11 Freunde:
Und wie kommt ihr zurück?
Bader:
Wir heften uns nach dem Spiel an die Fersen von Costa Rica und fliegen mit denen nach der Vorrunde mit. Nein, wir nehmen unser Fanmobil und folgen der Spur, die wir auf dem Hinweg hinterlassen haben. Dabei wird es bestimmt den einen oder anderen freundlichen Ort geben, an die wir gern zurückkehren werden.
Informationen zu der Aktion unter www.weiter-gehen.de