Mit Hamburg, Fürth, Bochum und Kiel stehen vier Teams punktgleich an der Spitze der 2. Bundesliga – die Liga ist in dieser Saison tatsächlich so spannend wie nie. Aber wer hat die größte Aufstiegserfahrung?
Vor einigen Jahren ließ ein hochrangiger Mitarbeiter von Borussia Dortmund im Laufe eines Gesprächs eher nebenbei die Bemerkung fallen: „Die wissen halt nicht, wie man Meister wird.“ Er stellte das durchaus genüßlich fest, denn seine Bemerkung galt dem FC Schalke 04. Der hatte nämlich einige Zeit vorher, im Frühjahr 2007, durch Niederlagen bei den Ruhrgebietsrivalen Bochum und Dortmund auf der Zielgerade der Saison den Meistertitel noch verspielt. Der Borusse meinte seine Bemerkung jedoch nicht als Spitze, sondern war fest davon überzeugt, dass es in entscheidenden Momenten einer Saison Menschen brauche, die so was schon mal erlebt hätten.
Auf dem Boulevard gibt es dafür die Begriffe „Meister-Gen“ oder „Aufstiegs-Gen“, obwohl das nichts mit menschlicher DNA, sondern alles mit Erfahrungen zu tun hat. Wenn sich in der „Crunch Time“ die Dinge zuspitzen, ist es halt besser, wenn etwa der Trainer das schon mal durchlebt hat – am besten erfolgreich. Dann weiß er nämlich besser, wann er den Ton verschärfen muss oder wann er einfach mal mit dem Team einen Vormittag auf der Bowling-Bahn verbringt. Und hilfreich ist es auch, den ein oder anderen Spieler dabeizuhaben, der keine Schnappatmung bekommt, wenn sich die Saison entscheidet, und vielleicht sogar nervöse Kabinennachbarn beruhigen kann.
In der Zweiten Bundesliga, die sich diese Saison vorgenommen hat, die Sache mit der Spannung so richtig auszukosten, ist das gerade besonders erwünscht. Nach 22 Spielen kommen gleich vier Mannschaften auf 42 Punkte und sind nur unwesentlich durchs Torverhältnis getrennt. Die kollektiven Aufstiegserfahrungen sind dabei sehr unterschiedlich. Während der VfL Bochum als ehemaliges Fahrstuhlteam auf sechs Aufstiege kommt, ist der Hamburger SV in halbwegs modernen Zeiten noch nie aufgestiegen – weil er bis 2018 noch nie abgestiegen war. Die SpVgg Greuther Fürth hat es immerhin schon einmal in die Bundesliga geschafft und Holstein Kiel vor vier Jahren aus der 3. Liga in die Zweite.
Aber vor allem geht es natürlich um Menschen, die Situationen zu meistern haben, und bei den Trainern liegt dann Daniel Thioune vom HSV vorne. Er ist als Spieler und Trainer je zweimal aufgestiegen, sowohl beim letzten Zweitligaaufstieg des VfL Osnabrück saß er auf der Bank als auch bei dem der B‑Jugend in die höchste Spielklasse. Sein Kollege Ole Werner führte immerhin Kiels zweite Mannschaft in die Regionalliga, während Thomas Reis nur als Spieler aufstieg. Das beim VfL Bochum aber dreimal, als dort der Lift zwischen den Ligen noch zügig rauf und runter fuhr. Fürths Stefan Leitl hingegen stieg als Spieler nur einmal auf: mit Unterhaching in die Zweite Liga.