Mit einem neuen Trainer und optimiertem Kader will die TSG Hoffenheim zurück in die Zukunft. Schließlich war früher alles besser.
Was ist neu? Der eigene Anspruch. Lange Zeit pflegte die TSG Hoffenheim das Image des bumssympathischen Familienklubs aus der baden-würtembergischen Provinz. Sicherlich, ein bisschen aufgepäppelt mit den Hopp-Millionen, im Grunde aber nur erfolgreich dank innovativer Ideen, etwas Mut auf dem Transfermarkt und überhaupt glücklich, in der Bundesliga dabei sein zu dürfen. Nun aber, nachdem die TSG dank eines rekordverdächtigen Negativlaufs zum Saisonende – drei Punkte aus den letzten neun Spielen – die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben verspielte, wurde der Ton rauer. „Peinlich, inakzeptabel, unentschuldbar“, nannte Mäzen Dietmar Hopp das Abschneiden zum Schluss. Der absolute Ehrenmann forderte sogleich angriffslustig Platz sechs – ein Ziel, so heißt es, mit dem sich der Neu-Coach André Breitenreiter bestens anfreunden könne.
Was ist so geblieben (verdammt nochmal)? Können Sie aus dem Stand fünf Spieler der TSG Hoffenheim aufzählen? Na gut, eine Sekunde Bedenkzeit, in der Sie diesen Satz lesen, räumen wir ihnen ein und einen völlig unnötigen Halbsatz fügen wir noch an, damit es wenigstens fair zugeht. Denn gut, klar, den Torwart, den Oliver Baumann, den kennen Sie natürlich. Und vorne spielt doch immer noch Kramaric, oder? Und hieß nicht der Rechtsverteidiger ganz ähnlich? Kjalda …, ähm, Krababa .. ach: Krádabàrek! Und wenn Sie noch etwas überlegen, dann fällt Ihnen sicher ein, dass Grischa Prömel zur TSG gewechselt ist. Aber dann? Dann fällt einem nichts mehr ein. Nicht einmal, dass der Rechtsverteidiger Kadabarek heißt. Weil die TSG so spannend wie Reality-TV geworden ist: Irgendwie sehen die immer alle gleich aus, man schaltet nur ein, wenn wirklich gar nichts besseres läuft – und früher war’s eh besser.
Seit einem Jahr ist Oliver Kahn Vorstandschef des FC Bayern. Hier zieht er Zwischenbilanz und erklärt, ob die Bundesliga jemals wieder spannend wird.
Was fehlt? David Raum. Immerhin hat der Linksverteidiger und Nationalspieler zuletzt ein kleines bisschen Aufregung versprüht. Zumindest soviel, dass er für die Hoffenheimer nicht länger zu halten war. Nach Interesse von Dortmund und den Bayern fuhr Raum gar nicht mehr mit zum DFB-Pokalspiel und dürfte – so viel war bei Redaktionsschluss klar – nach Leipzig wechseln. Weshalb André Breitenreiter schon in den vergangenen Wochen immer wieder Robert Skov auf der Linksaußenposition einsetzte, um die Raum-Leere zu füllen.
Wenn dieser Klub ein Getränk wäre: Apfelschorle. Immer wieder von Eltern als sinnvoller Durstlöscher aufgedrängt, wählt jeder Erwachsene am Späti dann aber ein anderes, etwas exotischeres Getränk. Denn eins ist längst klar: Bei der Apfelschorle muss beinahe alles stimmen – Mischverhältnis von Apfelsaft und Wasser, Sprudel, Außentemperatur, Glas und natürlich Geschmack – um gerne getrunken zu werden. Ansonsten wird’s schnell fad.
Das 11FREUNDE-Orakel: Bei aller Grauer-Maus-Haftigkeit der TSG Hoffenheim lässt nichts darauf schließen, dass die Mannschaft in die Bredouille geraten wird. André Breitenreiter kehrt als Schweizer Meister in die Bundesliga zurück. Mit Grischa Prömel wurde einer der spannendsten deutschen Spieler verpflichtet, der sich in Topform sogar Chancen auf eine WM-Teilnahme machen darf. Der Transfer von Ozan Kabak ist schlichtweg sinnvoll. Klarer Fall: Hoffenheim wird Siebter. Das ist zwar ganz knapp hinter der eigenen Erwartungshaltung – aber auch das interessiert außerhalb des eigenen Vereinsgeländes niemanden.