Schweinsteiger trifft gegen die Ukraine! Shaqiri schießt das Tor seines Lebens! Motten im Finale! Und Ronaldo auf dem Thron – hier kommen die schönsten Fotos der EM 2016.
Eines der Bilder der EM: Boateng verhindert mit einer artistischen Rettungstat in letzter Sekunde ein Eigentor der deutschen Mannschaft im ersten Gruppenspiel gegen die Ukraine. Übermenschlich. Spektakulär. Das Bild war dabei ein reiner Zufallstreffer: »Herr Boateng ist genau in meine Kamera gefallen und nach etwa 100 Bildern die wertlos waren, sah ich plötzlich die Aufnahme, die heute so viele Schlagzeilen schreibt«, erzählt der Fotograf.
Auftaktspiel gegen die Ukraine. 90. Minute, Schweinsteiger kommt für Götze. Er sprintet los, sieht Özil, der flankt.….TOR! Volley haut der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft den Ball unter die Latte. Was für ein Comeback des Langzeitverletzten nach zwei Minuten. Doch im Halbfinale der Wendepunkt: Schweinsteigers Hand ist dort, wo sie nicht sein soll. Der Handelfmeter für Frankreich ist das Anfang vom Ende.
Er war der sichere Rückhalt für die deutsche Nationalmannschaft: Manuel Neuer. Bis zum Halbfinale kassierte er kein reguläres Tor aus dem Spiel heraus. Und auch im Elfmeterschießen im Viertelfinale war er es, der Deutschland im Spiel hielt, indem er gegen zwei Italiener parierte. Kleiner Fakt am Rande: Neuer hält fast jeden dritten Elfmeter. Weltklasse!
Hec-TOR! Der Kölner behielt im Elfmeterschießen gegen Italien die Nerven und verwandelte den 18. und letzten Elfmeter, der Deutschland ins Halbfinale katapultierte. Dabei war sein letzer Elfmeter »schon ewig her«: »Es waren nicht mehr viele Leute da. Irgendwann muss man dann, und dann hab ich mein Herz in die Hand genommen«, erzählt der Verteidiger. Respekt für diese Nerven!
Nach dem von Hector verwandelten Elfmeter gab es kein Halten mehr! Der Italien-Fluch war gebrochen: Das erste Mal besiegt Deutschland Italien bei einem großen Turnier, wenn auch nicht in 90 Minuten.
Nur einer war nicht zufrieden: Thomas Müller regte sich schon während des Spiels über die Art der Italiener auf. Oder vielleicht doch eher über sich selbst? Im gesamten Turnier gelang dem Bayern-Spieler kein einziger Treffer. Müller und die EM – das passt einfach nicht.
Genickbruch für die deutsche Mannschaft: Boateng, bis dahin der unumstößliche Fels in der Abwehr, musste im Halbfinale gegen Frankreich verletzt ausgewechselt werden. Damit war das Aus der Deutschen quasi besiegelt. Für Boateng aber war es ein doppelter Tiefschlag, seine Diagnose: Muskelbündelriss.
Gut, dass die deutsche Mannschaft auch noch Benedikt Höwedes hat. Dieser kommt im Spiel gegen Frankreich wie aus dem Nichts angeschossen und verhindert mit einer Wahnsinnsgrätsche das 1:0 durch Frankreichs Olivier Giroud. Das Netz ist begeistert: »Höwedes könnte morgens auch ganz alleine den Verkehr auf der A5 stoppen. Beidseitig«, twittert die Frankfurter Polizei.
Das schönste Tor des Turniers erzielte aber nicht ein Deutscher, sondern ein Schweizer. Xherdan Shaqiri gelang im Achtelfinale gegen Polen ein spektakulärer Fallrückzieher. Ein Glückstreffer? Nein! Auch beim FC Basel 2012 erzielter der Schweizer ein Seitfallzieher-Tor, das via YouTube um die Welt ging.
Die Schweiz machte aber nicht nur mit dem Tor der EM Schlagzeilen, sondern auch mit ihren Trikots. Ritsch, ratsch – drei Spieler standen in der ersten Halbzeit im Spiel gegen Frankreich plötzlich mit Löchern in ihren Trikots da. Bei Granit Xhaka riss das Trikot sogar gleich zweimal. Was für ein Schweizer Käse! Hersteller Puma entschuldigte sich später für das #trikotgate.
Etwas zu lachen gab es auch bei den Italienern. Torhüter Gianluigi Buffon stürmte nach dem 2:0‑Sieg gegen Belgien wie ein kleiner Junge über das halbe Feld zum Tor vor der italienischen Kurve. Dort sprang er aus vollem Lauf ab und versuchte sich an der Latte festzuhalten. Dies ging aber gründlich schief und der 38-Jährige krachte auf den Boden. »Ich habe mich ein bisschen verletzt. Es war ein sehr emotionaler Augenblick. Aber ich habe nichts gespürt, da der Adrenalinspiegel so hoch und die Freude so groß war«, sagte Buffon in der ARD.
Auch im Achtelfinale gegen Spanien konnte Buffon wieder jubeln. Giorgio Chiellini versetzte den Spaniern mit seinem Tor den Todesstoß. Was für eine Überraschung: Die Alten Herren hauen den Titelverteidiger raus. Mit Routine, Effizienz und einem Quäntchen Glück.
Auch für Irland war das Achtelfinale Endstation. Die sympathische Mannschaft um Kapitän Robbie Keane verlor gegen Gastgeber Frankreich. Für die irischen Fans aber kein Grund zur Trauer. Sie waren die heimlichen Stars der EM: So halfen vier Iren einem französischen Rentner-Ehepaar beim Austausch der Reifen, als sie vor ihren Augen liegenblieben oder sangen ein Baby in einem französischen Zug in den Schlaf. Go raibh maith agat – Danke!
Neben Island war das kleine Wales die Überraschung des Turniers und schaffte es mit einem Sieg über Belgien sogar ins Halbfinale. Beim Ausgleichstor zum 1:1 durch Ashley Williams gab es kein Halten mehr. Vor allem bei Trainer Chris Coleman, dessen Anfang als Nationaltrainer nach dem Selbstmord seines Vorgängers und Jugendfreunds Gary Speed alles andere als leicht war. «Gary Speed ist immer in meinen Gedanken, nicht nur bei dieser EM«, sagte Coleman der »ARD«.
Der Star der Waliser: Gareth Bale. Der Spieler von Real Madrid begeisterte dabei nicht nur während des Spiels, sondern auch danach. Nach dem Sieg gegen Belgien stürmte Bales Tochter Alba auf den Platz und spielte überglücklich mit ihrem Vater. Der Spielverderber: Die Uefa. Sie erlaubt keine Kinder mehr auf dem Platz. Die Begründung: Es sei »keine Familienveranstaltung«. Liebe Uefa, und was bedeutet das für die Kinder im Stadion?!
Neben den Walisern flogen auch den Isländern die Herzen Europas zu. Mit ihrem unerschütterlichen Teamgeist kämpfte sich das 300.000-Einwohner Land bis ins Viertelfinale vor und kickte im Achtelfinale sogar England aus dem Turnier. Das Gesicht der Isländer – mit markantem Bart – ist Kapitän Aron Gunnarsson. Anfangs mochte sein Bruder den Bart nicht, doch während des Turniers sagte er der »Süddeutschen Zeitung«: »Er sieht ja aus wie ein Wikinger aus dem Jahr 800 oder so. Wahrscheinlich haben jetzt alle Angst vor ihm.«
Einer der Trainer des Turniers ist Antonio Conte. Ein kluger Kopf, dessen emotionale Ausbrüche inzwischen weltweit bekannt sind. Im Viertelfinale gegen Deutschland erlebt er eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Da nimmt selbst die Krawatte Reißaus.
Es ist der 10. Juli: Der Tag des EM-Finales. Alles ist perfekt vorbereitet. Nur mit ihnen hat niemand gerechtet: Motten! Irgendwer hat vergessen über Nacht das Stadionlicht auszuschalten und jetzt flattern die kleinen Viecher durch das Stade de France. Eine kleine Invasion, die auch Frankreichs Trainer Didier Deschamps kurz aus dem Konzept bringt.
Sie waren die Publikumslieblinge der Franzosen bei dieser EM: Dimitri Payet und Antoine Griezmann. Zusammen belebten sie das Spiel der Franzosen und schossen den Gastgeber bis ins Finale. Als Dankeschön küssten sie sich im Halbfinale gegenseitig die so talentierten Füße. Die im Finale aber plötzlich ins Stolpern gerieten.
Portugals Eder zerstörte in der Verlängerung den Traum der Franzosen mal wieder einen EM-Titel im eigenen Land zu gewinnen. Wem er dieses Tor zu verdanken hatte, wusste Eder genau: »Ronaldo hat mir gesagt: ›Du musst das Siegtor schießen!‹ Seine Kraft hat er uns übertragen.« Der Superstar selbst musste verletzt von der Bank aus zuschauen.
Ronaldo, der nach einem heftigen Foul von Dimitri Payet schon früh das Spiel von der Bank aus verfolgen musste, konnte einfach nicht still sitzen bleiben. Stattdessen probierte er sich als neuer Nationaltrainer – sehr zum Erstaunen von Coach Fernando Santos. Den Superstar in seine Schranken zu weisen, das traute sich Santos dann aber doch nicht.
In einem Sprichwort heißt es, dass Paris die zweite Stadt Portugals ist. Dies sah man auch am Finalabend. Die mehr als eine Million Menschen mit portugiesischer Herkunft in Frankreich feierten ausgelassen mit Autohupen, Feuerwerkskörpern und Gesängen auf den Straßen. Nur der Eiffelturm blieb bei seinen Farben.
Ronaldo konnte sein Glück kaum fassen und der Enttäuschung über seine Verletzung wich langsam die unsagbare Freude über seinen ersten Titel mit der portugiesischen Nationalmannschaft. »Das ist einer der glücklichsten Momente meines Lebens. Ich habe seit 2004 dafür gebetet, dass ich noch eine Chance bekomme.« Wie ein kleines Kind alberte er mit dem Pokal herum. Der Pokal als Hut – vielleicht ein neuer Fashion-Trend?