Was ist besser: 8‑mal in Folge oder 11-mal am Stück? Wer ist der 17-jährigste Fuldaer aller Zeiten und wofür bleiben ihm 260 Tage? Muss eine Woche vor den Sommerferien noch eine Doppelstunde Mathe absitzen: die 11 des Spieltags.
Der Mainzer Kapitän, der übrigens wirklich so heißt (also „Danny“, nicht „Latza“) (obwohl, er heißt natürlich auch „Latza“, aber ihr wisst schon, wie wir das meinen), lieferte die Vorarbeit des Wochenendes ab: drei Mann ausgetanzt und dann per Hacke zum Kollegen, der das vorentscheidende 2:0 macht. Und nach der Arbeit kam das Vergnügen, da schlüpfte Latza in ein T‑Shirt mit der Aufschrift: „8 x Meister? Langweilig! 11 x drinbleiben? Mainzer Weltklasse.“
Apropos drinbleiben. Nach dem Sommer gehen Kinder auf eine weiterführende Schule, in deren Leben es noch keine Bundesliga ohne Mainz und Augsburg gab. Ja, auch der FCA wird eine weitere Saison erstklassig sein. Und das verdankt er vor allem dem Oberbayern mit der sturmfesten Frisur, denn der war an der Hälfte aller Augsburger Tore direkt beteiligt. Logisch, dass es sein Treffer war, der am Samstag den Klassenerhalt besiegelte. Danach, so steht zu vermuten, ging’s zum Feiern ab in die nächste Drogerie.
Man weiß nicht genau, wer all diese Menschen sind, die da seit rund zwei Wochen auf der Hoffenheimer Trainerbank sitzen, und vermutlich lohnt es auch nicht wirklich, sich die Namen aufzuschreiben. Aber sie scheinen einen guten Job zu machen, denn nach sechs Punkten aus den letzten beiden Spielen hat die TSG zumindest schon mal die Qualifikation zur Europa League in der Tasche. Vielleicht geht sogar noch mehr, denn Konkurrent Wolfsburg spielt nächste Woche in München. Am Ende muss man sich doch noch merken, wer Kaltenbach ist und wer Rechner, Gross, Rapp oder Herdling?
Wahr ist aber natürlich auch: Kaltenbach, Rechner, Gross, Rapp und Herdling – wer immer sie sein mögen – haben ein Ass im Ärmel gefunden, das ihr Vorgänger Alfred Schreuder lange gesucht hat. Beim großen Ausverkauf vor der Saison blieb den Hoffenheimern nur ein einziger ihrer Stars erhalten, nämlich Kramarić. Und ausgerechnet der fehlte dann insgesamt 132 Tage wegen Knie- und/oder Leistenproblemen. „Wenn er auf dem Platz steht, ist es ein anderes Spiel“, sagte Manager Alexander Rosen. Der gehört übrigens offiziell auch zum Trainerteam, weil er der einzige mit A‑Lizenz ist.
Gladbachs Spielführer hat eine ereignisreiche Woche hinter sich. Zuerst gründete er mit 22 Kollegen eine neue Interessenvertretung für Profifußballer. Dann war er als Gewerkschaftsboss gleich mal gefordert, denn in Paderborn geriet das Produktionsziel Champions League plötzlich in Gefahr, als der Absteiger den überraschenden Ausgleich fabrizierte. In diesem Krisenmoment trat Stindl höchstpersönlich vor ans Fließband, weil er mit seiner Berufserfahrung die Arbeitsabläufe verinnerlicht hat: Elfer herausgeholt, Elfer verwandelt, dann Abstauber reingemacht. Stundenzettel ausgefüllt, fertig.
Kann es wirklich Zufall sein, dass auch Stindls Mit-Revoluzzer Hummels am Samstag sensationell aufspielte? Jedenfalls bekam die Werkself aus Leipzig das Spiel gegen den BVB erst dann einigermaßen unter Kontrolle, als sie so weit nach vorne verschob, dass der Dortmunder Abwehrchef keinen Platz mehr für den Spielaufbau hatte. Das zweite Mal kam Hummels dann an jenem Tag in die Schlagzeilen, als er fürs nächste Jahr die Meisterschaft als Ziel ausrief. Dass er sogar noch ein drittes Mal zum Thema wurde, dafür konnte er dann allerdings nichts. Das lag an Hansi Flick, denn der …
… wechselte kurz vor Schluss den in Stuttgart geborenen und in Fulda aufgewachsenen Jamal Musiala ein. Mit 17 Jahren, 3 Monaten und 25 Tagen wurde er zum jüngsten Fußballer, den die Bayern in den letzten sechs Jahrzehnten in einem Pflichtspiel einsetzten. (Davor war es eben Hummels, der mit 17 Jahren und 7 Monaten im Ligapokal spielen durfte.) Für Musiala begann die Saison übrigens in der B‑Jugend. Im Dezember wechselte er dann in die A‑Jugend, und als die wegen Corona den Spielbetrieb einstellte, kam er zur zweiten Mannschaft. Dort wurde er vor zwei Wochen zum zweitjüngsten Torschützen des FCB in der dritten Liga. Vielleicht mal vormerken: Der jüngste Bayern-Torschütze in der Bundesliga ist noch immer Roque Santa Cruz. Musiala hat noch bis zum 9. März 2021 Zeit.
Dieser Mann ist ein bisschen älter als Musiala. Er hat am Wochenende nichts gewonnen, nicht mal das Spiel. Er hat nichts erreicht, ganz im Gegenteil, und keinen Rekord aufgestellt. Trotzdem gehört er für uns zu den Stars des Spieltags – und zwar wegen seines geilen Polo-Shirts. Österreicher können einfach alles tragen! Auch nicht so ganz übel war die Leistung seiner Elf, die im 53. (!) Pflichtspiel dieser Mammut-Saison mehr zuzusetzen hatte als der ausgeruhte Gegner und den Sieg auch mehr wollte. Trotzdem verpasste die Eintracht durch das 1:1 in Köln endgültig die Europa League. Und was sagte Hütter? „Man kann auch mal auf einen einstelligen Tabellenplatz stolz sein.“ Wir ziehen vor diesem Mann alle Hüte, die wir haben.
Man muss sich das mal vorstellen. Ende Januar unterschrieb der Stürmer trotz Angeboten aus England und Spanien bei der Hertha, weil er vom Trainer Jürgen Klinsmann überzeugt war. Dann reiste er nach Kolumbien und war dort ein Schlüsselspieler, als Brasiliens U23 die Qualifikation für die Olympischen Spiele schaffte. Vier Monate später ist Klinsmann genauso Geschichte wie sein Nachfolger – und die Olympischen Spiele. Cunha aber scheint völlig ungerührt. Am Samstag versenkte er mal eben den Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen mit einem sensationellen Treffer, der an jedem anderen Wochenende das Tor des Spieltags gewesen wäre.
Denn da war ja noch das Führungstor des BVB. Der Spielzug begann am eigenen Strafraum, wo Hummels vier Gegner umdribbelte. Es ging weiter mit einem Doppelpass zwischen Julian Brandt und Thorgan Hazard, einem Flankenlauf und einer Hereingabe, die der 17-jährige Giovanni Reyna dann auf engsten Raum zum 19-jährigen Erling Haaland weiterleitete, der kaltschnäuzig sein 13. Tor im 14. Bundesligaspiel erzielte. Und das alles gegen den Herbstmeister! Wer das Tor gesehen hat, dem drängt sich die Frage auf: Warum ist diese Mannschaft eigentlich wieder nicht Meister geworden?
Als Schnatterer 2008 nach Heidenheim kam, spielte der Verein in der vierten Liga. In den nächsten zwölf Jahre gab es immer mal wieder Anfragen für den Spieler, darunter auch einige aus der Bundesliga. Doch Schnatterer blieb dem FCH treu. Nun ist der früher Unverzichtbare 34 Jahre alt und wird langsam verzichtbar. Im November saß er zum ersten Mal überhaupt 90 Minuten draußen und auch im Spitzenspiel gegen den HSV am Sonntag stand er nicht auf dem Rasen. Bis zur 64. Minute. Beim Stand von 0:1 brachte Trainer Frank Schmidt seinen einstigen Lieblingsschüler. Und „Schnatti“ drehte das Spiel, auch wenn die Statistik das nicht widerspiegelt: Zu beiden Heidenheimer Toren gab Schnatterer den vorletzten Pass. Wird er auf seine alten Tage jetzt auf dem unwahrscheinlichsten aller Wege doch noch Bundesligaspieler?