Vor November wird es keine Rückkehr der Fans in die Bundesliga-Stadien geben. Heißt auch: Wir müssen weiter auf die Tonoption „Stadionatmosphäre“ ausweichen. Doch wie kommt die eigentlich zustande? Alessandro Reitano, Produktionsleiter bei Sky, klärt auf.
Alessandro Reitano, fast alle Ligen und Sender haben beim Restart die Idee mit der künstlichen Stadionatmosphäre kopiert. Warum klingt sie bei Ihnen viel authentischer als bei den Kollegen?
Wir haben einen anderen Workflow als etwa die Premier League. Die übernehmen vorgefertigte Klangteppiche, die für Videospiele produziert wurden. Bei uns ist die Vorbereitung aufwendiger. Zuerst gehen wir ins Archiv und nehmen uns eine Partie zwischen zwei bestimmten Teams vor. Aus den 90 Minuten filtern wir einen generischen Hintergrundsound von fünf Minuten Länge. Der wird geloopt und auf einen Sampler gepackt, damit wir einen durchgängigen Teppich haben.
Aber ist das bei „EA Sports Atmospheric Audio“ nicht genauso?
Wir gehen mehr in die Tiefe und schauen uns die Spezifika einer Paarung an. Das ist fast schon eine journalistische Arbeit: Worauf kommt es an, wenn ein Derby ansteht? Da herrscht ja eine ganz andere Atmosphäre als bei einem normalen Spiel. Vor allem aber suchen wir nach der Erstellung des Loops spezifische Samples für spezielle Szenen heraus. Wir antizipieren, was passieren könnte, und stellen dann bis zu 15 verschiedene Samples zu diversen Szenen her: Foul, Torchance, Rettungstat.
Wer spielt die dann ein?
Wir haben junge Leute rausgesucht, die Stadiongänger sind und wissen, wann in der Kurve welche Stimmung herrscht. Sie brauchen keine Ausbildung als Effects Operator, sondern das Gespür, im richtigen Moment den richtigen Knopf zu drücken.
Ist das wie bei Stefan Raab?
So ähnlich. Der Loop wird auf dem Ü‑Wagen vom Toningenieur der Geisterspielatmosphäre beigemischt. Dazu kommen unsere jungen Wilden mit Sachverstand. Die haben ein Sample-Pad, auf dem jeder Knopf für eine Publikumsreaktion steht. Das lief von Anfang an gut, trotzdem machen wir zu jedem Spiel Nachbesprechungen.
Was sagen die Zuschauer?
Wir können das aus technischen Gründen nicht messen, aber unser Gefühl ist, dass die Mehrheit diese Option wählt.