Nach dem müden Gekicke gegen Liechtenstein liefert Deutschland eine rundum starke Vorstellung gegen Armenien ab. Muss gezwungenermaßen ein paar Lobeshymnen singen: die Einzelkritik.
Marco Reus
Schon kriminell, dass dieser wunderbare Fußballer nach seinem Nationalelf-Debüt am 7. Oktober 2011 bislang nur noch weitere 45 Mal für Deutschland auflief. Denn immer wenn er es tut, ist es ein Genuss. Gab viele Kommandos, schaltete sich links, rechts und mittig ein und durfte die schöne Vorarbeit der Kollegen zum 3:0 veredeln.
Leroy Sané
Wechselte innerhalb des Spiels mehrfach den feinen Smoking gegen den befleckten Blaumann: tänzelte und kreierte offensiv und malochte dazu erstaunlich viel nach hinten, gewann mitunter Bälle am eigenen Sechzehner. Gerüchten zufolge gab es nach dem Spiel etwas Kaviar und Adelkrone-Pils aus der Plastikflasche.
Timo Werner
Machte lange Zeit Marek Mintal den Titel als Phantom streitig, legte dann aber das 3:0 mit dem Hintern auf und drückte kurz danach eine Vorlage von Goretzka über die Linie.
Jamal Musiala (ab 61. für Sané)
Schon ein guter Typ. Trabt mit seinen langen Stelzen über den Rasen und bringt dabei eine Technik mit, die ausnahmsweise mal eine berechtigte Hoffnung auf das Vorantreiben der Digitalisierung in Deutschland säht. Schaut dabei drein, als wäre es das normalste der Welt. Tja, liebe Politik.
Florian Wirtz (ab 61. für Reus)
Kreierte direkt nach seiner Einwechselung eine Großchance für Jonas Hofmann und ließ dabei die Grenzen zwischen Fußballer und Slalomläufer verschwimmen. Legte mit einem blitzblanken Doppelpass das 6:0 auf. Ist immer noch erst 18 Jahre alt und nicht wenige Kreisligakicker in den Endzwanzigern nehmen ihm das persönlich.
Ilkay Gündoğan (ab 61. für Kimmich)
Spielte ein paar nette, risikofreie Pässe. Gut. Nicht gut: das reichte bereits für Gündogans beste Leistung für die Nationalmannschaft seit langem.
Karim Adeyemi (ab 71. für Gnabry)
Den zweitbesten Stürmer Deutschlands (Hot-Take-Alert!) sollten hierzulande bald ein paar mehr Leute auf dem Schirm haben. Ist unfassbar schnell, mutig am Ball und trickreich. Holte sich beim Debüt direkt sein erstes Länderspieltor ab, schön! Wäre noch schöner: Ihn auf Vereinsebene mal bei einem richtigen Klub spielen zu sehen.
David Raum (ab 83. für Kehrer)
Der zweite Debütant des Abends. Enttäuschte allerdings schon bei der Einwechslung auf ganzer Linie, weil er anders als bei den Olympischen Spielen die Hose mit eingestecktem Trikot nicht knapp unter den Achseln trug. Die Gewerkschafter der IG-Torsten-Legat der 11FREUNDE-Redaktion werden Protest einlegen. Ansonsten alles tippitoppi in den paar Minuten, darf wiederkommen.