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Seite 2: Sulu und die Warp-Geschwindigkeit

Anthony Modeste
Das Kölner Glück per­fekt machte einer, der neben der Schnaps­idee, jetzt auch schon Ende August und unter dem Motto Jeck im Sun­nesching“ Kar­neval zu feiern, als einer der besten Ein­fälle gilt, die man in der Dom­stadt in der jün­geren Ver­gan­gen­heit gehabt hatte. Und so spielte Anthony Modeste auch gegen den HSV auf, als fiele der Rosen­montag in diesem Jahr auf einen Samstag. Er machte Bälle fest, riss Löcher und ver­stol­perte, als nichts mehr zu helfen schien, den Ball im Straf­raum derart geschickt, dass der Fuß­ball­gott vor Rüh­rung nicht anders konnte, als den Schieds­richter auf Elf­meter ent­scheiden zu lassen. Und weil er dieses gött­liche Zei­chen in seiner offen­baren Weis­heit als sol­ches erkannte, schnappte sich Modeste gleich selbst den Ball und ver­wan­delte zum viel umju­belten Sieg­treffer. Oder wie es so schön heißt: Bal­le­lujah.

Jannik Ves­ter­gaard
Wenn Naldo zum per­fekten Namen für ein Auto gerei­chen würde, wäre Jannik Ves­ter­gaard als Deo­roller das pas­sende Äqui­va­lent. Denn obwohl das Spiel zwi­schen Werder Bremen und Borussia Mön­chen­glad­bach nur im totalen Bild­aus­fall einen ver­dienten Sieger gesehen hätte, blieb zumin­dest die däni­sche Abwehr­kante in jeder fuß­bal­le­ri­schen Lebens­lage cool. Stemmte sich erfolg­reich gegen die ver­ein­zelt und diven­haft vor­ge­tra­genen Solo-Läufe der Glad­ba­cher Fein­kost­ab­tei­lung, flößte dank seines Auf­tre­tens nicht nur dem Gegner son­dern auch den eigenen Mit­spie­lern gehörig Respekt ein, sich gefäl­ligst zu bewegen und köp­felte, als das Spiel den­noch an Chan­cen­armut zu ersti­cken drohte, aus dem Stand eine Ecke zum Siegtor in die Maschen. Riss anschlie­ßend die Arme in die Höhe und ver­sprühte den Duft des Erfolgs — Smells like Ves­ter­gaard.

Aytac Sulu
Er hat einen super Namen, sieht aus wie ein Krieger und zieht sich schon mal auf dem Spiel­feld selbst einen im Zwei­kampf gelo­ckerten Zahn: Eigent­lich gehört Aytac Sulu an jedem ver­dammten Spieltag in unsere 11 des Spiel­tags“. Doch an diesem Wochen­ende hatte Darm­stadts Abwehr­chef dazu noch maß­geb­li­chen Anteil am erneuten Punkt­ge­winn des kras­sesten Außen­sei­ters seit Beginn der Moderne, also seit 1963, der ersten Bun­des­liga-Saison. Denn auch gegen den Verein, für dessen zweite Mann­schaft er einst nicht gut genug gewesen sein sollte, stemmte sich Sulu gegen die geg­ne­ri­schen Angriffe, als wäre er sein eigener Namens­vetter vom Raum­schiff Enter­prise und mitten im End­kampf gegen die Klin­gonen. Nicht schlecht für einen, der vor gerade einmal zwei Jahren kurz davor stand, den Traum vom Profi-Fuß­baller an den Nagel zu hängen. Doch zum Glück hatte das Schicksal noch eine Volte im Köcher und Dirk Schuster einen klaren Plan für seinen Kapitän: Sulu, Warp-Geschwin­dig­keit.

Luc Cas­taignos
Auf fast allen Bil­dern, die man zu ihm findet, zieht Luc Cas­taignos die linke Augen­braue in Rich­tung Himmel, als würde er in jeder Sekunde seines Lebens an allem und vor allem sich selbst zwei­feln. Pas­send dazu findet auch sein neuer Trainer Armin Veh: Der Junge weiß noch gar nicht, was in ihm steckt.“ Doch spä­tes­tens nach diesem Wochen­ende sollte er zumin­dest eine Ahnung davon haben. Zwei Tore selbst erzielt, einen Elf­meter heraus geholt — keine schlechte Bilanz für einen Zweifler. Und auch die Art und Weise, mit der Cas­taignos seine Treffer erzielt, haben viel Schönes. Als wären extra nur für ihn Gleise auf dem Rasen ver­legt, und er selbst die schnellste Mög­lich­keit, darauf von A nach B zu gelangen. Womit wir wieder beim Thema sind. Denn noch hat Hol­land keine eigenen Hoch­ge­schwin­dig­keits­züge. Sollte sich das je ändern, und die Frage nach einem pas­senden Namen aufkommen…ihr wisst schon.

Mats Hum­mels
Auch wenn Hen­rikh Mkhi­ta­ryan die meisten Tor­schuss­vor­lagen und Pässe gab, Pierre-Eme­rick Aub­ameyang zu seinem dritten Tor im dritten Bun­des­li­ga­spiel kam oder aus­ge­rechnet“ Adrian Ramos gegen seinen Ex-Verein zum Deckel drauf“-Torschützen mutierte: Wenn es beim Sieg der Dort­munder über die Ber­liner Mauer“ einen Spieler beson­ders her­aus­zu­heben gilt, dann Mats Hum­mels. Nicht nur, weil er im schönsten Klopp-Idiom den Dosen­öffner“ der Partie gab, son­dern vor allem, weil dessen aktu­elle Form all das umschreibt, was den BVB in dieser Saison zu alter Stärke finden lässt. Hum­mels wirkt fit, moti­viert und cool wie zu seinen besten Zeiten unterm Ober-Pöhler“ nicht. Ganz abge­sehen davon, dass er für die läs­sigste Reak­tion der Woche sorgte und hin­sicht­lich der EL-Reisen nach Salo­niki, Kras­nodar und Gabala twit­terte: Is ja quasi alles um die Ecke.“ Die Leich­tig­keit ist zurück in Dort­mund. Gut für die Liga.

Thomas Müller
Ver­gan­gene Woche mit dem Knie, diese Woche mit dem Ober­schenkel und per Elf­meter: Thomas Müller schickt sich offenbar nicht nur an, Tor­schüt­zen­könig zu werden, son­dern auch, auf dem Weg dorthin mit mög­lichst vielen ver­schie­denen Kör­per­teilen zu treffen. Wir jeden­falls würden uns kaum mehr wun­dern, sollte Müller seine nächsten Treffer mit dem Hin­tern, per Bauch­klat­scher oder Ohr­schnippser erzielen. Und ganz nebenbei bringt der Ur-Bayer die klub­in­ternen Kräf­te­ver­hält­nisse in die rich­tige Rei­hen­folge. Gefragt, warum er den zweiten Elf­meter des Abends nicht auch selbst ver­wan­delte, packte Müller den inneren Ver­hal­tens­for­scher aus: Man muss den Haien eben auch ab und zu einen Fisch hin­werfen.“ Kann man nur hoffen, dass den so beschenkten Bayern-Kol­legen keine Gräte ste­cken­bleibt. Aber wahr­schein­lich kann Müller auch das Heim­lich-Manöver. Ganz sicher dann, wenn sich damit irgendwie ein Tor erzielen lässt.