Warum Jannik Vestergaard ein wandelndes Deo ist, sich Christian Träsch im Dunstkreis der Nationalelf wähnt und Darmstadt mit Warp-Geschwindigkeit kämpft.
Anthony Modeste
Das Kölner Glück perfekt machte einer, der neben der Schnapsidee, jetzt auch schon Ende August und unter dem Motto „Jeck im Sunnesching“ Karneval zu feiern, als einer der besten Einfälle gilt, die man in der Domstadt in der jüngeren Vergangenheit gehabt hatte. Und so spielte Anthony Modeste auch gegen den HSV auf, als fiele der Rosenmontag in diesem Jahr auf einen Samstag. Er machte Bälle fest, riss Löcher und verstolperte, als nichts mehr zu helfen schien, den Ball im Strafraum derart geschickt, dass der Fußballgott vor Rührung nicht anders konnte, als den Schiedsrichter auf Elfmeter entscheiden zu lassen. Und weil er dieses göttliche Zeichen in seiner offenbaren Weisheit als solches erkannte, schnappte sich Modeste gleich selbst den Ball und verwandelte zum viel umjubelten Siegtreffer. Oder wie es so schön heißt: Ballelujah.
Jannik Vestergaard
Wenn Naldo zum perfekten Namen für ein Auto gereichen würde, wäre Jannik Vestergaard als Deoroller das passende Äquivalent. Denn obwohl das Spiel zwischen Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach nur im totalen Bildausfall einen verdienten Sieger gesehen hätte, blieb zumindest die dänische Abwehrkante in jeder fußballerischen Lebenslage cool. Stemmte sich erfolgreich gegen die vereinzelt und divenhaft vorgetragenen Solo-Läufe der Gladbacher Feinkostabteilung, flößte dank seines Auftretens nicht nur dem Gegner sondern auch den eigenen Mitspielern gehörig Respekt ein, sich gefälligst zu bewegen und köpfelte, als das Spiel dennoch an Chancenarmut zu ersticken drohte, aus dem Stand eine Ecke zum Siegtor in die Maschen. Riss anschließend die Arme in die Höhe und versprühte den Duft des Erfolgs — Smells like Vestergaard.
Aytac Sulu
Er hat einen super Namen, sieht aus wie ein Krieger und zieht sich schon mal auf dem Spielfeld selbst einen im Zweikampf gelockerten Zahn: Eigentlich gehört Aytac Sulu an jedem verdammten Spieltag in unsere „11 des Spieltags“. Doch an diesem Wochenende hatte Darmstadts Abwehrchef dazu noch maßgeblichen Anteil am erneuten Punktgewinn des krassesten Außenseiters seit Beginn der Moderne, also seit 1963, der ersten Bundesliga-Saison. Denn auch gegen den Verein, für dessen zweite Mannschaft er einst nicht gut genug gewesen sein sollte, stemmte sich Sulu gegen die gegnerischen Angriffe, als wäre er sein eigener Namensvetter vom Raumschiff Enterprise und mitten im Endkampf gegen die Klingonen. Nicht schlecht für einen, der vor gerade einmal zwei Jahren kurz davor stand, den Traum vom Profi-Fußballer an den Nagel zu hängen. Doch zum Glück hatte das Schicksal noch eine Volte im Köcher und Dirk Schuster einen klaren Plan für seinen Kapitän: Sulu, Warp-Geschwindigkeit.
Luc Castaignos
Auf fast allen Bildern, die man zu ihm findet, zieht Luc Castaignos die linke Augenbraue in Richtung Himmel, als würde er in jeder Sekunde seines Lebens an allem und vor allem sich selbst zweifeln. Passend dazu findet auch sein neuer Trainer Armin Veh: „Der Junge weiß noch gar nicht, was in ihm steckt.“ Doch spätestens nach diesem Wochenende sollte er zumindest eine Ahnung davon haben. Zwei Tore selbst erzielt, einen Elfmeter heraus geholt — keine schlechte Bilanz für einen Zweifler. Und auch die Art und Weise, mit der Castaignos seine Treffer erzielt, haben viel Schönes. Als wären extra nur für ihn Gleise auf dem Rasen verlegt, und er selbst die schnellste Möglichkeit, darauf von A nach B zu gelangen. Womit wir wieder beim Thema sind. Denn noch hat Holland keine eigenen Hochgeschwindigkeitszüge. Sollte sich das je ändern, und die Frage nach einem passenden Namen aufkommen…ihr wisst schon.
Mats Hummels
Auch wenn Henrikh Mkhitaryan die meisten Torschussvorlagen und Pässe gab, Pierre-Emerick Aubameyang zu seinem dritten Tor im dritten Bundesligaspiel kam oder „ausgerechnet“ Adrian Ramos gegen seinen Ex-Verein zum „Deckel drauf“-Torschützen mutierte: Wenn es beim Sieg der Dortmunder über die „Berliner Mauer“ einen Spieler besonders herauszuheben gilt, dann Mats Hummels. Nicht nur, weil er im schönsten Klopp-Idiom den „Dosenöffner“ der Partie gab, sondern vor allem, weil dessen aktuelle Form all das umschreibt, was den BVB in dieser Saison zu alter Stärke finden lässt. Hummels wirkt fit, motiviert und cool wie zu seinen besten Zeiten unterm „Ober-Pöhler“ nicht. Ganz abgesehen davon, dass er für die lässigste Reaktion der Woche sorgte und hinsichtlich der EL-Reisen nach Saloniki, Krasnodar und Gabala twitterte: „Is ja quasi alles um die Ecke.“ Die Leichtigkeit ist zurück in Dortmund. Gut für die Liga.
Thomas Müller
Vergangene Woche mit dem Knie, diese Woche mit dem Oberschenkel und per Elfmeter: Thomas Müller schickt sich offenbar nicht nur an, Torschützenkönig zu werden, sondern auch, auf dem Weg dorthin mit möglichst vielen verschiedenen Körperteilen zu treffen. Wir jedenfalls würden uns kaum mehr wundern, sollte Müller seine nächsten Treffer mit dem Hintern, per Bauchklatscher oder Ohrschnippser erzielen. Und ganz nebenbei bringt der Ur-Bayer die klubinternen Kräfteverhältnisse in die richtige Reihenfolge. Gefragt, warum er den zweiten Elfmeter des Abends nicht auch selbst verwandelte, packte Müller den inneren Verhaltensforscher aus: „Man muss den Haien eben auch ab und zu einen Fisch hinwerfen.“ Kann man nur hoffen, dass den so beschenkten Bayern-Kollegen keine Gräte steckenbleibt. Aber wahrscheinlich kann Müller auch das Heimlich-Manöver. Ganz sicher dann, wenn sich damit irgendwie ein Tor erzielen lässt.