Warum Jannik Vestergaard ein wandelndes Deo ist, sich Christian Träsch im Dunstkreis der Nationalelf wähnt und Darmstadt mit Warp-Geschwindigkeit kämpft.
Yoshinori Muto
Achtung, Tiefschlag: „Hattu Platten? Muto aufpumpen.“ Der Mainzer Neuzugang trumpfte gegen Hannover aber auch auf! So sehr, dass hinterher wirklich alle durchdrehten. Trainer Martin Schmidt verneigte sich mit einer asiatischen Verbeugung und die „Bild“ mit der Feststellung, in Japan sei Muto ein absoluter Frauenschwarm, was irgendwie auch daran zu liegen scheine, dass er „schnell und beweglich“ sei. Aha. Aber auch die Mainzer Fans ließen sich anstecken von der Euphorie und beorderten ihren neuen Liebling nach Spielschluss zu sich in die Kurve, die Humba anzustimmen. Was der wie folgt kommentierte: „Ich glaube, sie haben etwas über Mainz gesungen. Ich wusste aber gar nicht, was ich da machen soll. Jetzt muss ich schnell Deutsch lernen.“ Muto machen.
Ronaldo Aparecido Rodrigues
Sollte der Volkswagen-Konzern demnächst vor der Frage stehen, wie man das gerade als Eierlegende Wollmilchsau entwickelte Kraftfahrzeug nur nennen soll, wir hätten da einen Vorschlag: Naldo. Der wird zwar in wenigen Tage 33 Jahre alt, spielte gegen Schalke aber auf, als müsste der Begriff „moderner Verteidiger“ erst noch erfunden werden. Ob auf die Physis von Choupo-Moting, die spielerische Leichtigkeit von Julian Draxler oder die Abgezocktheit von Klaas-Jan Huntelaar — Naldo hatte auf all das nur eine Antwort: „Nicht mit mir.“ Und auch im Spiel nach vorn gab sich der Mann mit der Fleischkappe gewohnt umsichtig und kurbelte die eigenen Angriffe an, als würde die „abkippende Sechs“ in Wolfsburg schlichtweg auf dem Index stehen.
Christian Träsch
Tat dem Wolfsburger Spiel ebenfalls gut: Der Träsch-Faktor. Was wiederum ungefähr so sehr zu erwarten war, als würde Volkswagen seinen nächsten Kleinwagen „Astra“ nennen. Und so rieb man sich die Augen und versuchte krampfhaft, sich zu erinnern, was Christian Träsch ehedem zum Nationalspieler machte, der er ja einst und für immerhin zehn Länderspiele war. Doch so sehr man auch in grauer Erinnerung kramte, Flügelläufe mit anschließender, punktgenauer Flanke gehörten sicher nicht dazu. Und wäre Bas Dost davon nicht mindestens genauso überrascht gewesen wie wir, Träsch hätte dieses Spiel mit gleich zwei Torvorlagen verlassen. Dass der trotz der „Durststrecke“, die seine Karriere in jüngster Zeit war, immer an sich geglaubt hat, zeigt ein Blick auf seine Homepage. Unter „Rückennummer“ ist da zu lesen: „15 (VfL Wolfsburg und Nationalmannschaft)“. Was eine ganz neue Dimension in den Begriff „erweiteter Kreis“ bringt.
Matthew Leckie
Aus der Startelf von „Fußballer mit geilen Nachnamen“ direkt in die „11 des Spieltags“: Matthew Leckie. Schon bei der WM 2014 zeigte der, dass er zu Höherem berufen ist als dem FSV Frankfurt, bei dem er bis dato unter Vertrag stand. Blöd nur, dass er direkt vor Beginn der Weltmeisterschaft einem Wechsel zum FC Ingolstadt zugestimmt hatte, dachte man sich noch ob seiner vielversprechenden Auftritte in Brasilien. Doch kein Jahr später lässt sich konstatieren: Alles richtig gemacht. Und als hätte sich Leckie die wirklich schönen Tore für die ganz große Bühne aufgehoben, wemmste er in Augsburg einen Fernschuss durch den Samstag, das man gar nicht anders konnte, als sich denken: Leckie mio.
Philipp Hosiner
So gut der 1. FC Köln auch in die Saison gestartet war, gegen den Hamburger SV brauchte es schon eine besondere Note, um die drei Punkte in der Stadt zu behalten. Und wer wäre für diesen Job besser geeignet gewesen als Philipp Hosiner? Ein Mann, der schon einmal zum „Eff-Zeh“ wechseln sollte, ehe beim Medizin-Check ein Nierentumor entdeckt wurde. Ein Mann, der Peter Stögers Austria Wien einst mit 27 Toren in 30 Spielen zum Meister ballerte. Und mithin ein Mann, der mit dem seltenen Strafraumstürmer-Gen gesegnet ist, genau zum richtigen Zeitpunkt genau dort im Strafraum aufzutauchen, wo für den Moment niemand außer ihm und der Ball ist. In Hollywood nennt sich das Happy End. In Köln „Et hätt noch emmer joot jejange“.