Ein Oberliga-Torwart aus Sachsen-Anhalt teilt ein antisemitisches Foto. Der Verein reagiert drastisch.
Den Montag hatte sich Max-Martin Schulze vorläufig freigenommen. Es galt die Anfragen der „Bild“-Zeitung, der Leipziger Volksstimme und aller anderen Medien zu beantworten, einen Brief an den NOFV zu schreiben und dafür zu sorgen, dass der Name des TV Askania Bernburg nicht weiter in den Dreck gezogen würde.
Hass!
Seit dem Wochenende hatte der Oberligist aus Sachsen-Anhalt einen Antisemitismus-Skandal aufzuarbeiten. Denn nach dem Spiel zwischen Bernburg und Chemie Leipzig hatte Torwart Giovanni Datemasch ein Foto von sich und Leipzigs Kapitän Stefan Karau bei „Instagram“ geteilt. Zwar hatte Datemasch die Montage nicht selbst erstellt, sondern nur von einem anderen Account kopiert. Das aber kommentarlos. Weshalb davon ausgegangen werden darf, dass der Keeper mit den Details einverstanden war. Denn auf dem Foto trug Kapitän Karau statt der Kapitänsbinde einen Davidsstern. Und auf Datemaschs Körper war zu lesen: „HASS!“
„Für Giovanni war das ein brisantes Spiel“, erklärt Schulze, der Sportliche Leiter des TV Askania. Schließlich habe der 21-Jährige in der Jugend noch beim Erzrivalen Lokomotive Leipzig gespielt. Doch ab diesem Punkt endet dann auch das Verständnis. „Ich habe Giovanni heute mitgeteilt, dass er gekündigt wird und kein Vereinsmitglied mehr ist.“
„Ich bin nicht der Hellste in der App“
Datemasch selbst argumentierte gegenüber „Sportbuzzer“, dass er das Foto nicht selbst erstellt hätte. Das Kopieren in die eigene Story sei ein Versehen gewesen. „Ich bin nicht der Hellste in der App“, sagte Datemasch. Mittlerweile hat er seinen Account sowohl dort als auch bei Facebook gelöscht. Auch der Account „nifischiiiii“, der den Originalbeitrag erstellt hatte, ist nicht mehr aufzufinden. Im Netz lassen sich nur noch Querverweise zu harmlosen Privatprofilen herstellen. Und ein Like zum „La Familia Fightclub“ aus Halle, der im vergangenen Jahr unter anderem wegen vermuteter Verbindungen in die Neonaziszene in die Kritik geriet.
Max-Martin Schulze und der TV Askania Bernburg positionieren sich zu alldem deutlich. „Wir wollen uns nicht wie die Chemnitzer vor irgendeinen Karren spannen lassen.“ Bernburg gilt auch unter Beobachtern als harmloser Dorfverein, zu dessen Spielen sich in der Regel nur 80 – 100 Rentner verirren. Vorfälle dieser Art soll es zuvor nie gegeben haben. „Ein generelles Problem gibt es bei uns nicht“, sagt auch Schulze. In seiner Mannschaft würden Spieler mit Wurzeln aus Uganda, Griechenland oder Polen spielen.
Erschrocken sei der Verein von der massenhaften Verbreitung der Bilder. „Dass hat man ja auch in Hamburg gesehen, wie schnell ein Verein in Verruf gerät“, sagt Schulze. Dort hatte bei Barmbek-Uhlenhorst ein Fanbeauftragter im Februar einen Spieler rassistisch beleidigt. Der HSV Barmbek-Uhlenhorst schloss den Übeltäter aus.
Logische Konsequenzen
Auch in Bernburg reagierte man ohne zu Zögern. „Wir haben uns das Foto in Ruhe angesehen“, sagt Schulz, „danach war der Ausschluss nur die logische Konsequenz.“
Für Giovanni Datemasch könnte das „Versehen“ noch weitreichendere Folgen haben. Denn der Keeper stand auch zweimal im Tor der Bundeswehr-Nationalmannschaft. Sein Arbeitgeber versprach, den Fall nun zu prüfen.