Anfang Februar verzögerte sich die Abreise der Bayern nach Katar. Diese Flughafen-Posse war nicht unverschämt, aber das, was die Bayern daraus machten, durchaus schon.
Dieser Text erschien erstmals am 7. Februar 2021.
Vor einigen Jahren flog ich an einem Sonntag von Barcelona nach Berlin. Eigentlich sollte der Flug bereits am Nachmittag stattfinden, verschob sich wegen eines Wintereinbruchs in Deutschland allerdings bis in den Abend hinein. Die Stimmung unter den Fluggästen wurde immer angespannter, aber irgendwann startete die Maschine dann doch, und so schien alles ein halbwegs gutes Ende zu nehmen. Bis sich eine halbe Stunde vor der Landung der Pilot meldete, um mitzuteilen, dass der Flieger es leider erst ein paar Minuten zu spät nach Berlin schaffen würde und wegen des Nachtflugverbots nach Leipzig umgeleitet werden müsse. Für Busse sei aber gesorgt.
So etwas kommt hin und wieder mal vor, es ist also nicht so, dass keiner nachvollziehen könnte, wie genervt der Tross des FC Bayern war, als er am späten Freitagabend beziehungsweise frühen Samstagmorgen auf der Rollbahn des BER hängen blieb. Auch im Flieger aus Barcelona herrschte damals bestimmt keine Partystimmung, zumal die Leute vorher nicht bei Saft und Häppchen in der Luxusklasse gesessen, sondern stundenlang auf harten Bänken im Wartebereich des Flughafens ausgeharrt hatten. Doch abgesehen von ein paar Flüchen haben sich alle mit der Situation arrangiert. Weil sie wussten, dass so etwas nun mal passieren kann, wenn man im Winter auf Reisen geht.
Nicht ganz überraschend ist dem FC Bayern derlei Schicksalsergebenheit fremd. Stattdessen wettern Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß über eine „Unverschämtheit“, einen „Skandal ohne Ende“ und fühlen sich „total verarscht“. Larmoyantes Fazit Rummenigges: „Die Verantwortlichen wissen gar nicht, was sie unseren Spielern damit angetan haben.“
Ja, das ist eine berechtigte Frage: Was haben die Verantwortlichen den Bayern-Spielern angetan? Dass eine Reise etwas weniger kommod verläuft als gedacht, das kommt in dieser Jahreszeit schon mal vor. Wer das nicht aushält, der muss daheim auf dem Sofa bleiben. Zumal, dem Vernehmen nach, die dramatischste Folge der verspäteten Ankunft in Doha die war, dass eine regenerative Einheit des Kaders verschoben werden musste. Keine Frage, der FC Bayern wird am Montag zu seinem Halbfinalspiel gegen Al Ahly antreten können. Und er wird in einem wettbewerbsfähigen Zustand sein.