Ein Verein braut ein Tag-der-Amateure-Dosenbier. Eine Mannschaft singt eine eigene Vereinshymne. Ein Team nennt sich Rote Laterne. Am 8. Oktober ist ordentlich was los in Deutschlands Amateurligen. Wo lohnt sich der Besuch?
An dieser Stelle präsentieren wir jeden Freitag ausgewählte Begegnungen, die am Tag der Amateure stattfinden. Bislang haben sich über 200 Teams für den Tag angemeldet. Ihr wollt mit eurem Amateurteam auch mitmachen? Dann meldet euch hier an: www.tagderamateure.de
Die älteste Mannschaft
Union Mülheim – BW Neuenkamp
Nordrhein-Westfalen, Freundschaftsspiel
In den Interviews zu Fußballspielen sprechen Trainer immer häufiger von einem Wort: Automatismen. Die Automatismen müssen greifen, die Laufwege müssen stimmen, die Mannschaft muss eingespielt sein. Wer genau das alles in Vollendung sehen will, der muss nach Mülheim. Beim TuS Union spielen Fußballer in einem Team, die sich seit über 40 Jahren kennen. Sie laufen nicht für die Senioren oder die Alten Herren auf, sondern für die U80. „Bei uns ist viel Routine dabei. Beim Läuferischen mag es eng werden, aber wir haben ein gutes Stellungsspiel“, sagt Spieler Manfred Stachelhaus. Beim Tag der Amateure bieten sie die Unterhaltung in der Halbzeitpause. Im Team versammeln sich Spieler mit Mitte 70, der Jüngste ist 53. Mülheims U80 dürfte die wohl älteste Mannschaft Deutschlands darstellen. Herbert Kreißel, der Älteste, hat den Teamnamen sogar übertroffen, er ist 86 Jahre alt. Ihm zu Ehren wurde vor dem Vereinsheim ein Schild mit der Aufschrift „Herbert-Kreißel-Platz“ aufgestellt. „Bei der Gründung wurde bewusst der Teamname ›U80‹ gewählt, weil wir eigentlich dachten: In dem Alter spielt keiner mehr“, erzählt Stachelhaus. Die Gründung liegt nunmehr über 30 Jahre zurück. Damals fanden sich sechs Väter zum Kicken zusammen, weil sie ihre Kinder sowieso zum Training am Sportplatz brachten. Die Kinder sind nun erwachsen, aber die U80 besteht weiter. Jede Woche trainieren die Mülheimer Oldies eine Stunde lang. Danach geht es zu Kaltgetränken ins Lokal. Oder wie sie es nennen: „Wir gehen zur Theorie über.“
Die Videokünstler
TSG Stadtbergen – KSV Trenk
Bayern, Kreisklasse Augsburg Mitte
Das Privatfernsehen ist vollgestopft mit Castingshows, doch die interessanteste Suche nach dem perfekten Partner findet in Stadtbergen nahe Augsburg statt. Nach dem perfekten Sturmpartner wohlgemerkt. Die TSG Stadtbergen fertigt in der hauseigenen Produktionsfirma knapp viertelstündige Filme in Eigenregie an – jeweils immer im Dezember zur Weihnachtsfeier: „Stürmer gesucht“, „Das Gespenst der TSG“ oder „Cinderella 2.0“ hießen die bisherigen humorvollen Streifen. Das Projekt „Filardi Films“ des Spielers Daniel Filardi erfreut sich in der Stadt bereits großer Beliebtheit. Am „Tag der Amateure“ gibt es Bilder der Produktion zu bestaunen. Und: Hier kann man im Gegensatz zu den Castingshows die Protagonisten hautnah bestaunen, live und in Farbe auf dem Rasen in der Kreisklasse A.
Sky-Entsorgung
FC Gütersloh – Westfalia Herne
Nordrhein-Westfalen, Oberliga
Ein Spiel für Westfußball-Romantiker – und für Fans mit Humor. Wir zitieren aus dem Anmeldeanschreiben: „Wir haben im Sommer die 2000 aus dem Vereinsnamen gestrichen, um wieder wie ein ›Elder Statesman‹ zu wirken. Ach ja, den Insolvenzantrag haben wir auch zurückgenommen, um am Tag der Amateure dabei sein zu können.“ Außerdem wird der FC Gütersloh am 8. Oktober wieder um die 70 Bedürftige der Gütersloher Tafel begrüßen, die vor der Saison Gratis-Dauerkarten bekommen haben. Diese Fans werden von den ehrenamtlichen Helfern aus der 3. Mannschaft mit einem kleinen Präsent empfangen. Unschlüssig ist man in Gütersloh noch, ob man auch jenen Zuschauern, die ihre Sky Receiver im nahegelegenen Elektroschrott-Container entsorgen, freien Eintritt gewährt. „Vielleicht etwas zu radikal?“, fragt der Verein. Was meint ihr?