In Regensburg gibt es eine Liga für Kinder mit Behinderung. Mitbegründer Ben Rückerl über Stadionbesuche, Unterstützung von den Profis und Autogramme aus der Kreisklasse.
Ben Rückerl, im vergangenen Jahr gründeten Sie mit Ihrem Kollegen Stefan Plötz das „Team Bananenflanke“, eine Fußball-Liga für behinderte Kinder. Wie entstand die Idee?
Stefan und ich lernten uns vor fünf Jahren in einem Internat für körperlich und geistig behinderte Kinder kennen. Dort organisierten wir als Heilerzieher Fußballturniere und merkten, dass die Kinder voll darin aufgingen. Allerdings hatten sie eine Barriere, weil sie keinerlei Bezug zum Profifußball hatten. Sie kannten das nur aus dem Fernsehen und verstanden vieles nicht. Auch Stadionbesuche sind für sie nicht so leicht zu organisieren. Trotzdem entdeckten wir bei ihnen die gleiche Leidenschaft für den Sport wie bei anderen Kindern. Vielleicht sogar noch mehr, denn sie gehen auch emotional total mit und können es gut nachempfinden, wenn ein Spieler verletzt ist, weil auch sie viel Zeit im Krankenhaus verbringen. Da haben wir gemerkt, dass man ihnen den Sport zugänglicher machen muss. Warum sollten sie nicht genauso Fußball spielen und erleben können wie andere Kinder?
Warum gründeten Sie dafür eine eigene Liga? Könnten die Kinder nicht auch in anderen Vereinen mitspielen?
Es ist sehr schwierig, die Kinder in herkömmliche Vereine einzugliedern, aber das Fußballspielen wollten wir ihnen trotzdem ermöglichen. Wir wollen zeigen, dass das eigentlich normale Kinder sind, die Spaß haben wollen. Man darf die Kinder auch nicht in Watte packen oder auf den Arm nehmen. Die wollen einen ehrlichen Wettbewerb, die wollen kämpfen. Jetzt haben sie eine Liga, in der sie gegen Kinder spielen, denen es genauso geht, und die mit der gleichen Begeisterung bei der Sache sind. Denn bei jedem von ihnen läuft es im Leben nicht immer gerade, so entstand dann auch der Name „Bananenflanke„.
Wie genau sieht denn Ihr „Team Bananenflanke“ aus?
Wir haben jetzt 60 Mitglieder, die auf sechs Teams aufgeteilt sind. Das sind Jungen und Mädchen im Alter von acht bis 21 Jahren. Die werden von lizensierten Jugendtrainern vom SSV Jahn Regensburg und Jungs aus der U17 trainiert. Dadurch entsteht ein toller Kontakt zwischen den Jugendlichen und unseren Teammitgliedern. Außerdem steht uns immer pädagogisches Fachpersonal zur Seite, das die Kinder betreut, wenn die keine Lust mehr haben oder es ihnen nicht gut geht. Daran muss man auch immer denken, denn die haben einfach nicht das gleiche Durchhaltevermögen wie andere Kinder. Stefan und ich stellen vor der Saison die Mannschaften zusammen und achten dabei darauf, dass die Teams ausgeglichen sind. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Mittlerweile befinden Sie sich schon in der zweiten Saison. Wie muss man sich so einen Spieltag vorstellen?
Wir haben bewusst nur drei Spieltage, weil man die Kinder nicht überfordern darf. Wenn es dann so weit ist, gehen wir raus, auf belebte Plätze. Da haben wir Zuschauer, die richtig mitgehen, wenn sie sehen, dass die Kinder sich beim Spielen abfeiern. Wir gehen raus, wir gehen dahin, wo es wehtut – sonst würde es einfach nur eine soziale Einrichtung bleiben. Dieser Teil des Projekts ist dann sozusagen unsere ganz eigene Art der Inklusion.