Werder Bremen steckt wieder genau da, wo der Verein auf keinen Fall landen wollte: im Abstiegskampf. Die vergangenen sechs Spiele hat die Mannschaft allesamt verloren. Was läuft schief im Norden?
Gute Nachrichten für Werder-Fans? Das ist schon etwas länger her. Sechs Wochen, um genau zu sein. Trotz eines wenig überzeugenden Auftritts gelang den Bremern damals ein 2:0 im Nachholspiel gegen Arminia Bielefeld. Gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf also. Dreißig Punkte, zwölfter Platz, elf Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang. Aufatmen. Die Ersten sprachen schon vom sicheren Klassenerhalt.
Und jetzt das: sechs Niederlagen in Folge, ein neuer Vereinsnegativrekord. Zur selben Zeit punkteten Konkurrenten wie die Arminia, Mainz startete regelrecht durch. Der Rückstand von zwölf Punkten auf Bremen – zunichte gemacht. War die Stimmung vor der 0:1‑Niederlage am Mittwochabend an der Weser schon angespannt, ist sie jetzt dramatisch. Sinnbildlich dargestellt von einem Frank Baumann, der im Interview nach Spielende wirkte, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
Für diese Entwicklung gibt es viele Gründe, am Ende läuft aber alles auf einen Fakt hinaus: Werders Spielidee funktioniert nicht mehr. Den von Florian Kohfeldt noch Anfang April als „stabil“ bezeichneten Abstand zu den Abstiegsrängen erarbeitete sich Werder vor allem über die Defensive. Vom 15. bis 24. Spieltag gab es in zehn Spielen nur zwei Niederlagen. Das Motto: Hinten dicht, vorne den einen oder anderen Treffer landen. Irgendwas wird schon dabei rumkommen. Werder hatte weniger Gegentore auf dem Konto als die Bayern, nur sechs davon hatten das Team sich nach Standards gefangen. Das Problem der vorherigen Saison schien behoben. Dem Gegner wurde das Spiel überlassen, bei Siegen der Bremer standen bisweilen gerade einmal 31 Prozent Ballbesitz zu Buche, die Mannschaft konzentrierte sich auf Konter. Die wurden zwar nicht immer sauber ausgespielt, aber wenige gute Aktionen reichten eben für Punkte.
Das ist jetzt anders. In sechs Spielen kamen 15 Gegentore dazu, fünf davon nach Standards. Die Verteidigung bröckelt, sie wird regelmäßig in einfachster Weise überspielt, regelrecht düpiert. Ömer Toprak, der für Stabilität sorgte, mit seiner Erfahrung auch auf die Nebenleute Friedl und Veljkovic einwirkte, ließ nach, war angeschlagen, ist jetzt wieder verletzt. Bei Marco Friedl und Milos Veljkovic häufen sich die Fehler. Die einzige Alternative in der Innenverteidigung ist Kapitän Niklas Moisander, der deutlich abgebaut hat. Auch auf den Außenpositionen der Abwehr sieht es traurig aus: Ludwig Augustinsson ist vom Verletzungspech verfolgt, kann an sein übliches Niveau nicht anknüpfen. Aufstrebende junge Spieler wie Felix Agu und auch Jean Manuel Mbom im Mittelfeld zünden nicht so sehr wie noch zu Anfang der Saison.