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Seite 2: „Ich fand die Sache viel zu aufgeblasen“

Ist der Stel­len­wert der League One ver­gleichbar mit der deut­schen Dritten Liga?
Das kommt immer auf den Verein an. Wir haben große Tra­di­ti­ons­klubs in dieser Liga, und in Preston, Wigan oder Mill­wall kommen regel­mäßig über 10.000 Zuschauer. Bei Shef­field sogar über 20.000. Hier in Don­caster sind es 6000 bis 8000. Aller­dings hat es mich anfangs ver­wun­dert, wie wenig über die unteren Ligen berichtet wird. Sams­tag­abend gibt es die Spiele in der Zwei-Minuten-Zusam­men­fas­sung, nicht mal die Cham­pi­on­ship wird live über­tragen. Der Fokus liegt ganz klar auf der Pre­mier League.
 
Was ist noch anders als in Deutsch­land?
Wir trai­nieren weniger, dafür spielen wir aber öfter. Ich habe jetzt schon 35 Par­tien absol­viert (das Inter­view fand Ende Januar statt, d. Red.), und das schlaucht natür­lich.
 
Und was ist mit der Dis­zi­plin?
Es ist ein biss­chen lockerer in Eng­land. In Deutsch­land war ich zum Bei­spiel ein Han­dy­verbot in der Kabine gewohnt. Ich habe dort mein Telefon sogar immer im Auto gelassen, ich wollte gar nicht erst ris­kieren, dass es klin­gelt und ich eine Strafe zahlen muss. Hier kommst du nach dem Spiel in die Umkleide, und drei viertel der Spieler che­cken erst einmal ihren Twitter-Account. Außerdem trifft man sich in Eng­land erst kurz vor dem Spiel, etwa ein­ein­halb Stunden vor Anpfiff. Aus Deutsch­land kannte ich es, dass man schon am Morgen etwas anschwitzt und mit­unter auch bei Heim­spielen mit dem Team in ein Hotel geht.
 
In Eng­land gibt es auch zahl­reiche Rituale für Neu­zu­gänge. Mussten Sie zum Ein­stand singen?
Klar. Meine Mit­spieler for­derten die Natio­nal­hymne, aller­dings die alte. Da habe ich natür­lich abge­lehnt. (Lacht.) Ich habe von den Höh­nern Schenk mir dein Herz“ gesungen. Ich dachte: Auch wenn ich falsch singe, ist’s egal, die anderen kennen den Text eh nicht.
 
Seit einigen Monaten trai­nieren Sie unter Darren Fer­guson. Erkennt man die Hand­schrift des Vaters Sir Alex?
Als Darren zum ersten Mal in die Kabine kam, zuckte ein Mit­spieler und ehe­ma­liger Jugend­spieler Man­Uni­teds zusammen. Was ist?“, fragte ich. Er sagte: Ich habe kurz gedacht, der Alte ist zurück.“ Er sei wohl genauso wie sein Vater: Kör­per­sprache, Ansprache, Mimik. Manchmal ist Sir Alex sogar hier und schaut sich die Spiele an. Ich kann nur sagen, dass Darren einer der besten Trainer ist, die ich je hatte.
 
Was war Ihr bis­he­riges Eng­land-High­light?
Es gibt einige. Das Debüt gegen Roch­dale. Dann der Auf­stieg 2015 mit Preston gegen Swindon im Wem­bley Sta­dion, auch wenn ich da nicht mehr gespielt habe. Oder das FA-Cup-Spiel gegen Man­chester United.
 
In Preston wurden Sie auch nach der Ver­pflich­tung von Sam John­stone im Pokal ein­ge­setzt.
Genau. Daher sog ich diese Pokal­spiele viel mehr auf. Ich wusste ja, dass ich sonst nur noch wenig zum Ein­satz komme.

Wie lief es gegen Wayne Rooney oder Juan Mata?
Ich hatte im DFB-Pokal schon mal gegen den BVB gespielt, das Team um Tomas Rosicky und Jan Koller. Aber das FA-Cup-Spiel war noch etwas größer. Zumal Man­chester nur eine halbe Stunde von Preston ent­fernt liegt. Das Deep­dale war aus­ver­kauft (Sta­dion von Preston North mit einer Kapa­zität von 24.000 Plätzen, d. Red.), die Stim­mung gran­dios.
 
Das Spiel schlug auch Tage später noch hohe Wellen. Was war pas­siert?
Wir ver­loren 1:3, durch ein Abseitstor und einen frag­wür­digen Elf­meter. Rooney fädelte im Straf­raum bei mir ein. Es war ein­fach schlitz­ohrig, ich hege des­wegen auch keinen Groll. Aller­dings stand ich nach dem Spiel tage­lang im Ram­pen­licht, denn die eng­li­sche Bou­le­vard­presse schoss sich auf Rooney ein, den sie nun einen Diver“ nannten. Auf jedem Foto war ich zu sehen. Irgend­wann rief die Sun“ auch bei mir an und wollte ein Inter­view. Ich fand die ganze Sache aber viel zu auf­ge­blasen und sagte alles ab.
 
Haben Sie nach dem Spiel mit Rooney gespro­chen?
Ja, es gibt sogar ein Foto davon. Die Zei­tungen ver­öf­fent­lichten es. Drunter steht der Satz: Rooney ent­schul­digt sich bei Dritt­li­ga­tor­hüter.“ Was gar nicht stimmte. Wir unter­hielten uns nur über die Situa­tion.
 
Hätte er sich denn ent­schul­digen müssen?
Ach, Quatsch. Das ist halt Fuß­ball. Das ist Eng­land.

Özil, Huth, Schwein­steiger – die Deut­schen in der Pre­mier League kennt jeder. Für unsere neue Aus­gabe haben die Deut­schen besucht, die in den eng­li­schen Lower Leagues spielen. Dabei trafen wir auch den ehe­ma­ligen Braun­schweig- und Aachen-Tor­wart Thorsten Stuck­mann, der mitt­ler­weile in Don­caster aktiv ist. Die kom­plette Geschichte lest ihr in 11FREUNDE #172. Jetzt am Kiosk, bei uns im Shop, im App-Store oder im Google-Play-Store.