Der Torhüter Rogerio Ceni hat seine Karriere beendet – nach über 1200 Spielen und 130 Toren für den FC Sao Paulo. Eigentlich kaum zu glauben.
„Der wesentliche Bestandteil meiner Arbeit“, hat Ceni mal gesagt, „ist es, Tore zu verhindern. Wenn ich dann auch noch ab und zu ein Tor selber schieße, ist das das gewisse Extra.“ Sein 100. Tor gelang ihm im März 2011, als er für den FC Sao Paulo in der 54. Spielminute das 2:0 gegen den Lokalrivalen Corinthians erzielte. Per Freistoß.
Im Stadion leuchtete eine fette „100“ auf der Anzeigetafel, und am Himmel explodierten Feuerwerkskörper. Es war ein bisschen, als wäre Ceni gerade von einer Marsexpedition heimgekehrt. Später entwarf er mit dem Verein eine Sonderedition seines Trikots: mit der Nummer 100 auf dem Rücken.
Pro Monat schoss er 2500 bis 3000 Freistöße
Zu diesem Zeitpunkt hatte er natürlich schon unzählige Male die Geschichte erzählt, warum er so geniale Freistöße schießen kann. „Ich war einsam“, sagte er stets. Weil er oft so früh zum Training erschien und niemand da war, der ihm ein paar Bälle aufs Tor hätte schießen können, habe er es einfach selber versucht. Pro Monat schoss er nach eigener Schätzung 2500 bis 3000 Freistöße.
Sein erster Treffer gelang ihm im Februar 1997: ein halbhoher Schuss, vorbei an der Mauer ins Tor. Fortan riefen die Fans seinen Namen, sobald sich für das Team eine Freistoßmöglichkeit ergab oder Sao Paulo einen Elfmeter zugesprochen bekam.
Ob er überhaupt noch mal aufhören wird?
Ein paar Mal hatte Rogerio Ceni sein Karriereende bereits angekündigt, zuletzt für Ende 2014. Aber Ceni blieb danach immer. Wie ein Duracell-Häschen, das man am Ende des Monats einfach wieder aufzieht. Wenige Monate vor Beginn der WM 2014 sagte er in einem Interview mit dem „Kicker“, dass er einen Wechsel zu einem anderen Verein nie kategorisch ausgeschlossen hätte. Er wäre aber nur zu Barcelona oder Real Madrid gewechselt. Doch jene Angebote kamen nie, also blieb er in Sao Paulo.
Im August 2015 verlängerte Ceni seinen Vertrag beim FC Sao Paulo sogar erneut um ein paar Monate. Die Fans waren begeistert, denn sie wissen, dass Vereinstreue im Weltfußball ein rares Gut ist. Der Soundtrack dazu hätte von Matthias Reim stammen können: „Verdammt, ich lieb‘ dich. Verdammt, ich brauch‘ dich! Verdammt, ich will dich. Ich will dich nicht verlier’n!“