Hummels beginnt stark und geht früh, Aubameyang noch nicht Weltklasse und wo war eigentlich Marco Reus? Borussia Dortmund in der Einzelkritik.
Roman Bürki
Der Schweizer sieht eigentlich viel zu gut aus für einen Torwart, zwischenzeitlich wollte man Bürki aus dem Tor nehmen, um zu verhindern, dass die beständig heranstürmenden Bayern dem BVB-Mann das hübsche Gesicht kaputt schießen. Man widerstand diesem Drang und war dann froh drüber, weil Bürki sich so aufopferungsvoll in jeden Schuss warf, wie es sich für Finalkeeper gehört. Seine Reflexe gegen die meist verdeckten gegnerischen Versuche waren beeindruckend, gerne würde man diesen Mann auch mal bei fußballfremden Sportarten wie Tischtennis oder Schattenboxen beobachten. Oder als Double für Lucky Luke. So blieb der letzte Eindruck der, dass Bürki zwar ein starkes Spiel machte, aber doch nicht stark genug, um seine Mannschaft im Elfmeterschießen wieder zu beleben. Da halfen dann nämlich auch die schnellsten Reflexe nicht.
Sven Bender
Trainerfüchse dieses Landes dürften vor dem Spiel eine wohlige Gänsehaut bekommen haben, da stand nämlich Dortmunds Trainer Thomas Tuchel der Sky-Fragerei Rede und Antwort und verweigerte beharrlich, die eigentliche Aufstellung seiner Mannschaft durchzugeben. Klar, die Namen standen längst fest, aber wer wie und wo, das wollte Tuchel dann doch wissentlich grinsend für sich behalten. Was vor allem an der angedachten Rolle für Sven Bender lag. Der begann als eine Art Libero in der Fünferkette, rutschte dann ins defensive Mittelfeld und von dort, wann es immer es hinten brannte, wieder zurück. Vielleicht gibt es Bender irgendwann auch als Blitz-Beton, hingebungsvoller stopfen jedenfalls nur wenige Löcher. Schade nur, dass sich das Dortmunder Arbeitspferd selbst um den Lohn seiner Mühen brachte: im Elfmeterschießen war Bender einer der Schützen, denen man schon beim Anlauf das kommende Scheitern ansehen konnte. So bleibt als Erinnerung an Benders Endspiel jener flackernde Blick ins Nirgendwo, den nur frisch geschlagene Elfmeterschützen haben und die irgendein talentierter Künstler mal für die Nachwelt festhalten sollte.
Mats Hummels
„Er kann´s besser“, urteilte Thomas Tuchel nach dem Spiel über die Leistung seines Kapitäns und man fragte sich sogleich, was genau Tuchel meinte. Hummels´ Auftritt in der ersten Halbzeit dürfte diese Kritik nicht gegolten haben, da ging es nämlich teilweise nicht besser. Elegant wie ein Schlachter im Smoking, der gerade seine Tanzausbildung abgeschlossen hat, zerlegte der scheidende BVB-Kapitän die Angriffsbemühungen der neuen Kollegen. Erst in Halbzeit zwei, als auch viele seiner Mitspieler mehr zu schwimmen hatten, als die junge Franziska van Almsick im Trainingslager, geriet selbst Hummels in Bedrängnis. Oder meinte Tuchel die Auswechslung nach 78 Minuten, die vermutlich in die große Mythensammlung der Pokalgeschichte eingehen wird? Tuchel behauptete, der Spieler habe um die Auswechslung gebeten, der Spieler sagt, nein, es habe lediglich einen wissenden Blickkontakt gegeben, der zur Folge hatte, dass… Ach, lassen wir das doch einfach wachsen und gedeihen, mal schauen, wie 11FREUNDE diese Szene in zehn Jahren beurteilen wird. Der BVB und Hummels sind jetzt jedenfalls Geschichte. Und auch wenn die mit einer komischen Story zu Ende geht, war es eine, die man sich noch in Jahren im flackernden Kamin erzählen sollte.
Matthias Ginter
Kam für Hummels und machte da weiter, wo sein Kapitän in der ersten Halbzeit angefangen hatte. So schlicht und schnörkellos wie er spielte, soll auch diese Kurzkritik sein. Ginter zu Ehren.
Sokratis
Vielleicht die schönste Szene des Spiels: als sich Dortmunds Sokratis und Bayerns Arturo Vidal kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit einen sehr innigen, aber doch freundlichen Dialog führten. Sokratis hatte kurz zuvor mal wieder einen Münchener sauber über den Haufen gerannt, Vidal war die Sympathie für diese rustikale Spielweise anzumerken. Und so packten sich kurz diese beiden Dampfnudeln am Nacken und lachten sich gegenseitig an. Hätte nur noch gefehlt, dass Vidal liebevoll den Schaum vom Mund seines Kontrahenten gewischt hätte. So nämlich spielte Sokratis und als Dortmunder musste man sich da plötzlich nur noch sehr wenige Sorgen machen, ob nach dem Weggang von Mats Hummels eine Art Abwehrchef-Vakuum entstehen könnte. Sokratis bewies gegen die Bayern seine Qualitäten in diesem Bereich. Wenn er diese Rolle auch etwas vollkontaktiger interpretiert, als sein scheidender Kollege. Bitter: im Elfmeterschießen durfte Sokratis den Ball nicht grätschen, sondern musste schießen – und traf nur den Pfosten.