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Seite 2: „Das Stadion war eine Festung“

Das Gericht machte euch ver­ant­wort­lich für den Tod von 22 Men­schen. Sogar der Zamalek-Prä­si­dent bezeich­nete euch als kri­mi­nelles Phä­nomen, das aus­ge­rottet gehört“.
Moment, Mor­tada Man­sour ist mehr als der Prä­si­dent von Zamalek. Das Mil­titär und ein paar Eliten kon­trol­lieren ein­fach alles, die Medien, die Politik, den Fuß­ball. Und Man­sour ist ein Teil von ihnen. Erin­nerst du dich an die Kamel­reiter, die die Demons­tranten auf dem Tahrir nie­der­ge­ritten haben? Er war einer der Initia­toren. Und jetzt will er uns fertig machen. Keiner von uns hat ihn als Zamalek-Prä­si­dent gewollt. Irgend­wann hat er ange­fangen, uns im Fern­sehen zu beschimpfen und zu ver­flu­chen: Wir seien Isla­misten und wir hätten vor, ihn umzu­bringen. Vor dem Spiel, als 22 von uns starben, hat er uns im Fern­sehen über­ra­schend dazu auf­ge­for­dert, die alten Kon­flikte zu ver­gessen und gemeinsam unsere Mann­schaft abzu­feuern. Zum ersten Mal seit drei Jahren sollten wir wieder ins Sta­dion dürfen. Wir haben ihm geglaubt. 

Es war der 8. Februar 2015. Zamalek sollte gegen den Kai­roer Stadt­ri­valen ENPPI spielen. Was ist an dem Tag pas­siert?
Das Spiel sollte um 19 Uhr beginnen. Ich kam um 17.10 Uhr an. Wir standen in einer schmalen Straße vor dem Sta­dion und ver­suchten hin­ein­zu­kommen. Die Tore waren ver­schlossen, also klet­terten wir hoch und sprangen auf ihnen herum. Das machen wir eigent­lich immer so. Aber diesmal war alles anders. Überall war Sta­chel­draht, überall waren Poli­zisten und gepan­zerte Fahr­zeuge. Das ganze Sta­dion sah aus wie eine mili­tä­ri­sche Fes­tung. Man­sour hatte uns schon vorher eine Über­ra­schung ver­spro­chen. Aber wir hatten uns nichts dabei gedacht. Es drangen immer mehr Men­schen in die Gasse. Viel­leicht 10.000 ins­ge­samt. Und die Tore waren immer noch ver­schlossen. Auf einmal begann die Polizei, mit Trä­nengas und Gum­mi­ge­schossen auf uns zu schießen. Am Ende der Straße prü­gelten sie auf uns ein. Wir ver­suchten weg­zu­rennen, doch an der anderen Seite war nur das ver­schlos­sene Tor. Tau­sende Fans wurden gegen den Zaun gepresst. Wir konnten ja nir­gendwo hin. Viele erstickten. Aber die Polizei schoss sogar noch mit Trä­nengas, als schon Tote am Boden lagen.

Im ägyp­ti­schen Fern­sehen sah man auch, wie Fuß­ball­fans gegen Poli­zisten anrennen und Autos brennen.
Ja, es kamen nochmal rund 10.000 Fans von außen. Sie mussten mit ansehen, wie ihre Freunde starben. Sie ver­suchten, uns zu helfen. Sie errich­teten Bar­ri­kaden auf der Straße, und setzten Poli­zei­autos in Brand. Die Stra­ßen­schlachten dau­erten bis etwa 19.30 Uhr. Um 21 Uhr wurde das Spiel ange­pfiffen.

Das Spiel fand trotzdem statt?
Ein paar hun­dert Fans sahen, wie die Zamalek-Spieler im Bus ange­fahren kamen und riefen: Hier gab es gerade Tote, ihr könnt doch jetzt nicht spielen?!“ Doch angeb­lich soll ihnen Man­sour gedroht haben, sie alle zu feuern, falls sie nicht auf­laufen. Man­sour war es auch, der bei einer Gerichts­ver­hand­lung im Mai damit prahlte, für die Poli­zei­ak­tion ver­ant­wort­lich gewesen zu sein.

Wie geht es jetzt weiter?
Wir werden wei­ter­kämpfen. Das sind wir unseren Brü­dern schuldig. Nicht nur den 22. In Port Said starben über 70 Fans. Und sie haben schon hun­derte Todes­ur­teile gegen uns ver­hängt. In den nächsten Wochen stehen wieder Pro­zesse an. Aber sie können nicht alle von uns töten. Egal, was sie tun, wir werden trotzdem Ultras bleiben. Und irgend­wann werden wir wieder im Sta­dion sein.