Er lag mit Trainern und Präsidenten im Clinch, spielte mit Bademeistern und feierte Wodkapartys in Lettland: Heute feiert Rüdiger Abramczik Geburtstag. Der „Flankengott“ über seine ereignisreiche Karriere.
Für Schlagzeilen sorgte auch Ihr Wechsel von Schalke zum BVB.
Wir hatten wirklich eine starke Truppe, aber Schalke wieder mal kein Geld. Also mussten Präsident Siebert und der Manager mich verkaufen. Sie verbreiteten, dass ich zu hohe Gehaltsforderungen hätte. Das war gelogen. Ich war dann schnell einig mit Dortmund. Doch kurz darauf wollte mich Uli Hoeneß zu den Bayern holen. Da hatte ich schlaflose Nächte, stand aber nun mal bei Dr. Reinhard Rauball vom BVB im Wort. Ich weiß nicht, ob ich das heute noch mal so machen würde.
Wie haben die Schalker Fans auf Ihren Wechsel reagiert?
Auf dem Weg von der Umkleidekabine zum Parkplatz übergossen sie mich mit Bier, zerkratzten mein Auto, riefen: „Du Schwein, du Judas.“ Das tat mir als Gelsenkirchener Junge unglaublich weh.
Als Spieler kamen Sie viel herum, genauso später als Trainer. Sie arbeiteten in Bulgarien, der Türkei, in Österreich, Lettland. Was war Ihre eindringlichste Erfahrung?
Ich erinnere mich noch an meinen Anfang bei Lewski Sofia. Da standen 35 Spieler auf dem Trainingsplatz. Der Verein hat immer neue ausländische Spieler geholt, obwohl gar kein Bedarf bestand. Beispielsweise waren sie total heiß auf einen Brasilianer. Er kam ohne Schuhe und nach zehn Minuten wusste ich, dass er nichts konnte. Der Manager wollte fünf Millionen Dollar für ihn bezahlen. Ich fragte: „Für den Blinden? Seid ihr bescheuert?“
Haben Sie eine Erklärung für diese Transfers?
Der Manager hatte einen guten Draht zu einem Spielervermittler und hat sehr viele von dessen Klienten verpflichtet. Den Rest kann man sich denken. Ich sollte all diese Transfers dann abnicken. Doch das habe ich nicht mitgemacht! Ich habe mich widersetzt. Daraufhin wurde ich entlassen – als Tabellenführer.
In Lettland wurden Sie mit Liepajas Metalurgs Meister. Wie war die Feier?
Die Letten haben Wodka getrunken, bis alle blau waren. Das dauert da nur etwas länger, weil die das Zeug trinken wie Wasser. Einer meiner Spieler brach sich im letzten Spiel das Schienbein und musste im Krankenhaus warten, bis ein Arzt aus Riga anreiste. Die Truppe hat ihn besucht und einfach dort gefeiert. Da lag er mit seinem kaputten Bein in seiner Höhle und hat sich schön einen getrunken. Was für ein Bild!
Wie blicken Sie sportlich auf Ihre Stationen zurück?
Wir hatten mit Metalurgs Pech in der Champions-League-Quali, sind knapp gescheitert. In Kärnten habe ich es später in den Europapokal geschafft. Doch wie so oft bei meinen Stationen kam wieder ein Wahnsinniger im Verein, der mir reinreden wollte.
Wollen Sie weiter als Trainer arbeiten?
Natürlich, dafür habe ich doch den Schein gemacht. Wenn man sich anschaut, was für geile Traditionsvereine allein in der Regionalliga unterwegs sind, da kann man schon schwärmen.
Es kursierten zuletzt Meldungen, Sie würden nun in einer Schönheitsklinik arbeiten.
Ach, da habe ich einem Kumpel nur einen Gefallen getan. Das Ganze war ein Gag, eine Art Werbung für ihn. Er wollte in die Zeitung und ich sagte: „Komm, wir drehen mal einen.“ Aber ich bin doch kein Schönheitschirurg.(Lacht.) Glauben Sie mir, sonst hätte ich doch schon bei mir selbst genug gemacht, angefangen bei den Falten.