Ralf Zumdick saß gestern Abend in Heidenheim, im letzten Freundschaftsspiel der Saison, auf dem Cheftrainerstuhl. Heißer Kandidat für diesen Stuhl ist Christian Gross.
Es wird eine seiner letzten Amtshandlungen bei Borussia Dortmund gewesen sein.
Denn der Assistent des beurlaubten Thomas Doll wird beim BVB wohl ebenso wenig eine Zukunft haben wie seine Kollegen Ronny Teuber und Michael Wenzel (Fitness). Nur Torwarttrainer Wolfgang „Teddy“ de Beer, der seit 1986 zum „Inventar“ gehört, winkt auch unter einem neuen Chef, der seinen eigenen Stab rekrutieren wird, die Chance auf Weiterbeschäftigung.
Ein nicht ganz billiger Spaß. Denn der Mitarbeiterstab hatte – wie Doll – im Frühjahr die Verträge bis 2010 verlängert. Die „Süddeutsche“, der ein heißer Draht zu Mitgliedern des BVB-Präsidialausschusses nachgesagt wird, behauptete gestern zudem, Thomas Doll würde keineswegs „nur“ 450 000 Euro Abfindung kassieren, sondern eine schlappe Million. Vielleicht bringt die nächste Aktionärsversammlung im November Aufklärung.
Doll erklärte gestern in einem Interview mit „Welt-online“, er habe einem „Neuanfang nicht im Wege stehen wollen“. Er fühlt sich als „Opfer“ der hohen Dortmunder Erwartungshaltung.
„Wir hätten vielleicht zwei, drei Plätze höher stehen können“
„Man sprach hier im Sommer schon mehr von Champions-League-Qualifikation als vom UEFA-Cup, obwohl jeder, der sich ernsthaft mit dem BVB beschäftigt hat, weiß, dass dieser Kader dies einfach nicht hergegeben hat. Wir hätten vielleicht zwei, drei Plätze höher stehen können. Aber mehr nicht.“ Sportdirektor Michael Zorc wird dies nicht gern hören…
Borussias Trainerfindungskommission war derweil „außer Haus“: Hans-Joachim Watzke musste gestern den BVB bei der DFL-Versammlung in Frankfurt repräsentieren, und Michael Zorc begleitete die Mannschaft nach Heidenheim. „Die Situation ist nicht ideal. Aber wir stehen auch nicht unter Druck. Mit Blick auf die weitere Saisonplanung wäre es jedoch vorteilhaft, bald zu einer Entscheidung zu kommen“, sagte Zorc.
Jürgen Klopp, einer der Doll-Nachfolge-Kandidaten, ist auf Tauchstation gegangen. Der FSV Mainz 05 wird den 40-Jährigen am Freitag auf einer Party verabschieden. Die Rheinhessen haben in Jörn Andersen (bisher Kickers Offenbach) bereits einen neuen Mann gefunden.
Dortmunds Werben konzentriert sich offenbar auf Christian Gross. Der frühere Schweizer Nationalspieler, 1980 und 1981 in der Bundesliga für den VfL Bochum am Ball, erfüllt Borussias Anforderungsprofil: Mit dem FC Basel hat er in der Champions League und im UEFA-Cup gespielt sowie als Trainer von Tottenham Hotspur (1997) internationale Erfahrung gesammelt. Mit Basel gewann er vier Mal die Schweizer Meisterschaft und den Pokal. Der 54-Jährige gilt als gewiefter Taktiker und Autoritätsperson. Gross lässt sich kein X für ein U vormachen.
Michael Laudrup, der den FC Getafe nach einem Jahr verlässt, wäre sicherlich ein hoch interessanter Kandidat, doch den ehemaligen Ausnahmefußballer zieht es offenbar zu Benfica Lissabon.