Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 2: Es geht um die Zukunft von Martin Bader

Jener Martin Bader ist Dreh- und Angel­punkt der Dis­kus­sionen – nicht nur unter den Anhän­gern. Er ist es, der pola­ri­siert, sein Name teilt die Gemeinde in Anhänger und Oppo­si­tion. Selbst Per­so­na­lien wie Ismael sind hier längst neben­säch­lich, über einen Finanz­vor­stand Ralf Woy ver­liert kaum einer ein Wort. Vor zehn Jahren kam Bader als Sport­di­rektor aus Berlin und heute ist Bader inzwi­schen das, was früher Michael A. Roth war, wenn auch mit anderer Visi­ten­karten-Bedruckung: De facto ist Bader unein­ge­schränkter Club-Boss“.

Wie aus dem Ange­stellten der Chef wurde, ist zum einen sicher schlicht mit dem Ablauf der Zeit beant­wortet: Bader trieb auf einem Strom, den Roth einst selbst eröff­nete, indem er den Weg in Rich­tung pro­fes­sio­neller Ver­eins­füh­rung freigab. Und Martin Bader schwamm auf dem Strom und sorgte dafür, dass das Boot nicht ken­terte. Geholfen haben ihm da die unbe­nom­menen sport­li­chen wie finan­zi­ellen Erfolge (Pokal­sieg, Ent­schul­dung), aber er schaffte es kluge Alli­anzen im Verein und gerade auch mit den orga­ni­sierten Fans zu schmieden.

Bader gilt vielen als Haupt­schul­diger

Heute ist aus dem Sport­di­rektor längst ein Sport­vor­stand geworden und in dieser Funk­tion gilt er vielen Fans nun als Haupt­ver­ant­wort­li­cher für den sport­li­chen Nie­der­gang des FCN. Ange­kreidet wird ihm zwei­erlei: seine Transfer- und Per­so­nal­po­litik.

Dass der Verein einst drin­gend Trans­fer­er­löse brauchte, als die Kon­so­li­die­rung oberste Prio­rität hatte, war noch ver­ständ­lich. Den­noch war da bereits vielen ein Dorn im Auge, dass Spieler, sobald Gewinne zu erzielen waren, stets umge­hend ver­kauft wurden, das ein­ge­nom­mene Geld aber nur selten direkt in die Mann­schaft reinves­tiert wurde. 27 Ex-FCN-Spieler tum­meln sich so heute in der Bun­des­liga, der Verein aber spielt zweit­klassig – sicher keine belast­bare Argu­men­ta­tion, den Fans aber ist das ein Ärgernis.

Alle vier Trainer zün­deten nicht

Der zweite Angriffs­punkt ist Baders Per­so­nal­po­litik in Sachen Trainer. Nach dem Weg­gang von Dieter Hecking nach Wolfs­burg, ermög­licht durch eine ver­ein­barte Aus­stiegs­klausel, setzte Bader mit Wie­singer, Ver­beek, Prinzen und Ismael gleich viermal in Folge auf Trainer, die damit ihre erste Sta­tion im deut­schen Pro­fi­fuß­ball hatten. Ein ris­kantes Unter­fangen und alle Ent­schei­dungen trug Bader auch im Pathos der vollen Ver­ant­wor­tung – nur zün­deten eben alle vier nicht.

Natür­lich war Bader min­des­tens an der letzten Trai­ner­suche nicht alleine beschäf­tigt, denn seit diesem Sommer hat der FCN ja so etwas wie einen Sport­di­rektor zurück. Man nennt es offi­ziell Abtei­lungs­leiter Fuß­ball“ und es ist ein alter Bekannter in Nürn­berg: Wolf­gang Wolf. Geholt wurde er mehr oder minder auf Druck von außen nach dem Abstieg, um Bader zur Seite zu stehen und mit sport­li­chem Know-How zu unter­stützen, so hieß es, denn Bader fehle – so die Kri­tiker – man­gels eigener Fuß­ball-Kar­riere das nötige Fuß­ball­wissen. 

Wie sich das genau aus­drückt, kann aller­dings kaum einer fest­ma­chen, und worin sich nun die Auf­gaben des Sport­vor­stands und des Abtei­lungs­lei­ters genau unter­scheiden oder über­schneiden, ist in den Wochen seit der Ver­pflich­tung Wolfs auch nicht so ganz klar geworden. Und so ist in der Außen­wir­kung jeder offenbar irgendwie für alles zuständig. Ent­spre­chend kommt auch die Kom­mu­ni­ka­tion beim Emp­fänger an.

Der Allein­gang von Gün­ther Koch

Öffent­liche Strei­tig­keiten zwi­schen (amtie­renden) Auf­sichts­räten wie Gün­ther Koch, immerhin zugleich Stell­ver­treter des Auf­sichts­rats­chefs, und Klaus Schramm, der Auf­sichts­rats­chef, tun da ihr Übriges. Als Schramm und Bader hinter ver­schlos­senen Türen Kriegsrat hielten, insze­nierte vor dem Gebäude Koch eine Pres­se­kon­fe­renz in eigener Sache. Er legte non­cha­lant den Rück­tritt Baders nahe, wäh­rend Trainer Ismael bleiben müsse, denn Bau­ern­opfer“ gäbe es schon zu viele. 

Aller­dings dürfte die Stimme Fran­kens“, eigent­lich ein Medien-Profi, bei seinem Auf­tritt in Jog­ging-Anzug und Son­nen­brille weder sich noch der Sache einen Gefallen getan haben dürfen. Das Schramm-Bader­sche Kri­sen­ge­spräch ergab im Übrigen kein Ergebnis. Wei­ter­ma­chen“ hieß die Devise – bis die Zeit die Wunden heilt und den Spiel­fluss bringt. Oder eben bis der Show­down kommt.

Es sind diese Fak­toren im Schatten einer anste­henden Haupt­ver­samm­lung die, gepaart mit den Deba­keln auf dem Feld, bei denen nicht nur die Ergeb­nisse fehlten, son­dern auch jede Spiel­idee ver­misst wurde, ver­mit­teln, dass beim FCN nun das Chaos aus­ge­bro­chen scheint. Doch fak­tisch ist eben bis heute nicht mehr pas­siert als ein ver­patzter Sai­son­start mit den übli­chen Neben­wir­kungen. Was aller­dings die Gemenge­lage nach dem Dienstag angeht, dar­über wird heute keiner eine Pro­gnose abgeben. 

Alex­ander Endl schreibt für das Fan-Magazin Club­fans United“ und ist dort auch im Pod­cast zu hören. Der Text wurde vor dem Spiel des FCN gegen den 1. FC Kai­sers­lau­tern pro­du­ziert.