Ciriaco Sforza ist neuer Trainer des FC Basel. Und wenn er die Jungs so dirigiert wie damals seine Mitspieler beim 1. FC Kaiserslautern, kann da eigentlich nichts schief gehen. Hier kommen die schönsten Bildern einer wunderbaren Zickzack-Karriere.
Ciriaco Sforza ist der Schweizer mit den meisten Bundesligaspielen, er wechselte zwischen Kaiserslautern und München hin und her und hin und her. Seine Karrierehöhepunkte zum Durchblättern.
Gesichtszüge so zart wie das Alter: Der junge Hüpfer Ciriaco Sforza beginnt seine Profi-Karriere mit 16 Jahren bei den Grasshoppers Zürich. Am 16. August 1986 debütiert er gegen den FC St. Gallen. In der Saison 1987/88 gewinnt er unter Trainer Kurt Jara den Schweizer Pokal. Der erste Titel seiner Karriere.
Dann kommt Ottmar Hitzfeld nach Zürich. Der wagt es, Sforza zum Rechtsverteidiger umschulen zu wollen. Der Mittelfeldstratege wechselt daraufhin im Winter zum Ligakonkurrenten nach Aarau. Anderthalb Jahre später holt Hitzfeld den talentierten Mittelfeldmann zurück – und lässt ihn fortan im Mittelfeld rotieren. In der ersten Saison nach seiner Rückkehr gewinnen sie 1991 zusammen die Schweizer Meisterschaft.
Kurz darauf debütiert er bei der Schweizer „Nati“. Hier im Duell gegen den großen Alexi Lalas (USA) bei der WM 1994 in den Vereinigten Staaten.
In insgesamt 79 Spielen für die Eidgenossen hält er die Mannschaft zusammen.
1993 wird Sforza Schweizer Fußballer des Jahres. Grund genug für die Verantwortlichen des 1. FC Kaiserslautern das Talent in die Pfalz zu locken. Präsident Norbert Thines freut’s. Gleich in der ersten Saison werden die Lauterer unter Trainer Friedel Rausch Zweiter hinter den Bayern, ein Jahr später aber nur noch Vierter.
Dann macht sich Sforza sehr unbeliebt in Kaiserslautern: Denn den Lockrufen aus München kann er zum Unmut der Lauterer nicht widerstehen. Trainer Rehhagel holt mit dem Schweizer seinen Wunschspieler zur Saison 1995/96. Die Ablöse damals stattliche sieben Millionen Mark. Zeitgleich wechseln unter anderem Jürgen Klinsmann und Thomas Strunz an die Säbener Straße.
Eines seiner Highlights in München: Das Mannschaftsfoto zur Saison 1995/96.
Nicht zu vergessen, wie der junge Sforza verarscht wird. Seine Reaktion: köstlich! Seht selbst:
Seine erste Saison beim Rekordmeister ist nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Obwohl er mit dem FCB am Ende der Spielzeit den UEFA-Cup gewinnt, trennen sich die Wege schon nach einer Spielzeit – trotz vollem Körpereinsatz wie hier im Finale gegen Girondins Bordeaux.
Weil er eher dirigiere als spiele, erhält Sforza damals den Spitznamen „Karajan“, in Anlehnung an den großen Dirigenten Herbert von Karajan. Wir wissen gar nicht warum.
Auch im Nationaldress…
…und beim FCK zeigt er, wo es lang geht.
Als Taktgeber im Mittelfeld macht er sich international einen Namen.
Am längsten bleibt er aber in der Pfalz: Insgesamt 199 Spiele dirigiert Sforza für den FCK.
Von den Bayern geht es 1996 nach Italien zu Inter Mailand. Auch hier erreicht er das UEFA-Cup-Finale, wird aber dort ebenso wenig glücklich wie in München. Das Finale verliert Inter gegen die Schalker „Eurofighter“. Nach nur einem Jahr ist Schluss bei den Nerazzuri und Sforza sagt „Arrividerci“. Dann ruft ein alter Bekannter.
Der FCK ist nach einem Jahr in der 2. Liga wieder in die Bundesliga aufgestiegen, als Sforza sein zweites Engagement bei den Roten Teufel aufnimmt. Als Kapitän und verlängerter Arm von Trainer Otto Rehhagel führt er das Team sensationell zur Deutschen Meisterschaft. Sforzas wichtigster Titel. „Wenn du als Aufsteiger am ersten Spieltag in München gewinnst, in der Rückrunde die Bayern nochmal wegputzt und von Anfang an ganz oben stehst, dann steht dieser Erfolg für mich persönlich mindestens so weit oben wie der Champions-League-Titel.“
Mindestens genauso einprägsam wie der Meistertitel: das Fotoshooting zu Saisonbeginn.
Lässig, Lässiger, Sforza.
90er at it’s best.
Drei Jahre bleibt er als Kapitän beim FCK – dann wird er kurzzeitig suspendiert, weil er sich mit König Otto anlegt. Das Alpha-Tier auf dem Rasen und das Alpha-Tier am Seitenrand geraten das ein oder andere Mal aneinander. Nach zwei fünften Plätzen in Folge wechselt er im Jahr 2000 erneut nach München – dieses Mal für 12 Millionen Mark.
In der Saison 2000/01 wird er zum zweiten Mal Deutscher Meister, gewinnt mit den Bayern die Champions League und den Weltpokal. Mit Thomas Linke lässt er sich in Münchens Gassen feiern.
Die darauffolgende Saison ist weder für den FCB noch für Sforza von Erfolg gekrönt. Champions-League- und Liga-Titel können nicht verteidigt werden, nur noch 16 Einsätze stehen für den Schweizer zu Buche. Den Sunny-Boy zieht es im Sommer 2002 zum dritten Mal zurück in den Pfälzer Wald.
Sein drittes Stelldichein beim FCK ist allerdings das erfolgloseste. Anfang der 2000er rasen die Lauterer dem Niedergang entgegen. Nicht mehr oft mit von der Partie: Ciriaco Sforza.
Na, wer gönnt sich da ein kleines Bierchen? Sforzas Blick dürfte es schon verraten…
Richtig! Mario Basler! Sforza scheint’s zu freuen.
Am Ende der Saison 2005/06 steigen die Roten Teufel zum zweiten Mal aus der Bundesliga ab. Nur sieben Einsätze kommen für Sforza zusammen, 2005 wird er mal wieder suspendiert, weil er sich mit Startrainer Michael Henke anlegt. Er beendet im Sommer seine Karriere – Henke irgendwie auch.
Zwei Deutsche Meisterschaften, je einmal den UEFA-Pokal und die Champions League hat der Dirigent gewonnen, zudem wurde er Schweizer Meister und Pokalsieger. Damit hat er mehr Deutsche und Schweizer Titel als ein gewisser Diego Armando Maradona. Trikotspannung und Körperspannung in einem Bild vereint: Ciriaco Sforza mit der Hand Gottes.
Nach seiner Fußballer-Karriere macht er Werbung für Pudding, ein Büro-Einrichtungs-Haus und Männer-Haar-Pflegeprodukte. Alles auf einmal.
Vom Fußball kann er aber nicht lassen. Als Trainer zieht es ihn direkt nach dem Karriereende in Kaiserslautern zum FC Luzern, später zu den Grasshoppers Zürich. Wie immer, stets am dirigieren.
Ciriaco Sforza lässt das Trainergeschäft zwischen 2015 und 2019 ruhen und kümmert sich in dieser Zeit um sich selbst. Offen spricht er über seine Depression, von der er sich heute wieder erholt hat: „Eine Schwäche einzugestehen, ist eine Stärke. Ich bin froh, dass ich das Oberflächliche abgestreift habe.“ Nun soll er den zuletzt schwächelnden FC Basel wieder zu alter Stärke führen.