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Vor jedem Spieltag stellen wir euch einen Bun­des­li­ga­spieler vor, der nicht immer im Ram­pen­licht steht und trotzdem eine ent­schei­dende Rolle für seine Mann­schaft spielt. Ob wir damit tat­säch­lich Recht behalten, seht ihr sams­tags ab 15 Uhr in unserer großen Bun­des­liga-Kon­fe­renz auf www​.kon​fe​renz​.11freunde​.de.

Fran­zö­si­sche Nach­wuchs­na­tio­nal­spieler waren der Hit auf dem som­mer­li­chen Trans­fer­markt. Ous­mane Dem­bélé zum FC Bar­ce­lona? Fast 150 Mil­lionen Euro. Kylian Mbappé zu Paris Saint-Ger­main? 180 Mil­lionen Euro (auch wenn sie erst nach der Saison fällig werden). Jean-Kévin Augustin zur Betriebs­sport­mann­schaft aus Fuschl am See? Immerhin 16 Mil­lionen Euro.

Im Ver­gleich dazu haben der FC Schalke 04, Manager Chris­tian Heidel und Neu-Trainer Dome­nico Tedesco mit Amine Harit ein wasch­echtes Schnäpp­chen gemacht: Für ledig­lich“ acht Mil­lionen holten die Königs­blauen den fran­zö­si­schen U19-Welt­meister (an der Seite von Mbappé und Augustin) vom FC Nantes in den Pott. Harit ent­schied sich für S04 und gegen den FC Bayern. Weil ich hier die Chance gesehen habe, dau­er­haft zum Ein­satz zu kommen“, wie er vor wenigen Tagen bestä­tigte.

Auf Schalke ruhen große Hoff­nungen auf dem mitt­ler­weile 20-jäh­rigen. Tedesco betonte vor dem Sai­son­start: Grund­sätz­lich ist er ein Spieler, der unfassbar viel mit­bringt. Er ist nicht auf­zu­halten auf engen Räumen.“ Gleich­zeitig mahnte der Trainer zum Rea­lismus: Die Ent­wick­lung wollen wir mit ihm machen, aber dazu müssen wir ihm auch die not­wen­dige Zeit geben. Alles andere wäre nicht fair.“

Von wegen Zeit geben“

Doch von wegen Zeit geben“: Mit neun Star­t­el­fein­sätzen an neun Bun­des­li­ga­spiel­tagen hat sich seine Hoff­nung auf dau­er­hafte Ein­sätze bestä­tigt. Und die Leis­tungen des jungen Fran­zosen geben Tedesco bis­lang keinen Anlass, ihn auf der Bank zu lassen.

Im Gegen­teil: Seit Sai­son­be­ginn ist Harit ein essen­ti­elles Zahnrad im Getriebe der Schalker Mann­schaft. Tedesco star­tete mit einem 3−4−3 in die Saison, das auf hohes Pres­sing und radi­kales Ver­ti­kal­spiel aus­ge­legt war. Darin agierte der Fran­zose mit marok­ka­ni­schen Wur­zeln auf dem rechten Flügen. Als Rechts­außen kamen seine Stärken im Dribb­ling, seine Schnel­lig­keit und seine Pass­ge­nau­ig­keit zur Gel­tung – an den ersten drei Spiel­tagen lie­ferte Harit gleich drei Assists.

Nachdem sich die Gegner auf das rasante Schalker Spiel ein­ge­stellt hatten, den Königs­blauen das Feld über­ließen und sich tief zurück­zogen, musste Tedescos Team neue Lösungen finden. Dafür brachte der Coach ein neues Ele­ment auf den Platz: Geduld. Er stärkte das Mit­tel­feld und hielt die Spieler an, den Ball hori­zontal laufen zu lassen, bis sich die Gele­gen­heit für den ver­ti­kalen Pass in die Spitze bot. Eine Taktik, in der Amine Harit nochmal wich­tiger wird.

Im leicht abge­wan­delten 3−5−2 agiert Schalke vor dem allei­nigen Sechser Max Meyer mit einer Dop­pel­acht, die gegen Hertha und Mainz Harit und sein kon­ge­nialer Partner Leon Goretzka besetzten. Durch das beweg­liche Kom­bi­na­ti­ons­spiel von Sechser, Dop­pel­acht und Dop­pel­spitze öffnen sich immer wieder Räume für die Mit­tel­feld­spieler, die Schalke mit steilen Pässen oder Solos in Rich­tung geg­ne­ri­schen Straf­raum nutzt.

In der schönen neuen Ball­be­sitz­welt von S04 spielt Harit eine für ihn unge­wohnte Rolle, die seine Stärken jedoch umso mehr betont. Seine Dynamik ging gegen tief­stehende Gegner häufig ver­loren, sobald er sich im eng­ma­schigen Abwehr­netz ver­hed­derte. Jetzt kann er die tiefen Wege gehen, weil die geg­ne­ri­sche Defen­sive durch das gedul­dige Schalker Spiel aus­ein­an­der­ge­zogen wird. 

Vor der Saison sagte der Natio­nal­spieler, der mitt­ler­weile für das Geburts­land seiner Eltern Marokko auf­läuft, der Bild: Ich bin ein Eins-gegen-Eins-Spieler. Ich liebe das Drib­beln, erziele Tore und agiere furchtlos. Ich liebe die Show.“ Wo er zu Sai­son­be­ginn noch zau­bern durfte, muss er in der neuen Aus­rich­tung die Show zurück­schrauben, seriöser spielen. Mit Erfolg: Eine Zwei­kampf­quote von 63 Pro­zent bei 67 Kilo­gramm auf 1,79 Meter Kör­per­größe ist ein abso­luter Spit­zen­wert, fünf began­genen Fouls stehen 32 erlit­tene gegen­über. Schon in seiner Zeit beim FC Nantes zählte er zu den meist­ge­foulten Spie­lern der Liga.

Man­gelnde Tor­ge­fahr? Viel­leicht besser so.

Wäh­rend er sich in Nantes aller­dings auch mal bei den Mit­spie­lern für einen Dis­ko­be­such vor dem Spieltag ent­schul­digen musste, prä­sen­tiert sich Harit auf Schalke dis­zi­pli­niert, fleißig und effektiv. Ver­liert er den Ball vorne, sprintet er bis an den eigenen Sech­zehner und holt ihn zurück. Sein kon­se­quentes Spiel ver­bes­sert auch die Mit­spieler.

Max Meyer zum Bei­spiel, der ver­gan­gene Saison unter Markus Wein­zierl häufig etwas planlos auf der Zehn unter­ging, bekommt als Sechser durch Harits Läufe Optionen für Zuspiele, die die Bezeich­nung Traum­pass“ absolut ver­dient haben. Durch sein kluges Stel­lungs­spiel und Defen­siv­ver­halten sichert er zusätz­lich Meyers Solos in die Spitze ab.

Auch sein Partner auf der Acht, Leon Goretzka – an und für sich schon ein Top­spieler – zeigt neue Qua­li­täten, nament­lich die Tor­ge­fahr. Weil Harit ihn klug bedient, Räume öffnet oder hinter ihm absi­chert, kommt er bis­lang auf vier Treffer und 21 Tor­schüsse. 

Umge­kehrt ist die man­gelnde Tor­ge­fahr womög­lich Harits ein­zige wirk­liche Schwäche: Nach neun Spielen stehen nur acht Tor­schüsse auf den Sta­tis­tik­blät­tern. Manager Heidel sagt: Wenn er nun noch lernt, den Ball selbst ins Netz zu schießen, hätte er den nächsten Ent­wick­lungs­schritt gemacht.“ Viel­leicht gelingt ihm das ja schon gegen Wolfs­burg.

Doch die Gefahr besteht, dass im nächsten Sommer dann Harit selbst der abso­lute Hit auf dem Trans­fer­markt wird.