Die erste Corona-bedingte Trainerentlassung in Deutschland, Spielausfälle von der Bezirksoberliga Hessen bis zur Serie A. Die Pandemie frisst sich durch den Fußball. Kann das gutgehen?
Das gilt inzwischen auch im Profifußball, wo Corona-bedingte Spielausfälle so langsam eine gewisse Selbstverständlichkeit bekommen. In der zweiten und dritten Liga sind schon Spiele abgesagt worden, weil die Mannschaften aus Aue und Duisburg in Quarantäne mussten, nun ist der VfL Osnabrück dazu gekommen. Das für dieses Wochenende angesagte Spiel gegen Darmstadt wurde verschoben. Das von Nürnberg gegen St. Pauli hingegen nicht, obwohl Vize-Kapitän Hanno Behrens in dieser Woche positiv auf COVID19 getestet wurde.
Das Hygiene-Konzept der Bundesligen scheint aber bislang zu funktionieren, anders als in Italien, wo die Meisterschaft in der Serie A schon gehörig durcheinander geraten ist. Der SSC Neapel war am 4. Oktober zum Spitzenspiel bei Juventus Turin nicht angetreten, weil zwei Spieler infiziert waren und die lokalen Gesundheitsbehörden die Reise nach Turin verboten. Eine Spielabsage ist in Italien aber nur dann erlaubt, wenn weniger als 13 Profis spielfähig sind. 30 Spieler in der Serie A sind aktuell positiv getestet, darunter die deutschen Profis Koray Günter und Jeremy Toljan, zehn Spieler sind es zudem allein bei Genua 93.
Dazu gehört mit Cristiano Ronaldo auch der Star der Serie A, was die neue Normalität bestens illustriert. Eine Corona-Infektion wird im Profifußball inzwischen fast so gesehen wie eine Magen-Darm-Grippe oder eine Oberschenkelzerrung. Bei den meisten Spielern, die jung und bestens trainiert sind, verlaufen sie weitgehend asymptomatisch, wohl auch bei Ronaldo. Aber nicht bei allen. Nationalspieler Ilkay Gündogan sagte nach gerade überstandener Krankheit: „Ich kann mich nicht erinnern, wann es mich zuletzt so getroffen hat.“ Er habe teilweise nur im Bett gelegen und sich „total schlapp“ gefühlt, auch sein Geschmackssinn „war komplett weg“.
Das alles zeigt, wie weit wir inzwischen von dem weg sind, was im Verbandsdeutsch „geordneter Spielbetrieb“ heißt. Wobei: geordnet ist es vielleicht sogar noch. Aber eben auch unendlich seltsam.