»In Bielefeld«, versicherte Rowen Fernandez in einem Interview mit dem Torhüter-Portal torwart.de »steht Dennis Eilhoff in den Startlöchern, ganz offensichtlich brennt er darauf zu spielen. Ich werde natürlich versuchen, meinen Platz zu verteidigen!« Das war am 19. Juli diesen Jahres im Bielefelder Trainingslager. Viel hat man seitdem nicht mehr vom südafrikanischen Torhüter von Fußball-Bundesligist Arminia gehört. Zwei Verletzungen in kurzer Zeit zu Beginn der laufenden Spielzeit rissen Fernandez von seiner angestammten Position. Für ihn spielt: Dennis Eilhoff.
Jener Torhüter, von dem sein vier Jahre älterer Kollege vor dem verhängnisvollen DFB-Pokalspiel gegen Oberligist ASV Durlach sagte: »Es ist gut zu wissen, einen Schlussmann mit so einer Qualität hinter mir zu Verfügung zu haben.« Damals verursachte Fernandez zunächst einen Elfmeter, und verletzte sich in dieser Szene am Innenband. Mit schmerzendem Knie parierte er anschließend den Strafstoß und ebnete damit den knappen 2:1‑Erfolg des Bundesligisten. Seither hat der Südafrikaner mehr Stunden im Krankenhaus und in der Reha verbringen müssen, als er sich das bei seinem Wechsel 2007 von den Kaizer Chiefs in die deutsche Eliteklasse hätte vorstellen können. Während der Rehamaßnahmen für das geschundene Gelenk riss das hinter Kreuzband ab, ein herber Rückschlag im anstrengenden Aufbautraining.
»Zwei bis drei Wochen«, vermutet Bielefelds Pressesprecher Axel Ubben, wird Fernandez seine Übungen wohl noch auf Rehageräten absolvieren müssen, ehe er langsam ins Mannschaftstraining integriert werden kann. Bis Trainer Michael Frontzeck wieder ernsthaft mit 1,89 Meter großen Torwart rechnen darf, wird es weitere lange Wochen dauern. »Deshalb können wir zu diesem Thema auch noch keine Aussage machen«, antwortet Ubben auf die Frage, ob Fernandez bei optimaler Heilung seinen Platz im Bielefelder Tor zurück bekommen wird.
Eilhoff wird immer besser
Zumal sein Kontrahent, der 26 Jahre alte Dennis Eilhoff, immer besser wird. Zu Beginn mit leichten Eingewöhnungsproblemen in die Saison gestartet, lieferte er spätestens beim 1:1 in Frankfurt den Beweis seines vielseitigen Talents ab. Eilhoff bewahrte seine Mannschaft am sechsten Spieltag lange Zeit vor dem Ausgleich, nur ein glücklicher Kopfballtreffer von Benjamin Köhler in der 87. Minute war nicht zu halten. Aber dennoch: das Bielefelder Eigengewächs (seit 1995 im Verein) war der Hauptgrund dafür, dass die Arminia immerhin einen Punkt aus der Bankenstadt nach Ostwestfalen rettete. Trainer Michael Frontzeck wird das mit Freude registriert werden, dem pragmatischen Übungsleiter ist klar, dass bei der Arminia am Ende der Saison jeder Punktgewinn von spezieller Bedeutung sein wird. Eilhoff rechtfertigte fortan das Vertrauen in seine Person, überragte auf Schalke (0:0), sorgte für defensive Stabilität gegen Cottbus (1:1) und konnte mit aufregenden Paraden in München immerhin bis zur 76. Minute das Unentschieden bewahren, ehe ein Linksschuss vom Franzosen Ribéry doch noch im Arminen-Tor einschlug. Eilhoff hat mit seinem beständigen, gut ausbildeten Torwartspiel das Vertrauen der Mitspieler gewonnen. Stabilität, Vertrauen, Beständigkeit und ein Schuss Brillanz: Attribute, die beim aktuell Tabellensechzehnten der Liga einen großen Stellenwert besitzen.
Eilhoff ist für die gegenwärtige Anerkennung seiner Fähigkeiten einen steinigen Weg gegangen. Seit knapp 13 Jahren im Verein, etablierte sich der ruhige Torsteher in Bielefelds Kader (seit 2000), kam allerdings in den folgenden sechs Jahren nur auf magere vier Profieinsätze. Zur Saison 2006/07 ließ er sich an Zweiligist TuS Koblenz ausleihen, wurde dort nach der Winterpause Stammtorhüter und sorgte in zwei Jahren dafür, dass sie ihn dort noch heute in guter Erinnerung haben. »Die zwei Jahre in Koblenz haben ihn weiter entwickelt«, sagt Pressesprecher Ubben, »als er nach Bielefeld zurückkehrte, wussten wir, dass er dazu imstande sein würde großen Druck auf Rowen auszuüben.«
Problem, wenn Fernandez wieder fit ist
Was passiert nun, wenn Fernandez wieder fit ist und mit guten Trainingsleistungen seinen alten Stammplatz einfordert? »In der Hinrunde wird er wohl keinen Einsatz mehr bestreiten«, vermutet Ubben, »aber Rowen hatte einen großen Anteil am Klassenerhalt in der vergangenen Saison, seine Qualitäten sind uns also bekannt.« Vermutlich, spekuliert Ubben, gehe es nach der Winterpause »wieder bei Null los.« Heißt: Stehen Trainer Michael Frontzeck zu Beginn der ersten Trainingseinheiten nach dem Jahreswechsel zwei gesunde Torhüter zur Verfügung, startet der Konkurrenzkampf. Dem Übungsleiter kann das nur recht sein. Den Luxus, auf einer Position zwei gleichwertige Top-Spieler um den Einsatz trainieren zu sehen, hat er in dieser Saison wahrlich nicht oft.