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Seite 2: „Ich hatte das Gefühl, Veh war erleichtert“

Was sind die Haupt­gründe für die Tal­fahrt?
Fuß­ball ist ein Ergeb­nis­sport, in der sich eine gewisse Eigen­dy­namik ent­wi­ckeln kann – posi­tiver aber auch nega­tiver Natur. Wir haben leider Letz­teres zu spüren bekommen. Viele Spiele, die wir ver­loren haben, standen auf der Kippe und hätten auch zu unseren Gunsten aus­gehen können. Und wenn ein Spieler wie Alex Meier, der in der ver­gan­genen Saison Bun­des­liga-Tor­schüt­zen­könig war, ver­let­zungs­be­dingt fehlt, trifft uns das sehr hart. Das ist beim FC Bayern anders, da kann einen Aus­fall von Ribéry oder Robben pro­blemlos kom­pen­siert werden.

War es ein Fehler, Armin Veh nach seinem frei­wil­ligen Abschied 2014 noch einmal nach Frank­furt zu holen?
Fuß­ball ist hypo­the­tisch. Jour­na­listen haben es leicht. Die können die Dinge hin­terher ana­ly­sieren und kri­ti­sieren. In Ame­rika spricht man von den Monday-Mor­ning-Quar­ter­backs – das sind Leute, die im Nach­hinein immer alles besser wissen und anders gemacht hätten. Es ist ja auch so, dass Ihnen nach einem Abstieg von 100 Men­schen immer 100 Men­schen sagen werden, dass der Trainer zu spät ent­lassen worden ist. Keiner macht die Aus­sage: Wenn der alte Trainer geblieben wäre, hätte es für den Klas­sen­er­halt gereicht.

Wie schwer fiel es Ihnen, Armin Veh, zu dem Sie ein gutes Ver­hältnis haben, von seiner Ent­las­sung zu unter­richten.
Das ist natür­lich alles andere als ange­nehm. Die Ein­tracht ist trai­ner­stabil. In den 13 Jahren bei diesem Ein­tracht musste ich nur zweimal Trainer ent­lassen – Michael Skibbe und eben Armin Veh. Als ich Armin Veh unsere Ent­schei­dung mit­teilte, hatte ich den Ein­druck, dass er fast ein biss­chen erleich­tert war. Aber ich kann mich da auch täu­schen. Auf jeden Fall habe ich immer noch ein abso­lutes Ver­trau­ens­ver­hältnis zu Armin Veh. Wir stehen regel­mäßig in Kon­takt.

Haben Sie sich schon mit dem Sze­nario befasst, dass die Ein­tracht tat­säch­lich absteigt oder sind solche Gedank­spiele tabu?
Natür­lich habe ich mich damit befasst. Ich bin noch bis zum 30. Juni im Amt. Es gehört zu meiner Pflicht, die Dinge für die Ein­tracht zu regeln – bis zum letzten Arbeitstag. Und dazu gehört auch, sich mit dem Worst Case zu beschäf­tigen und darauf vor­be­reitet zu sein. In sport­li­cher Hin­sicht ist aber noch nichts ent­schieden, und ich bin über­zeugt, dass wir es schaffen werden. Fünf Teams befinden sich in einer ähn­lich pre­kären Situa­tion wie wir. Unsere Mann­schaft hat die Chance, in den direkten Duellen gegen Darm­stadt, Hof­fen­heim und Bremen das Blatt zu wenden.

Die Spieler können auf dem Platz rennen und kämpfen. Wie fühlt sich für Sie als Vor­stands­vor­sit­zenden der Abstiegs­kampf an?
Das belastet einen im täg­li­chen Leben – und beson­ders natür­lich in der Arbeit. Egal ob bei Gesprä­chen mit Spon­soren oder mit Mit­ar­bei­tern, das Thema Klas­sen­er­halt schwingt immer mit. Auf den Fluren in der Geschäfts­stelle ist das zu spüren. Beim Ein­kaufen oder im Taxi, immer wieder wird man auf das Thema ange­spro­chen. Als Ver­ant­wort­li­cher muss man sich da selbst trai­nieren. Man darf keine Resi­gna­tion zeigen, muss weiter ent­schei­dungs­stark sein. Selbst­zweifel sind im Fuß­ball sowieso nicht erlaubt.

Der frü­here Ein­tracht-Trainer Fried­helm Funkel hat einmal gesagt: Wenn Bruch­hagen weg ist, dann bricht der ganze Verein zusammen. Dann ist es wieder wie früher.“
Das ist über­poin­tiert. Gut, der Verein steht heute schul­den­frei da. Wir haben in der Saison 2005/2006 das Pokal­fi­nale erreicht und uns für den Uefa-Cup qua­li­fi­ziert – das war ein wirt­schaft­li­cher Wen­de­punkt.

Ende der Saison wollen Sie sich in den Ruhe­stand ver­ab­schieden. Können Sie ohne Fuß­ball über­haupt leben?
(Lacht) Das muss sich erst noch her­aus­stellen. Ich bin jetzt 67 Jahre alt und seit 29 Jahren im Fuß­ball­ge­schäft. Ich freue mich auf andere Dinge. Ich denke, dass es nicht unan­ge­nehm sein wird, in der Früh mit dem Gefühl zum Bäcker zu gehen, heute keine Ent­schei­dungen treffen und Ver­ant­wor­tung tragen zu müssen.

An welche Ent­schei­dung erin­nern Sie sich beson­ders gerne?
Ich habe den Alex Meier aus der Nord­heide geholt. Und dann zwölf Jahre später zu sehen, wie der Alex zum Bun­des­liga-Tor­schüt­zen­könig gekürt wird, das war für mich schon ein sehr glück­li­cher Moment.