Er nahm selbst Geld in die Hand, um nach München zu wechseln: Heute wird Danijel Pranjić 40 Jahre alt. Wir gratulieren mit den „besten“ Transfers des FC Bayern.
750.000 Euro: Das war nicht etwa die Summe, die der FC Bayern im Sommer 2009 für den bis dato mäßig bekannten Danijel Pranjić an den niederländischen Erstligisten SC Heerenveen überwies. Vielmehr handelte es sich um das Geld, das der Kroate an seinen alten Arbeitgeber überwies, damit der knapp 7,7 Millionen Euro teure Transfer überhaupt zustande kommen konnte. Selbstzahler Pranjić blieb drei Jahre in München – die Erwartungen erfüllte er nie wirklich.
Wenige Monate vor Pranjić hatte der US-Amerikaner Landon Donovan seine Zelte in der bayrischen Landeshauptstadt aufgeschlagen – und genauso schnell wieder abgebaut. Als Wunschspieler von Jürgen Klinsmann verpflichtet, durfte das Aushängeschild des amerikanischen Fußballs in nur sechs Ligaspielen mitwirken. Dann hieß es auch schon wieder Bye Bye Bayern.
Vielleicht war es jener berühmte Moment, in dem Oliver Kahn ihn nach einem Fehler packte und rüttelte, in dem Andreas Herzog merkte, dass er im Starensemble des FC Hollywood Fehl am Platz war. 28 Ligapartien und zwei Tore gelangen dem Österreicher, bevor er lieber wieder in die alte Heimat nach Bremen wechselte.
Eine einjährige Bruchlandung legte auch Marcell Jansen beim Rekordmeister hin. Trotz Gewinn des Doubles 2008 verabschiedete sich das Talent nach nur 17 Ligaspielen schon wieder. Vom Süden ging es in den Norden zum HSV.
Als einer der besten Stürmer der Welt wurde Jean-Pierre Papin bei seiner Ankunft in München angepriesen. Immerhin hatte der Franzose Olympique Marseille Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre mehrmals fast im Alleingang zur Meisterschaft geschossen. Bei den Bayern wollte es aber von Anfang an nicht klappen und Papin mutierte innerhalb kürzester Zeit vom Superstar zum Chancentod. Seine Bilanz: 27 Ligaspiele, 3 Tore und eine gehörige Portion Frust bei Fans, Verantwortlichen und Papin selbst.
2,7 Millionen Euro legten die Bayern im Januar 2006 auf den Tisch des paraguayischen Vereins Club Cerro Porteño. Das Objekt der Begierde: Julio Daniel Dos Santos Rodríguez. Dass der Paraguayer weltweit als Talent galt, zeigte nicht zuletzt sein 86er-Potenzial im Computerspiel FIFA 2007. Nur im echten Leben konnte dos Santos seine Qualitäten nicht auf den Platz bringen. Nach lediglich fünf Spielen dürften sich nur Hardcore-Bayernfans an das einstige Ausnahmetalent erinnern.
In Deutschland ist er den meisten als Trainer-Haudegen des Hamburger SV bekannt, doch auch als aktiver Spieler war Martin Jol bereits auf deutschem Boden unterwegs. Zur Saison 78/79 wechselte der Niederländer aus Den Haag nach München, absolvierte 10 Pflichtspiele und verschwand dann wieder. Jol bekomm’s.
Mit Aachen hatte er die Bayern 2006 noch fulminant aus dem Pokal geworfen. Doch hätte Jan Schlaudraff gewusst, wen die Bayern auf ihrer Shoppingtour im Sommer 2007 noch alles in den Einkaufswagen packen würden (unter anderem Luca Toni und Miroslav Klose), hätte er den Vertrag an der Säbener Straße im Januar wohl nie unterschrieben. Nach nur acht Ligaspielen in einem Jahr folgte der schnelle Wechsel nach Hannover.
Drei verletzte Innenverteidiger – dieses Szenario ist selbst für den FC Bayern zu viel. Als absoluten Notnagel lieh der Rekordmeister deshalb im Februar 2016 Serdar Tasci aus Moskau aus. Der Ex-Nationalspieler kam nur in drei Partien zum Einsatz und verkündete bereits im April, dass sein Wechsel nach München ein Fehler gewesen sei.
Ebenfalls nur drei Spiele in der Allianz-Arena stehen bei Pepe Reina im Lebenslauf. Bei seinem letzten Einsatz stand der Spanier schlappe 13 Minuten auf dem Feld. Notbremse, Platzverweis und der Abflug nach Neapel zum SSC.
Deutschlandweit staunten zahlreiche Fußballfans nicht schlecht, als Jan Kirchhoff nach der Kündigung seines Mainzer Arbeitspapiers im Januar 2013 einen Vertrag beim FC Bayern unterschrieb. Wahrscheinlich war Kirchhoff selbst so überrascht von diesem raschen Sprung auf der Karriereleiter. Denn nach wenigen Spielen war schon wieder Schluss in München und Kirchhoff konnte nirgendwo wieder richtig Fuß fassen.
Auch er blieb nur ein Jahr: Im Iran war Ali Daei ein Superstar. In München schoss der Stürmer in der Spielzeit 98/99 wiederum magere sechs Tore und wechselte im Anschluss zur Berliner Hertha.
Ein besonders kurzes Intermezzo in München erlebte Alexander Baumjohann 2009. Nach seinem Wechsel aus Mönchengladbach an die Isar stand der Mittelfeldspieler insgesamt nur 91 Minuten in der Liga und weitere 25 Minuten im Pokal auf dem Platz. Im folgenden Winter flüchtete Baumjohann nach Schalke.
Das wohl teuerste Transfer-Missverständnis des FC Bayern in der jüngeren Vergangenheit war Renato Sanches. 35 Millionen Euro Ablöse überwiesen die Münchener 2016 an Benfica Lissabon. Zuvor hatte Sanches mit Portugals Nationalelf die Europameisterschaft gewonnen und war als bester Nachwuchsspieler ausgezeichnet worden. Sein Glück fand der Mittelfeldspieler aber erst 2019, als er zum OSC Lille weiterzog.
In Wolfsburg hatte Tobias Rau sich bereits ins Rampenlicht gespielt. Sogar einige Länderspiele durfte der gebürtige Braunschweiger 2003 absolvieren. Mit dem Wechsel zum FC Bayern geriet die Karriere jedoch ins Stocken. Nach zwei Jahren und 19 Pflichtspieleinsätzen ging es nach Bielefeld. Auch hier konnte Rau nicht mehr an seine Form früherer Tage anknüpfen. Er beendete seine Karriere mit gerade einmal 27 Jahren.
Mit riesigen Erwartungen und einer gehörigen Portion Vorschusslorbeeren wechselte Lukas Podolski 2006 in die bayrische Landeshauptstadt. Immerhin hatte der Prinz seine Klasse die Jahre zuvor bei seinem Jugendclub aus Köln sowie bei der WM mit der Nationalelf unter Beweis gestellt. Nach drei Jahren als Ergänzungsspieler in München machte sich jedoch bei allen Beteiligten Ernüchterung breit. Es folgte die Prinzenrolle rückwärts nach Köln. Später ging es noch zum FC Arsenal, zu Inter Mailand und zu Galatasaray Istanbul.
So richtig warm an der Isar wurde weder Breno noch Edson Braafheid. Während der Niederländer nach zwei mäßigen Jahren beim FC Bayern auf fußballerische Weltreise ging, kam es beim Brasilianer zum Eklat. Unter Alkoholeinfluss steckte Breno im September 2011 sein angemietetes Münchener Haus in Brand und wurde im Anschluss zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Für die Bayern spielte Breno nie wieder.
So richtig kann Álvaro Odriozola es wohl selbst nicht glauben, dass er 2020 die spanische Meisterschaft, den DFB-Pokal, die Meisterschale und die Champions League gewonnen hat. Die Rechnung geht so: In LaLiga machte der Spanier zu Saisonbeginn noch vier Spiele für Real Madrid. Im Winter wechselte er auf Leihbasis nach München und durfte drei Mal in der Bundesliga und jeweils einmal in Pokal und Champions League mitwirken. Das reichte für den maximalen Trophäen-Ertrag, da die Bayern das Triple holten und Real Madrid spanischer Meister wurde. Odriozola 2020 ist wie Simon Terodde in der 2. Liga: Er steht halt immer richtig.