Er rettete den 1. FC Nürnberg in allerletzter Sekunde: Fabian Schleusener über sein erlösendes Tor in Ingolstadt, gefährliche Jubeltrauben und einen Moment für die Ewigkeit.
Was haben Sie von den Reaktionen der Ingolstädter mitbekommen? Es gab noch auf dem Platz einige Rangeleien, in der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte Ingolstadt-Trainer Thomas Oral, der Schiedsrichter habe mit der langen Nachspielzeit das Spiel entschieden.
Ich selber habe das alles überhaupt nicht mitbekommen, sondern nur danach davon gehört. Aber ich kann die Reaktionen verstehen. Es war nicht nur für uns unfassbar emotional, sondern auch für Ingolstadt. Sie hatten in der Woche zuvor den direkten Aufstieg verpasst, in der Nachspielzeit. Dann gab es gegen uns den nächsten Schock, wieder in allerletzter Sekunde. Es ist menschlich und verständlich, wenn die Emotionen dann hochkochen.
Apropos hochkochende Emotionen: Es gibt ein schönes Video von der Busfahrt Ihrer Mannschaft zurück nach Nürnberg. Darauf ist zu sehen und vor allem zu hören, wie alle Spieler gemeinsam „Die Legende lebt“ singen. Beziehungsweise grölen.
Glauben Sie mir: Der Song lief auf der Fahrt nicht nur einmal. Der lief in Dauerschleife.
Wurde darüber hinaus auch wieder auf Italienisch gesungen? Beim Aufstieg vor zwei Jahren war ja „Storia di un grande amore“ der große Hit. Hat zumindest Enrico Valentini mal erzählt.
Kann gut sein, dass am Samstag zwischendurch auch mal was Italienisches lief, in der Hinsicht traue ich Enrico alles zu. Aber an die genaue Playlist kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern. Ich weiß nur, dass es ein gelungener Abend war. Wir haben uns nach der Fahrt in Nürnberg im Stadion mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle und mit unseren Familien getroffen. Um im kleinen Kreis diesen besonderen Abend zu genießen.
Wie sieht eigentlich das Handy von einem Relegations-Held am Morgen nach so einem Spiel aus? Display kaputt? 100.000 Notifications?
Es hat geglüht. Aber ich habe direkt nach dem Spiel nur kurz meine Frau angerufen und ihr gesagt, sie solle allen ausrichten, dass ich ich mich erst am nächsten Tag melden würde. Danach habe ich das Ding ganz bewusst erstmal beiseite gelegt. Ich wollte mich nicht in den ganzen Nachrichten verlieren, sondern die Momente mit voller Aufmerksamkeit erleben und genießen.
„Ich kann mich noch frei bewegen“
Sie selber haben sich von der Oberliga in die 2. Bundesliga hochgearbeitet…
Moment, da muss ich kurz unterbrechen: Ich habe in der Landesliga angefangen, nicht in der Oberliga. Und keine einzige Liga übersprungen.
Noch besser! Was hätte der Landesliga-Spieler Fabian Schleusener gesagt, wenn er gehört hätte, dass Fabian Schleusener mal einen Verein wie den 1. FC Nürnberg in der Relegation retten würde?
Der Schleusener von damals wäre enorm stolz auf den Schleusener von heute gewesen. Und hätte die Geschichte sofort so unterschrieben, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.
Wo kann die Reise für Sie noch hinführen?
Gute Frage. Als Sportler habe ich das Ziel, so hoch wie möglich zu kommen. Insofern steht die Bundesliga bei mir schon auf dem Zettel. Gleichzeitig bin ich unglaublich stolz darauf, beim Club spielen zu dürfen. Das ist etwas, was man sich als kleiner Junge erträumt. Insofern will ich hier in Nürnberg möglichst viel erreichen.
Sie haben seit 2011 jedes Jahr den Verein gewechselt. Was passiert in diesem Sommer?
Nichts. Zu 100 Prozent. Dass ich so oft gewechselt bin, liegt daran, dass ich so spät Profi geworden bin. Und es für mich einfach Sinn ergeben hat, mich von Freiburg immer wieder ausleihen zu lassen, um Stück für Stück nach oben zu kommen. Aber in diesem Sommer freue ich mich darauf, nach dem Urlaub genau hier in Nürnberg weitermachen zu dürfen.
Stichwort Nürnberg: Wie war es in den vergangenen Tagen? Können Sie sich noch frei bewegen? Oder werden Sie seit Samstag auf Händen durch die Stadt getragen?
Keine Sorge: Ich kann mich noch frei bewegen. (Lacht.)