Spätestens seit dem Abgang von Max Kruse ist Davy Klaassen Werders Chef im Mittelfeld. Mit uns sprach er über sein Image, die erfolglose Zeit bei Everton und sein Jugendidol Dennis Bergkamp.
So oder so: Sie scheuen auf dem Platz keine Konflikte, das fällt auch anderen Vereinen auf. Gab es im Sommer Angebote?
Da kann ich die Werder-Fans direkt beruhigen: Ich bin sehr glücklich hier und fühle mich sehr gut, da denke ich nicht an einen Wechsel.
Falls Sie den Verein doch mal wechseln sollten, laufen Sie vermutlich mit der Nummer 40 auf.
Wieso?
Bei Ajax trugen Sie die Nummer zehn, bei Everton die 20 und jetzt bei Werder die 30.
(Lacht.) Stimmt, das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Dahinter steckt aber kein System, bei Everton ist mir eher zufällig die Nummer 20 zugeteilt worden, bei Werder war dann die 30 frei.
Eine andere Tradition ihrer Karriere ist es, in ihren jeweiligen Teams Niklas Moisander als Kapitän zu beerben. Gibt es dafür schon Pläne mit Florian Kohfeldt?
Zum Glück nicht! Niklas ist schließlich ein wahnsinnig wichtiger Spieler für uns. Deswegen wünsche ich mir eher, dass er noch möglichst lange in Bremen bleibt und ich das Kapitäns-Amt nicht für ihn übernehmen muss.
Diese Saison kam es ja bereits ein paar Mal dazu.
Das fühlte sich auch gut an, war aber nur die Notlösung auf Grund seiner Verletzung. Ich kann auch ohne eine Kapitänsbinde für Werder Verantwortung übernehmen.
Verantwortung neben dem Platz übernehmen Sie zudem durch ihr Engagement in der Flüchtlings-Hilfe.
Genau. Meine Freundin ist schon seit Längerem sehr engagiert in der Flüchtlingsthematik und versucht, mit der Stiftung eines Bekannten auch Geflüchteten vor Ort zu helfen. Also sind wir letzten Sommer für eine Woche in ein Auffanglager nach Lesbos gereist.
Was waren ihre Eindrücke dort?
Zuerst einmal war ich beeindruckt, wie positiv die Lebenseinstellung der Leute trotz der oft schrecklichen Schicksale geblieben ist. Trotzdem sind die Zustände dort wirklich erschreckend und bedrückend. Zusammen haben wir mit den Leuten vor Ort ein Fußballspiel organisiert, um auf die Situation und die dortigen Lebensumstände aufmerksam zu machen.
Sie selbst teilten auf „Instagram“ ein Foto mit dem Schriftzug „No Human is illegal“ – eine Botschaft, die oft auch auf Bannern im Weserstadion zu lesen ist.
Das stimmt. Auch das gefällt mir an den Werder-Fans.
Sind für die Zukunft weitere Aktionen geplant?
Natürlich kann ich nicht fünf Mal im Jahr nach Lesbos fliegen, aber auch in Bremen bringe ich mich ein. Bei Werder gibt es das Projekt „Spielraum“, in dessen Rahmen ich letzten Monat zusammen mit Marco Friedl einen Aufenthaltsort für Flüchtlinge besucht habe. Ich denke, Fußballspieler sollten ihre Vorbild-Funktion auch in sozialen Bereichen nutzen.