Spätestens seit dem Abgang von Max Kruse ist Davy Klaassen Werders Chef im Mittelfeld. Mit uns sprach er über sein Image, die erfolglose Zeit bei Everton und sein Jugendidol Dennis Bergkamp.
Gibt es konkrete Vorgaben dafür, wann Sie sich in die Tiefe bewegen und wann nicht?
Das entscheide ich meistens nach Instinkt.
Dann scheint ihr Instinkt in dieser Saison besser zu funktionieren.
Ich glaube, dass meine Torgefahr schon immer eine meiner Stärken war. Die fünf Tore in der vergangenen Saison waren ganz in Ordnung.
Haben Sie eine Tor-Marke für diese Saison?
Immer mehr als letztes Jahr!
Keine konkrete Zahl?
Nein, ich bin ja auch kein Stürmer. Im besten Fall erspielen wir uns über eigenen Ballbesitz gefährliche Chancen.
Als nächstes treffen Sie auf Freiburg und Gladbach. Wollen Sie das ballorientierte Spiel auch gegen Teams aus der Spitzengruppe durchsetzen oder passen Sie sich an die jeweiligen Gegner an?
Wir stellen uns schon darauf ein, auch mit weniger Ballbesitz Spiele gestalten zu können. Es geht nicht darum, möglichst oft den Ball zu haben, sondern unsere Grundidee vom Angriffsspiel, mit viel Dynamik und Pässen in die Tiefe, umzusetzen. Egal, ob es gegen Leverkusen oder die Bayern geht. Vielleicht müssen wir dann etwas mehr leiden und hinterherrennen. Aber das ist dann halt so.
Mit dieser offensiven Ausrichtung hat Florian Kohfeldt Werder von einem Abstiegskandidaten zu einem Europa-League-Aspiranten geformt. Was zeichnet ihn im Vergleich zu anderen Trainern aus?
Vor allem seine Taktik-Besessenheit. Er lobt dich oder schimpft mit dir wegen Dingen, die anderen Trainern vielleicht gar nicht aufgefallen wären. Außerdem besitzt er trotz seines jungen Alters wirklich ein sehr gutes Gespür für den Umgang mit verschiedenen Spielern und merkt, wie er die individuellen Spielweisen in seine Spielidee einbringen kann.
Ihre Spielweise wirkt eigentlich wie gemacht für die Insel, trotzdem kamen Sie in Ihrer einzigen Spielzeit für Everton auf nur sieben Premier-League-Einsätze. Woran lag das?
Viele würden jetzt äußere Umstände oder Einfindungs-Probleme als Begründung anführen, aber ich muss ehrlich sagen: Ich habe für Everton einfach nicht gut gespielt. Zudem hatte ich das Gefühl, nicht richtig nach England zu passen.
Wieso?
Die Spielphilosophie dort ist anders. Mein ganzes Leben war ich es gewohnt, alle Situationen auf dem Platz spielerisch zu lösen. Das war in England teilweise anders.
Also im Nachhinein ein Missverständnis?
Vielleicht. Aber wie gesagt: Ich habe leider auch wirklich schlechte Spiele gemacht.