Spätestens seit dem Abgang von Max Kruse ist Davy Klaassen Werders Chef im Mittelfeld. Mit uns sprach er über sein Image, die erfolglose Zeit bei Everton und sein Jugendidol Dennis Bergkamp.
Im Winter wären Sie dann fast nach Neapel ausgeliehen worden.
Genau. Erst wollte ich gar nicht weg – auch wenn ich kaum zum Zug kam, befand ich mich ja erst seit kurzer Zeit bei Everton und hatte gehofft, noch eine Chance zu bekommen. Als sich jedoch meine Lage während der gesamten Transferperiode nicht geändert hatte, habe ich den Verantwortlichen am letzten Tag mitgeteilt, doch wechseln zu wollen.
Wie ging es weiter?
Für Neapel war die Entscheidung wohl etwas zu kurzfristig, so schnell ließ sich der Wechsel nicht realisieren. Mit Sam Allardyce hatte Everton zudem erst kürzlich einen neuen Trainer installiert, bei dem ich mich nochmal im Training für mehr Einsatz-Zeiten empfehlen wollte.
Stattdessen blieben Sie weiter draußen.
Ich erkannte dann recht schnell, dass ich in Everton keine Zukunft mehr hatte und auch der Trainer nahm mich zur Seite. Er erklärte mir ganz deutlich: „Wir planen nicht mit dir. Wenn du willst, kannst du im Sommer wechseln.“
Keine schöne Ausgangslage.
Für mich war das eher hilfreich. Der Coach hat mir das direkt am Anfang offen erklärt und ich hatte so genug Zeit um mich auf einen Wechsel im Sommer einzustellen.
Die britische Presse ist dafür bekannt, mit Spielern hart ins Gericht zu gehen. Die „Sun“ hat Sie als „Außenseiter“, „Flop“ oder „Albtraum-Transfer“ bezeichnet.
Das war nicht schön, interessierte mich aber nicht sonderlich.
Stimmt es denn, dass Sie nach dem verlorenen Europa-League-Finale mit Ajax 2017 anfangs bei Everton nicht mit Wayne Rooney sprachen, da dieser Sie mit Manchester United besiegt hatte?
Was für ein Blödsinn! Wir haben uns sogar sehr viel über das Spiel unterhalten. Ich fand es vielmehr interessant, seine Ansicht vom Spiel zu hören, als dass es dadurch Streit gegeben hätte. Ich weiß nicht, wie die Zeitungen auf so etwas kommen.
Zurück zur deutschen Presse: Der „Kicker“ beschrieb ihre Spielweise kürzlich mit „ein bisschen Arjen Robben, ein bisschen Mark van Bommel“ …
(Lacht.) … das habe ich auch gelesen! Natürlich ein spielerisch kurioser Vergleich, aber ich verstehe, was damit gemeint ist.
Und zwar?
Wahrscheinlich die Spiele gegen Union Berlin und Leipzig. (In der Partie gegen Union holte Klaassen nach leichtem Kontakt des Keepers einen Elfmeter heraus, gegen Leipzig hätte er nach seinem Ellenbogenschlag gegen Nordi Mukiele die rote Karten sehen müssen Anm. d. Red.) Die Medien wollen daraus zu viel aufbauschen, das fühlt sich für mich nach Sensations-Presse an.
Also sind die Vergleiche ungerechtfertigt?
Teilweise. Der Union-Torwart trifft mich leicht, vielleicht war es kein klares Foul, aber auch keine Schwalbe. Für mich war es ein vertretbarer Elfmeter. In der Szene gegen Leipzig war es ja auch keine bewusste Aktion von mir. Im Fernsehen sah es zwar hart aus, aber ich kann garantieren: Es war wirklich nicht meine Absicht ihn im Gesicht zu treffen. Weil es zwei Spiele hintereinander waren, mussten die Zeitungen wohl etwas in diese Richtung schreiben.