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Seite 3: „Vor jedem Match: Rumpsteak mit Nudeln.“

Sie hatten in Uer­dingen keine Schleifer?
Funkel
: Sieg­fried Melzig. Ein gran­dioser Trainer, der sich ein­fach nicht in den Griff bekam. Er schrie alles zusammen, was ihm in die Quere kam, wenn er in Rage war. Mit ihm fuhren wir als Tabel­len­zweiter zum Spiel bei Tennis Borussia. Vor dem Match schmiss er zwei Leis­tungs­träger aus der Mann­schaft, die sich mit ihm ange­legt hatten. Der Prä­si­dent kam in die Kabine und ver­langte eine Erklä­rung. Aber Melzig brüllte ihn auf eine derart unflä­tige Weise an, dass er nach dem Spiel beur­laubt wurde – obwohl wir 4:1 gewonnen hatten und auf Auf­stiegs­kurs waren.

Wie nahmen die Medien solche Ereig­nisse wahr?
Funkel
: Eher bei­läufig. Die Reporter kannten wir alle per­sön­lich, ab und an tranken wir ein Bier zusammen. Die meisten waren froh, wenn sie positiv schreiben konnten.
Möhl­mann: In Münster war es eher ruhig. Die Bild“-Reporter ließen sich Ergeb­nisse per Telefon durch­geben, weil sie aus Kettwig nicht extra anreisen wollten.

Ihr Ernäh­rungs­pro­gramm als Zweit­li­ga­spieler?
Funkel
: Vor jedem Match: Rump­steak mit Nudeln.
Möhl­mann
: Mit Sauce béar­naise, die durfte nicht fehlen.
Funkel
: Wir hatten einige Spieler, die unmit­telbar vor Anpfiff auf die Toi­lette ver­schwanden, um dort noch eine Ziga­rette zu rau­chen. Und unser Keeper Manni Kroke trank in der Halb­zeit gern einen Under­berg, um run­ter­zu­kommen.

Benno Möhl­mann, Sie hatten in Münster den kürz­lich ver­stor­benen Werner Biskup als Trainer. Er ist zeit­le­bens sehr offen mit seiner Alko­hol­sucht umge­gangen. Haben Sie unter ihm mehr getrunken?
Möhl­mann
: Nein. Ab 1976 fuhren wir nicht mehr im Pkw, son­dern im Bus zu den Aus­wärts­spielen. Auf der Rück­fahrt war es üblich, dass auch zwei Kisten Bier mit an Bord waren. Nicht nur unter Werner Biskup.

Wenn heute ein Klub in die Zweite Liga absteigt, dis­ku­tieren Medien, ob nun der Verein oder gleich die ganze Region stirbt. Gab es diese Ängste auch zu Ihrer aktiven Zeit?
Funkel
: In Uer­dingen fürch­teten wir gar nichts. Wenn es sport­lich nicht gereicht hatte, spielten wir eben Zweite Liga und der Wie­der­auf­stieg war das neue Ziel. Wir spielten im Unter­haus vor weniger Zuschauern, aber vom Arbeits­auf­wand her änderte sich nichts.
Möhl­mann
: Als wir 1979 mit Werder Bremen abstiegen, war es gut für den Klub. Werder war jah­re­lang unten rum­ge­krebst, in der Zweiten Liga konnte sich der Verein erholen. Und: Die Mann­schaft gewann end­lich wieder Spiele, es kamen mehr Zuschauer. Am Ende stiegen wir direkt wieder auf. Aber mein Gehalt wurde nicht erhöht, weil unser Manager Rudi Assauer argu­men­tierte: Benno, wir werden jetzt wieder sel­tener gewinnen, die Zuschauer bleiben weg.“

Und das haben Sie klaglos akzep­tiert?
Möhl­mann
: Naja, Assauer hat bei den Prä­mien nach­ge­bes­sert.

Sie sind jeweils auch als Trainer in die Zweite Liga abge­stiegen. Emp­findet man diese Situa­tion als Coach anders?
Möhl­mann
: Mein Abstieg mit Arminia Bie­le­feld ereig­nete sich erst am letzten Spieltag. Ich hatte gar nicht die Mög­lich­keit, mich groß vor­zu­be­reiten. Und Arminia pen­delt immer zwi­schen den Ligen, wes­halb ein Abstieg dort weniger als Kata­strophe emp­funden wird als, sagen wir, beim HSV.
Funkel
: Es hängt stark davon ab, wie ver­traut ein Klub mit Abstiegen ist. Bei Klubs wie dem VfL Bochum oder dem SC Frei­burg wissen die Ver­ant­wort­li­chen, dass ein Abstieg immer im Bereich des Mög­li­chen ist. Die sind clever genug, lang­fristig mit dieser Situa­tion zu planen.

Benno Möhl­mann, Sie sind der Trainer mit den meisten Zweit­li­ga­spielen. Was bedeutet Ihnen dieser Rekord?
Möhl­mann
: Es macht mich stolz, seit vierzig Jahren fast ohne Unter­bre­chung im Pro­fi­fuß­ball zu arbeiten. Es gibt nur 36 Trai­ner­jobs in der Ersten und Zweiten Liga, da freut es mich, nach wie vor zu diesem erlauchten Kreis zu gehören.

Es spielt keine Rolle, dass es nach dem HSV und Arminia Bie­le­feld keinen Job mehr für Sie in der Ersten Liga gab?
Möhl­mann
: Ich sehe keine großen Unter­schiede, was die Arbeit bei einem Groß­teil der Erst­li­gisten, den Ver­einen der Zweiten Liga und einigen aus­ge­wählten Klubs der dritten Liga betrifft. Ich muss aber auch rea­lis­tisch sein: Bei einem Bun­des­li­gisten, der einen neuen Trainer sucht, bin ich sicher nicht erste Wahl. Um noch mal Erste Liga zu trai­nieren, müsste ich mit einem Klub auf­steigen.