Gipfeltreffen der Zweitligadenkmäler. Benno Möhlmann, Rekordtrainer der zweiten Liga, und Friedhelm Funkel haben gemeinsam mehr als 2000 Profispiele auf dem Buckel. Seit dem ersten Spieltag der zweiten Liga 1974 sind die beiden sportliche Rivalen – und Freunde
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Außerdem präsentieren wir euch an dieser Stelle in den kommenden Wochen weitere spektakuläre Reportagen, Interviews und Bilderserien. Heute: Friedhelm Funkel und Benno Möhlmann im großen Denkmal-Interview aus unserem 11FREUNDE SPEZIAL „Die zweite Liga“.
4. August 1974. 1. Spieltag der neugegründeten Zweiten Liga Nord. Bayer Uerdingen spielt gegen Preußen Münster. Im Mittelfeld treffen aufeinander: Friedhelm Funkel und Benno Möhlmann.
Friedhelm Funkel: Ach was, das wusste ich nicht.
Benno Möhlmann: Ich auch nicht. Und schauen Sie ihn sich an, rank und schlank wie damals. Was haste drauf: 74 Kilo?
Funkel: Von wegen, die Zeiten sind vorbei. 78 Kilo.
Hier wird aber auf höchstem Niveau geklagt.
Möhlmann: In unserem Alter muss man aufpassen. Aber zurück zum Spiel: Wie ging es aus?
3:1 für Bayer Uerdingen. Das 1:0 erzielte nach 52 Minuten ein gewisser Friedhelm Funkel per Handelfmeter.
Funkel: Da war ich 20. Und die haben mich einen Elfmeter schießen lassen?
Möhlmann: Wir haben damals oft gegeneinander gespielt. Friedhelm war ein Achter, ich eher der Sechser. Da kam es vor, dass wir uns 90 Minuten lang von einer Seite des Platzes zur anderen verfolgten.
Funkel: In der Zweiten Liga ging es knallhart Mann gegen Mann.
Möhlmann: Wenn man nur kurz einen Meter vom Gegner wegstand, brüllte der Trainer schon los.
Waren das faire Duelle zwischen Ihnen beiden?
Funkel: Im großen Ganzen waren wir saubere Spieler. Gerade im Verhältnis zu anderen in der Zweiten Liga. Es war aber wichtig, dass man sich den Gegebenheiten anpasste. Mitunter ging es ziemlich zur Sache, da durfte man nicht zurückstecken.
Möhlmann: Wir kamen gut miteinander aus. Nur leider gelang ihm am Ende meist doch irgendwie ein Tor.
Funkel: Es kam schon vor, dass ich 90 Minuten überhaupt nicht zu sehen war und dann doch noch traf. Manchmal wunderte ich mich selbst darüber.
Möhlmann: Oder du hast dich untergehakt und fielst einfach hin.
Funkel: Zugegeben, den einen oder anderen Frei- oder Strafstoß habe ich für unsere Mannschaft rausgeholt.
Was hat es für Sie bedeutet, in der neuen Zweiten Liga dabei zu sein?
Möhlmann: Es war wichtig, dabei zu sein. Preußen Münster gehörte längst nicht mehr zu den Spitzenmannschaften. Wir mussten in der Regionalliga West Zwölfter oder Dreizehnter werden, um uns für die neue Profiliga zu qualifizieren – und wir mussten trotzdem zittern.
Funkel: Die Qualifikation erfolgte über ein Punktesystem, das auf den Erfolgen der Vergangenheit beruhte. In Uerdingen mussten wir im Gegensatz zu den Münsteranern Sechster in der Regionalliga werden, weil wir noch nicht so lange so weit oben spielten.
Was verdienten Sie mit knapp 20 Jahren in der Zweiten Liga?
Möhlmann: Ich war Jugendnationalspieler, deswegen war die Bezahlung schon ganz gut. In der ersten Zweitligasaison bekam ich 1000 Mark plus 500 Mark Prämie für einen Sieg.
Funkel: Als Fußballer bekam ich 400 Mark brutto, dazu 250 Mark Punktprämie und ein kleines Gehalt für einen Nebenjob im Bayer-Werk.
Wer waren damals die Stars der Zweiten Liga?
Möhlmann: Gab es welche? Kann sein, dass ein paar bekanntere Namen in die Liga kamen, als der BVB abstieg.
Funkel: Die ersten echten Stars waren aus meiner Sicht Horst Hrubesch und Frank Mill bei Rot-Weiss Essen.
Wie genau waren Sie über das Geschehen in der parallel stattfindenden Zweiten Liga Süd informiert?
Möhlmann: Überhaupt nicht. Das war eine ganze andere Welt.
Funkel: Was auch daran lag, dass im Fernsehen fast nichts aus der Zweiten Liga gezeigt wurde.
In den ersten Jahren spielte rund ein Dutzend Teams aus Nordrhein-Westfalen in der Zweiten Liga Nord. Wo ging es besonders dörflich zu?
Funkel: Insgesamt war es viel provisorischer. Wenn wir ankamen, mussten wir uns durch die Zuschauer drängeln, um in die Kabinen zu kommen.
Möhlmann: Preußen Münster gehörte schon zu den besseren Adressen. Im Gegensatz dazu waren Erkenschwick oder Gütersloh noch Fußballprovinz.
Funkel: Die Fans kamen mit der Straßenbahn.
Möhlmann: Und wir reisten in Fahrgemeinschaften direkt am Spieltag an und wieder ab.
Auch, wenn es aus Münster zu Wacker 04 Berlin ging?
Möhlmann: Das war das einzige Spiel, zu dem wir am Vortag anreisten. Wir fuhren in Pkws und ich saß im Ford Thunderbird des Trainers Rudi Faßnacht und hatte Todesangst.
Warum?
Möhlmann: Weil Faßnacht stets mit Vollgas nach Berlin bretterte. Stoßstange an Stoßstange mit dem Vordermann.
Funkel: Und da saßen Spieler drin?
Möhlmann: Zwei saßen hinten und ich auf dem Beifahrersitz. Und wenn wir nachts über die freie Autobahn zurückfuhren, kam die Tachonadel nicht mehr über 80 km/h.
War Faßnacht betrunken?
Möhlmann: Nein, ich habe ewig gebraucht, um das zu kapieren: Er war nachtblind. Als junger Spieler wäre ich aber im Leben nicht auf die Idee gekommen, mich über die Fahrkünste des Trainers zu beschweren.
Von Faßnacht kursiert die Geschichte, dass er, wenn er sauer war, den Torwart traktierte, indem er den Ball von der Fünf-Meter-Linie volley aufs Tor ballerte.
Möhlmann: Das hat er nicht nur gemacht, wenn er sauer war. In der Regel machte er Dropkicks vom Elfmeterpunkt und rückte langsam vor. Unseren Keeper Gerd Welz hat das aber dermaßen angestachelt, dass er immer noch eine zweite Rutsche forderte. Ob das sinnvoll war, lassen wir mal dahingestellt.
Mit anderen Worten: Zweitligatrainer hatten damals durchaus fachliche Defizite?
Möhlmann: Manche bestimmt, aber unter Rudi Faßnacht haben wir in der Saison 1975/76 auf Vollprofitum umgestellt, und ich habe bei ihm gelernt, was arbeiten heißt. Doch manchmal schoss er eben übers Ziel hinaus: Einmal hatten wir acht Spiele in Folge gewonnen. Neun Siege wären Rekord gewesen. Die ARD kam also vor dem Match gegen Bayer Leverkusen und filmte uns beim Training. Die wollten einen Beitrag über unser Rekordteam drehen. Was machte Faßnacht? Er ordnete die härteste Einheit der Woche an. Das komplette Programm: Huckepackrennen, Entengang, Liegestütze. Das Resultat: Wir verloren das Heimspiel, verpassten den Rekord und der Bericht ist nie gelaufen.
Ihr extremster Coach?
Möhlmann: Nein, das war der Jugoslawe Slobodan Cendic. Der war so heißblütig, dass er mitunter in der Kabine auf Mitspieler losging.
Friedhelm Funkel, haben Sie auch solche Typen erlebt?
Funkel: Im Gegenteil. Klaus Quinkert, der Trainer mit dem wir im ersten Jahr in die Bundesliga aufstiegen, war Sportlehrer am Gymnasium. Ein ganz feiner Mann. Oder später Horst Buhtz, der brachte es nicht übers Herz, ein böses Wort zu sagen. Der war zu gut für diese Welt.
Sie hatten in Uerdingen keine Schleifer?
Funkel: Siegfried Melzig. Ein grandioser Trainer, der sich einfach nicht in den Griff bekam. Er schrie alles zusammen, was ihm in die Quere kam, wenn er in Rage war. Mit ihm fuhren wir als Tabellenzweiter zum Spiel bei Tennis Borussia. Vor dem Match schmiss er zwei Leistungsträger aus der Mannschaft, die sich mit ihm angelegt hatten. Der Präsident kam in die Kabine und verlangte eine Erklärung. Aber Melzig brüllte ihn auf eine derart unflätige Weise an, dass er nach dem Spiel beurlaubt wurde – obwohl wir 4:1 gewonnen hatten und auf Aufstiegskurs waren.
Wie nahmen die Medien solche Ereignisse wahr?
Funkel: Eher beiläufig. Die Reporter kannten wir alle persönlich, ab und an tranken wir ein Bier zusammen. Die meisten waren froh, wenn sie positiv schreiben konnten.
Möhlmann: In Münster war es eher ruhig. Die „Bild“-Reporter ließen sich Ergebnisse per Telefon durchgeben, weil sie aus Kettwig nicht extra anreisen wollten.
Ihr Ernährungsprogramm als Zweitligaspieler?
Funkel: Vor jedem Match: Rumpsteak mit Nudeln.
Möhlmann: Mit Sauce béarnaise, die durfte nicht fehlen.
Funkel: Wir hatten einige Spieler, die unmittelbar vor Anpfiff auf die Toilette verschwanden, um dort noch eine Zigarette zu rauchen. Und unser Keeper Manni Kroke trank in der Halbzeit gern einen Underberg, um runterzukommen.
Benno Möhlmann, Sie hatten in Münster den kürzlich verstorbenen Werner Biskup als Trainer. Er ist zeitlebens sehr offen mit seiner Alkoholsucht umgegangen. Haben Sie unter ihm mehr getrunken?
Möhlmann: Nein. Ab 1976 fuhren wir nicht mehr im Pkw, sondern im Bus zu den Auswärtsspielen. Auf der Rückfahrt war es üblich, dass auch zwei Kisten Bier mit an Bord waren. Nicht nur unter Werner Biskup.
Wenn heute ein Klub in die Zweite Liga absteigt, diskutieren Medien, ob nun der Verein oder gleich die ganze Region stirbt. Gab es diese Ängste auch zu Ihrer aktiven Zeit?
Funkel: In Uerdingen fürchteten wir gar nichts. Wenn es sportlich nicht gereicht hatte, spielten wir eben Zweite Liga und der Wiederaufstieg war das neue Ziel. Wir spielten im Unterhaus vor weniger Zuschauern, aber vom Arbeitsaufwand her änderte sich nichts.
Möhlmann: Als wir 1979 mit Werder Bremen abstiegen, war es gut für den Klub. Werder war jahrelang unten rumgekrebst, in der Zweiten Liga konnte sich der Verein erholen. Und: Die Mannschaft gewann endlich wieder Spiele, es kamen mehr Zuschauer. Am Ende stiegen wir direkt wieder auf. Aber mein Gehalt wurde nicht erhöht, weil unser Manager Rudi Assauer argumentierte: „Benno, wir werden jetzt wieder seltener gewinnen, die Zuschauer bleiben weg.“
Und das haben Sie klaglos akzeptiert?
Möhlmann: Naja, Assauer hat bei den Prämien nachgebessert.
Sie sind jeweils auch als Trainer in die Zweite Liga abgestiegen. Empfindet man diese Situation als Coach anders?
Möhlmann: Mein Abstieg mit Arminia Bielefeld ereignete sich erst am letzten Spieltag. Ich hatte gar nicht die Möglichkeit, mich groß vorzubereiten. Und Arminia pendelt immer zwischen den Ligen, weshalb ein Abstieg dort weniger als Katastrophe empfunden wird als, sagen wir, beim HSV.
Funkel: Es hängt stark davon ab, wie vertraut ein Klub mit Abstiegen ist. Bei Klubs wie dem VfL Bochum oder dem SC Freiburg wissen die Verantwortlichen, dass ein Abstieg immer im Bereich des Möglichen ist. Die sind clever genug, langfristig mit dieser Situation zu planen.
Benno Möhlmann, Sie sind der Trainer mit den meisten Zweitligaspielen. Was bedeutet Ihnen dieser Rekord?
Möhlmann: Es macht mich stolz, seit vierzig Jahren fast ohne Unterbrechung im Profifußball zu arbeiten. Es gibt nur 36 Trainerjobs in der Ersten und Zweiten Liga, da freut es mich, nach wie vor zu diesem erlauchten Kreis zu gehören.
Es spielt keine Rolle, dass es nach dem HSV und Arminia Bielefeld keinen Job mehr für Sie in der Ersten Liga gab?
Möhlmann: Ich sehe keine großen Unterschiede, was die Arbeit bei einem Großteil der Erstligisten, den Vereinen der Zweiten Liga und einigen ausgewählten Klubs der dritten Liga betrifft. Ich muss aber auch realistisch sein: Bei einem Bundesligisten, der einen neuen Trainer sucht, bin ich sicher nicht erste Wahl. Um noch mal Erste Liga zu trainieren, müsste ich mit einem Klub aufsteigen.
Ihre Karriere als Coach begann beim Hamburger SV. Empfanden Sie es als Rückschritt, als Sie 1997 bei der Spielvereinigung Greuther Fürth in der Zweiten Liga anheuerten?
Möhlmann: Im Gegenteil. Nachdem ich in Hamburg entlassen worden war, fing ich zehn Tagen später beim Drittligisten Eintracht Braunschweig an. Ich wollte einfach weiterarbeiten. Ein Fehler. Hätte ich etwas gewartet, wäre ich vielleicht wieder in der ersten Liga untergekommen. Als ich nach anderthalb Jahren in Braunschweig meinen Vertrag nicht verlängerte, war ich zunächst ein Vierteljahr arbeitslos. Aus dem Grund empfand ich die Zweite Liga eher als Sprungbrett denn als Rückschritt.
Friedhelm Funkel, Sie kamen im Juni 1991 erstmals in Trainerverantwortung, als Bayer Uerdingen bereits als Absteiger feststand.
Funkel: Auch für mich war die Perspektive Zweite Liga kein Nachteil. Ich hatte die Chance, dort eine neue Mannschaft aufzubauen. Ich kannte das Umfeld, den Präsidenten, die Fans. Obwohl Manager Felix Magath einen anderen Trainer haben wollte, bekam ich den Job. Und wir haben fünf Jahre sehr gut zusammengearbeitet. Wenn ein Trainer durch ein starkes Präsidium gestützt wird, ist es sowieso nie kriegsentscheidend, ob er Erste oder Zweite Liga spielt.
Ihre Sehnsucht nach der Bundesliga hält sich in Grenzen.
Funkel: Warum auch nicht? Inzwischen ist die Zweite Liga im Vergleich zu vielen ausländischen Ligen längst auf Erstliganiveau, was Zuschauerzahlen und Strukturen betrifft.
Möhlmann: Diese Sehnsucht habe ich noch nie empfunden: Wenn Preußen Münster mich 1978 wegen Geldproblemen nicht nach Bremen verkauft hätte, wäre ich nie dahin gegangen. Ich war glücklich in Westfalen, ich habe mir damals sogar ein Haus in Münster gekauft, weil ich überzeugt war, wieder zurückzukommen.
Ist die Arbeit für einen Trainer in der Zweiten Liga entspannter als im Oberhaus?
Möhlmann: Das Medienaufkommen ist bei vielen Zweitligisten deutlich geringer. Ich hatte beim FSV Frankfurt täglich zwei Reporter am Trainingsplatz, das war drüben bei der Eintracht anders.
Funkel: Gerade in den letzten zehn Jahren ist es sehr hektisch in der Bundesliga geworden.
Täuscht es oder haben Sie ein Faible für die Kleinen: Friedhelm Funkel, Sie trainierten Bayer Uerdingen statt Bayer Leverkusen, VfL Bochum anstatt Schalke.
Funkel: Vergessen Sie nicht, dass Uerdingen in den Achtzigern wesentlich erfolgreicher war als Leverkusen.
Möhlmann: Und ich habe den HSV trainiert, nicht St. Pauli. (Beide lachen.)
Aber die Spielvereinigung Greuther Fürth statt des Clubs, den FSV Frankfurt statt der Eintracht. Sind Sie geborene Zweitligatrainer?
Möhlmann: Ich bin zumindest nicht der absolute Machtmensch. Ich brauche nicht ständig das Nonplusultra zum Glück. Mich reizt es, aus einer Situation, die auf den ersten Blick nicht sehr vielversprechend klingt, mehr rauszuholen.
Funkel: Geht mir ähnlich. Bei allen Stationen war ich fast zu hundert Prozent zufrieden. Ich habe mich immer gut mit den handelnden Personen verstanden, selbst wenn der Erfolg nicht da war. Deswegen habe ich mir nie Gedanken gemacht, welchen Topklub ich in Zukunft mal trainieren will.
Möhlmann: Ich war mehrfach Trainer in Fürth und bin heute trotzdem mit dem Präsidenten befreundet, obwohl wir uns drei Mal aus unterschiedlichen Gründen getrennt haben.
Wenngleich Helmut Hack ein Machtmensch ist.
Möhlmann: Er ist charakterlich sicher anders ausgerichtet als ich und auf seine Weise Machtmensch. Aber einer, mit dem man immer umgehen kann.
Fortuna Köln in den Siebzigern und Achtzigern, Greuther Fürth in den vergangenen zwanzig Jahren. Gibt es den typischen Zweitligaklub?
Möhlmann: Nein. Früher hat man gesagt, in der Zweiten Liga wird mehr gekämpft, es gibt weniger Spielkultur und mehr Fehler. All das lässt sich nicht über Fürth sagen. Dort strebt man seit Jahren nach technisch hochklassigem, taktisch klugem Fußball.
Funkel: Wie sollte es auch den typischen Zweitligaklub geben? Ein Verein kann sich doch entwickeln. Beispiel: FSV Mainz 05. Der Klub galt immer als typischer Zweitligaverein, da kamen 3000 Zuschauer an den Bruchweg und es fehlte ein wenig der Glanz. Der Verein ist längst zu einem etablierten Erstligisten gereift.
Möhlmann: Und wenn in Fürth so weitergearbeitet wird, ist so was durchaus auch dort möglich.
Friedhelm Funkel, Benno Möhlmann, was ist Ihre romantischste Erinnerung an das Leben in der Zweiten Liga?
Funkel: Es war immer etwas Besonderes, wenn wir …
Möhlmann: … auf St. Pauli spielten.
Funkel: Woher weißt du das, Benno?
Möhlmann: Musste ich auch dran denken. Wenn wir nach der Ankunft mit den Sporttaschen durch die Kneipe gingen, um in die Kabine zu kommen.
Funkel: Der Rauch stand bis zur Decke, der Schankraum war brechend voll und einige Originale, die da rumsaßen, hatten schon deutlich zu viel getrunken. Das war schön.
Möhlmann: Ja, das war richtig Zweite Liga, aber es war nie feindselig. Die boten uns vorsorglich schon mal Schnaps an. Nach dem Motto: „Trink mal einen, dann biste nachher nicht so traurig, wenn du verloren hast.“