Strely Mamba wuchs in einem Container-Wohnheim auf und musste am eigenen Leib erfahren, dass Alltagsrassismus nicht nur in den USA ein großes Problem ist. Der Paderborn-Stürmer über seinen Weg in die Bundesliga, Geldsorgen in der Kindheit und rassistische Sprüche im Supermarkt.
Waren Sie damals schon besser als die anderen Kinder?
Ohne arrogant klingen zu wollen: Ich war wohl ein großes Talent. Bloß hatte ich noch nicht kapiert, dass Talent alleine irgendwann nicht mehr reicht. Sondern dass man auch an sich arbeiten muss. Stattdessen habe ich mich in der Jugend auf dem, was ich hatte – der Schnelligkeit, dem Dribbling – ausgeruht. Und die anderen Jungs haben Stück für Stück aufgeholt.
War Ihnen Kritik damals egal?
Egal ist das falsche Wort. Ich war nur im Gegensatz zu meinen Trainern zu früh zu zufrieden. Weil es lange Zeit trotzdem für mich gereicht hat. Und wenn es eng wurde, habe ich einfach den Verein gewechselt. Damals war das ja sehr einfach, ich hatte keine Verträge, keine Verpflichtungen. Genügend Interessenten gab es immer. Im Nachhinein denke ich: Wo wäre ich jetzt, wenn ich damals nicht bockig geworden wäre, wenn ich mal auf der Bank saß, sondern einen anderen Ehrgeiz entwickelt hätte?
Wissen Sie, für wie viele Vereine Sie gespielt haben?
Ich weiß nur: Es waren viel zu viele. Aber lassen Sie mich nachdenken: Vielleicht zehn? Oder elf?
Laut Wikipedia-Eintrag sind es 13.
Kuchen, Ebersbach, VfB Stuttgart, Eislingen, Karlsruher SC, Kaiserslautern, Homburg, Stuttgarter Kickers, Göppingen, Grunbach, Freiberg, Sandhausen, Cottbus, Paderborn. Es waren 14…
Wer in der Jugend so oft wechselt, wird irgendwann schief angeguckt. Hatten Sie damals einen schlechten Ruf?
Ich glaube nicht. Wie gesagt: Damals gab es keine Verträge, keine Berater, es wurde kein großes Tamtam um diese Wechsel gemacht. Wenn ich jetzt, als Profi, jedes Jahr wechseln würde, wäre das wahrscheinlich anders.
Wie anstrengend ist es für den Kopf, wenn man alle sechs Monate wieder „der Neue“ in der Kabine ist?
Das ging total klar. Ich finde mich gut in Gruppen ein. Außerdem gab es meistens, so war zumindest mein Gefühl, eine Art Wow-Effekt, wenn ich neu kam. Nach dem Motto: „Wie schnell ist dieser Typ denn?“ Das ist zwar zu oft zu schnell verflogen, weil ich nicht genug an mir gearbeitet habe, aber der Einstieg war nie ein Problem.
„Um mich herum hieß es: Mach lieber eine Ausbildung“
Konnten Sie bei all dem Hin und Her Freundschaften aufbauen?
Definitiv. Bei Jungs geht das meiner Meinung nach auch sehr schnell. Man hängt eine Woche zusammen rum – und schon verhält man sich untereinander wie unter dicken Bros. Und hat gefühlt alles durchgemacht. Manchmal reicht es auch, einen einzigen Abend zusammen unterwegs zu sein… (Lacht.)
Einige Ihrer ehemaligen Mitspieler aus Stuttgart oder Karlsruhe rückten als 18-Jährige plötzlich auf die große Bühne – während Sie für Grunbach in der Oberliga spielten. Oder auf der Bank saßen.
Einige? Ich könnte eine kleine Weltauswahl zusammenstellen.
Gerne.
Im Tor waren es Bernd Leno und Odisseas Vlachodimos. In der Abwehr Koray Günter, Robin Yalcin und Jeremy Toljan. Und weiter vorne wurde es dann extrem: Hakan Calhanoglu, Rani Khedira, Serge Gnabry, Timo Werner… Bestimmt habe ich noch ein paar vergessen.
Waren Sie damals neidisch, wenn Sie die Kumpels von früher plötzlich im Fernsehen sahen?
Nein, nicht neidisch. Es war einfach ärgerlich. Nach dem Motto: „Alter, die haben es gepackt, die zocken auf dem höchsten Level – und ich bin noch nicht so weit gekommen.“ Gleichzeitig hatte ich das Ziel Profifußball immer im Kopf. Ich war mir sicher: Ich packe das auch noch. Die Frage war nur wann.
Hatten Sie keine Zweifel?
Ich selber nicht. Ich habe mir nur ein Limit gesetzt: „Wenn ich mit 24 Jahren nicht gut vom Fußball leben kann, trete ich kürzer.“
Gab es einen Plan B?
Nein, gar nicht. (Lacht.) Um mich herum hieß es auch immer: „Junge, mach lieber eine Ausbildung.“ Aber je mehr Menschen mir das sagten, desto trotziger und sturer wurde ich. Ich wollte es ihnen beweisen. Jetzt bin ich den Leuten dankbar, die mich damals in der Oberliga kannten und meinten, ich solle lieber mal aufhören zu träumen.