Wie macht ein Krokodil? Toooor!!! Zumindest bei Sean Dundee war das eine Weile lang so. Heute wird die KSC-Legende 50 Jahre alt. Wir gratulieren mit den schönsten Bildern einer völlig wilden Karriere.
Am 07. Dezember 1972, also heute vor 50 Jahren, kommt in Durban, Südafrika, ein Junge namens Sean Dundee zur Welt. Und zwar in einem Viertel namens „The Buff“. Dort sei das Leben, erzählt Dundee später im Gespräch mit 11FREUNDE, ein bisschen härter gewesen. „Es gibt ein Sprichwort: ‚We’re ruff, we’re tuff, we’re from The Bluff.‘“ 1992 wechselt der erst 19-jährige Stürmer nach Deutschland, zum Zweitligisten Stuttgarter Kickers.
Hasenohr, Hasenohr, einmal rum, dann durchs Tor! Bei den Kickers muss Dundee zunächst an den Basics feilen.
Sportlich läuft es in Stuttgart nicht sonderlich gut, doch dafür ist Dundee (2. v. l., neben Fredi Bobic) live dabei, als Thomas Tuchel zum einzigen Mal in seinem Leben ein Stück Kuchen nicht wutentbrannt vom Tisch fegt. Sensationell.
Aber klar, irgendwann ist Schluss mit lustig. Hier droht Tuchel im Hintergrund all jenen körperliche Gewalt an, die gleich wirklich einen Schluck Bier (43 Kalorien pro 100 ml) trinken wollen. Clever: Dundee lässt die Finger vom Alkohol.
Nach nur sieben Einsätzen in zwei Zweitligajahren wechselt Dundee in die damals drittklassige Regionalliga Süd, zu den Turn- und Sportfreunden Ditzingen – und eskaliert völlig. 24 Tore in 34 Spielen bedeuten den Durchbruch.
Der Karlsruher SC schlägt daraufhin zu und sichert sich zur Saison 1995/1996 die Dienste des beliebten Stürmers. Oder wie Jugendliche ihn damals laut „PONS WÖRTERBUCH DER JUGENDSPRACHE“ nannten: „Ehrmann!“
In der Bundesliga etabliert sich der Noch-Südafrikaner schnell, gleich in seinem ersten Jahr im Oberhaus macht er 16 (!) Hütten.
Voll auf die Zwölf! Innerhalb kürzester Zeit wird Dundee zu einem der Top-Ziele von international gefürchteten Manndeckern.
Aufhalten können sie den jungen Mann trotzdem nicht. Beim Karlsruher SC wird er, zuverlässig gefüttert von Spielmacher Thomas Hässler, zu einem der gefragtesten Stürmer Europas.
Wir wünschen uns in eine Zeit zurück, in der wir an das hier dachten, wenn das Wort „Human Centipede“ fiel…
100 Prozent Dundee: Der KSC-Shootingstar und Erik Meijer.
Im Sommer 1996 erreichen Dundee und der KSC das Pokalfinale. Doch gegen den kurz zuvor abgestiegenen 1. FC Kaiserslautern setzt es eine 0:1‑Niederlage. Einem großen Titel wird er nie wieder so nahe kommen wie an diesem Tag. Sean ein bisschen traurig…
Für ihn persönlich geht es aber zunächst weiter bergauf – zumal er jetzt einen eigenen Spitznamen hat: „Crocodile Dundee“, beziehungsweise, zu deutsch, das Tor-Krokodil. Nicht zu verwechseln übrigens mit dem sogenannten Alliga-Tor!
Zeit für ein paar extrem natürliche Fotoshootings: Sean Dundee mit seinem Kindheitsidol Icke Hässler.
Sean Dundee beim Rückwärtsringen mit Claus Reitmaier.
Sean Dundee, nochmal mit Claus Reitmaier, bei irgendwas?
Sean Dundee, allein und in einem KSC-Trikot, das wir bis gerade eben nicht kannten.
Sean Dundee beim Dehnen.
Sean Dundee mit deutschem Pass. Moment mal…
1996/1997, Dundee schießt 17 Bundesliga-Tore, wird der Hype um ihn so groß, dass die Bundesrepublik ihn kurzentschlossen einfach einbürgert. Sogar Außenminister Klaus Kinkel, zufällig KSC-Fan, schaltet sich ein, das Verfahren wird aufgrund von „herausragendem nationalen Interesse“ derart beschleunigt, dass aus dem Südafrikaner in wenigen Wochen ein für den DFB spielberechtigter, deutscher Fußballer wird. Das gemeinsame Ziel: die WM 1998.
Doof nur: Kurz vor seinem ersten Einsatz verletzt er sich. Danach wird er noch zweimal nominiert, darf am Ende aber nie auf den Platz.
Doof nur (2): Plötzlich ist auch beim KSC der Wurm drin, Dundee hat Ladehemmung, die Mannschaft spielt in der Saison 1997/1998 gegen den Abstieg und nicht wie sonst um die europäischen Plätze. Und dann wäre da noch die Sache mit der verunglückten Färbung…
Doof nur (3): Außerdem meldet sich wie aus dem Nichts die Bundeswehr! Dundee muss wie jeder junge deutsche Mann seinen Wehrdienst ableisten. Der Fußballer über seine Aufgaben in den zwei Monaten beim Militär: „Nachtmärsche, schießen, verstecken, Löcher graben.“ Hätte er auch zu Schalke gehen können. Unsere Meinung.
Doof nur (4): Statt für die Nationalmannschaft zu spielen, muss er plötzlich im deutschen A2-Team ran, an der Seite von so vielversprechenden Talenten wie Holger Greilich oder Heiko Gerber. Immerhin: Bei seinem einzigen Einsatz knipst er. Kurz darauf wird die B‑Nationalmannschaft aber wieder abgeschafft.
In seiner (vorerst) letzten Saison für den KSC gelingen Dundee nur noch fünf Treffer. Am Ende steigt die Mannschaft ab.
Der Stürmer, innerhalb von Rekordzeit vom Liebling der Fans zum Buhmann geworden, flüchtet auf die Insel. Beim FC Liverpool soll für ihn alles besser werden. Spoiler: Wird es leider nicht.
Nach nur einer Saison (fünf Spiele, kein Tor) kehrt er nach Süddeutschland zurück, allerdings zum VfB Stuttgart. Vielleicht will er einfach sicher gehen, dass in Karlsruhe auch wirklich alle stinksauer auf ihn sind?
Ein Bild, das sich einfach nicht vermeiden ließ: Dundee und das Stuttgarter Maskottchen.
Frage: Würde ein echter Fußball-Professor seine Spieler wirklich in Jeans trainieren lassen?
Für eine sachdienliche Antwort rufen Sie bitte die VfB-Info-Hotline an (0711 99 33 1893).
Und Dundee Hände zum Himmel! Das Tor-Krokodil ist zurück in der Bundesliga.
Unter Ralf Rangnick (und später auch unter anderen Trainern) läuft es für Dundee insgesamt zumindest ganz ok. In insgesamt 104 Spielen für den VfB erzielt er 33 Treffer, allerdings wird er (wie in Liverpool) auch immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen.
So dass er sich häufiger als gedacht auf der Stuttgarter Bank wiederfindet.
Immerhin: Dundee denkt nicht nur an sich selbst, hier füttert er Möwen auf Sylt.
Wenn fit, dann richtig: Unter Felix Magath blüht Dundee kurzzeitig auf, erzielt 2002 saisonübergreifend acht Tore in neun Spielen. Von der darauf folgenden Verletzung erholt er sich allerdings nicht mehr.
Schachmatt: 2003 verabschiedet sich Dundee aus der Bundesliga und wechselt zu Austria Wien. Sein Trainer dort: Joachim Löw. Der treibt ihn offenbar zu Anti-Höchstleistungen an, in 18 Ligaspielen markiert Dundee genau keinen Treffer.
Ein Jahr später kehrt er nach Karlsruhe zurück. Wo im Wildparkstadion die Tore stehen, weiß er ja schließlich. In der zweiten Liga erzielt er in zwei Saisons immerhin 14 Tore.
2006, mittlerweile 33 Jahre alt, wechselt er nach Offenbach. Das einzige Tor, das er dort trifft, ist ein Traktor, gefahren von Suat Türker. Nach einem Jahr ohne Treffer ist auch seine Zweitligakarriere vorbei.
2006 die nächste Rückkehr, dieses Mal zu den Stuttgarter Kickern in die Regionalliga. Doch sein Körper macht nicht mehr mit, nur fünfmal schafft es Dundee überhaupt auf den Platz. Danach kehrt er ein vorletztes Mal zurück, dieses Mal nach Südafrika, denn seine letzte Profistation ist AmaZulu FC. 2009 beendet er seine aktive Karriere.
Sein letztes Comeback ist dann das nach Deutschland: Heute lebt er wieder in Karlsruhe, bis vor wenigen Jahren spielte er sogar noch für den FC Grünwinkel in der Kreisklasse. Heute wird er 50 Jahre alt. Wir sagen danke für 61 Bundesliga-Tore, ein paar unvergessliche BravoSport-Fotos und die vielleicht kurioseste Einbürgerungsgeschichte der Fußballnation. Alles Gute zum Geburtstag!