Oliver Bierhoff kämpft um seinen Posten. Rücksichtslos, mit allen Mitteln und auf Kosten von Mesut Özil.
Die Hoffnung währte nur kurz.
Die Hoffnung, der DFB und die Verantwortlichen der Nationalelf würden das desaströse sportliche Abschneiden bei der WM in Russland nutzen, um die eigene Arbeit, die Fehler und Versäumnisse grundlegend zu analysieren und neue Strukturen zu schaffen, die die deutsche Elf zur EM 2020 wieder wettbewerbsfähig machen.
Diese Hoffnung hatte sich eigentlich schon am letzten Wochenende verflüchtigt. Denn anstatt gemeinsam und ehrlich die Prozesse und Entscheidungen der letzten Jahre zu beleuchten und dann darüber zu entscheiden, in welcher personellen Konstellation die Nationalelf weiterarbeiten soll, funkte sich das DFB-Präsidium eilends am Wochenende in einer Telefonkonferenz zusammen, sprach dem Bundestrainer Joachim Löw sein Vertrauen aus und bekniete Löw geradezu, doch bitte bitte weiter Bundestrainer zu bleiben.
Bierhoff geriet in den Fokus der Kritik
Und als Löw dann am letzten Dienstag in der DFB-Zentrale vorstellig wurde, gab es auch keinerlei kritische Nachfragen, stattdessen verlautete es aus den Gremien, eine „überstürzte und oberflächliche Bewertung“ des Russland-Desasters ergebe keinen Sinn. Überstürzt und oberflächlich Löw das Vertrauen auszusprechen, ergab offenbar sehr wohl Sinn.
Angesichts des anscheinend grenzenlosen Zutrauens der DFB-Spitze in Joachim Löw muss Oliver Bierhoff klar geworden sein, dass nun er statt des Bundestrainer in den Fokus der Kritik geraten würde. Der Manager ist Machtmensch genug, um zu wissen, dass epochale sportliche Niederschläge selten ohne personelle Veränderungen einhergehen, und sei es nur, um der Öffentlichkeit den eigenen Reformwillen zu demonstrieren. Und Bierhoff war bereits zuvor scharf angegangen worden, für das deprimierende WM-Quartier in Watutinki, diversen Marketing-Quatsch und überhaupt.