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Seite 2: Big Daddy der Nationalmannschaft

Schwein­steiger hatte aber irgend­wann keine Lust mehr auf die Ver­nied­li­chung seines Namens. Hatte keine Lust mehr, mit Whirl­pools, und dem ganzen Pol­di/­Schwei­ni/ha­haha-Image in Ver­bin­dung gebracht zu werden. Er lachte nicht mehr so viel. Nur noch dann, wenn es sich auch lohnte. Ähn­lich ver­hielt es sich mit seinem Spiel. Aus dem wilden Flü­gel­stürmer wurde der Mit­tel­feld-Lenker, wür­diger Nach­folger des Capi­tano Michael Bal­lack. Herz, Niere, Lunge des deut­schen Spiels, zuver­läs­siger Anker in Zeiten auf­re­gender Ver­än­de­rungen. Big Daddy all der Özils, Götzes und Drax­lers.

Der Gla­diator von Rio de Janeiro

Höhe­punkt dieser Ent­wick­lung war das Finale der Welt­meis­ter­schaft 2014. In einer Mann­schaft, die sich von ihren Kri­ti­kern trotz des Spek­ta­kels vor­halten lassen musste, keinen echte Füh­rungs­figur zu besitzen, wuchs Schwein­steiger zum Über­vater. Da warf der zu Tur­nier­be­ginn noch ver­letzte Mit­tel­feld­spieler im alles ent­schei­denden Spiel alles in den Ring, eine Mischung aus alter und neuer Schule, urdeut­scher Pan­zer­haf­tig­keit und neu-deut­scher Finesse. Als die Waden krampften, Blut aus den Wunden trat und die ganze Welt seinen Gla­diator-Auf­tritt bewun­derte, wurde Schwein­steiger zur Legende. Da reihte er sich ein in die Liste der deut­schen Sport­helden. Schme­ling, Walter, Seeler, Becken­bauer, Schu­ma­cher, Becker, Graf, Mat­thäus. Schwein­steiger. Der Kreis, 2004 begonnen, schloss sich ein Jahr­zehnt später.

Für die Euro­pa­meis­ter­schaft 2016 zog der alte Krieger noch einmal seine Rüs­tung an, ackerte der Welt­meister wie ein Gaul, um den zer­schun­denen Körper noch ein letztes Mal in Form zu bringen. Viel­leicht hätte er sich das sparen können. Viel­leicht muss man einem Mann wie Bas­tian Schwein­steiger auch zuge­stehen, dass er schon selber weiß, was das Beste für ihn ist. Und damit für den deut­schen Fuß­ball.

Er plantschte im Whirl­pool. Jetzt legt er so einen Abgang hin

Jetzt hat Schwein­steiger seine Kar­riere beendet. Bei seinem Team, Chi­cago Fire, stand er quasi schon im Vor­ru­he­stand. Er ist 35, hat gehei­ratet, ist Vater und Welt­meister. Wer hätte gedacht, dass der Mann, der erst uner­laubt im Whirl­pool plantschte, einen so wür­de­vollen Abgang hin­legt? 120 Län­der­spiele in zwölf Jahren, acht­fa­cher Deut­scher Meister, sie­ben­fa­cher Pokal­sieger, Cham­pions-League-Sieger von 2013. Sym­bol­figur einer Gene­ra­tion, die in Bra­si­lien den Titel gewann und den deut­schen Fuß­ball in unge­ahnte Sphären führte.

Keine Frage: Deutsch­land hat Schweini gehabt.