Acht Vereine sind noch übrig im DFB-Pokal. Acht Vereine, mit denen zumindest in dieser Kombination kaum jemand gerechnet hat. Das ermöglicht völlig abstruse Endspiele. Unsere liebsten acht Szenarien.
FC St. Pauli – Hamburger SV: Endlich Derby
Was gibt es Spektakuläreres als ein Stadtderby im Pokal? Okay, Hertha BSC und der FC Union haben am Mittwochabend nicht gerade Werbung für das Format gemacht. Aber seien wir ehrlich: Schon die Vorzeichen waren alles andere als vielversprechend. Ein klarer Favorit auf dem Rasen, coronabedingt kaum Zuschauer in der grauen Olympiastadion-Schüssel und mit Davie Selke der einzige potentielle Heißsporn nur auf der Bank. Bei einem Hamburger Stadtduell im Pokalfinale im Mai hingegen: Zwei Vereine auf Augenhöhe, beide im Begriff, den Bundesliga-Aufstieg mit dem Pokalsieg zu vergolden. Fanscharen aus Hamburg, die den ganzen Samstag in der Hauptstadt feiern, um dann in der Abendsonne zum Olympiastadion zu ziehen. Choreos, Pyro, ehrabschneidende Gesänge. Corona? Pah! Das war einmal. Karl Lauterbach sagt: „Der 21. Mai wird gut.“
SC Freiburg – Karlsruher SC: Schwaben ärgern
Bleiben wir in der Kategorie Derby. Auch wenn die beiden Vereine aufgrund unterschiedlicher Ligenzugehörigkeit in den vergangenen Jahren nur wenige Spiele gegeneinander bestritten haben, hätte so ein badisches Duell im Pokalfinale durchaus seinen Charme. Allein schon, weil sich dann all die Schwaben in Berlin so schön ärgern würden.
Karlsruher SC – 1. FC Union Berlin: Derby auf Umwegen
Wenn die Hertha es selbst verkackt, müssen es eben die Freunde aus Karlsruhe richten. Das Finale gegen Union im Olympiastadion wäre für den KSC zumindest ein halbes Heimspiel. Und für Hertha-Fans vielleicht zumindest ein kleiner Trost.
Hannover 96 – Hamburger SV: HA-ES-VAU!
Auch die Fans von Hannover 96 und vom Hamburger SV sind sich ja durchaus freundschaftlich verbunden. So ein paar „HSV“-Wechselgesänge durchs prall gefüllte Olympiastadion hätten sicher durchaus ihren Reiz.
FC St. Pauli – 1. FC Union Berlin: Das etwas andere Finale
Kultklub-Alarm! Die Kiezkicker gegen die Eisernen aus Köpenick, der „etwas andere Fußballverein“ gegen den „etwas anderen Fußballverein“. Ein Klub rebellischer als der andere. Die letzten beiden Bastionen gelebter Fußballkultur in einem ansonsten bis zur Überdrehung durchkommerzialiserten Geschäft. Bleibt vor diesem Anti-Establishment-Duell nur die Frage, wessen Marketingabteilung dafür die originelleren T‑Shirts auf den Markt wirft.
FC St. Pauli – SC Freiburg: Das Sinnkrisenduell
Eine Partie, die zahlreiche Menschen in eine mittelschwere Sinnkrise stürzen dürfte. Also zumindest jene Menschen, die schon ein paar Semester länger studieren, sich für große Teile ihrer Freizeit in Adidas Samba und Trainingsjacke in alternativen Fußballkneipen aufhalten, dort den Tischkicker malträtieren und sich nun eine essenzielle Frage stellen: Welchem dieser beiden grundsympathischen Underdogs sollen sie die Daumen drücken?
VfL Bochum – Hamburger SV: Die Neuauflage
Wir wollen den VfL Bochum nicht unter den Tisch fallen lassen. Wobei die Gegner für die ganz besonderen Duelle leider schon raus sind. Denn die anderen Ruhrgebietsvereine haben den Wettbewerb ebenso verlassen wie die Freunde von Bayern München. Aber warum nicht eine Neuauflage des DFB-Pokal-Halbfinals von 1988, das die Bochumer damals mit 2:0 gewannen? Alleine ein Blick auf die damaligen Aufstellungen sollte genügen, um Lust auf mehr zu machen: Bochum: Zumdick – Kempe – Kree – Oswald – Reekers – Woelk – Iwan – Legat – Rzehaczek – Leifeld – Nehl
HSV: Koitka – Beiersdorfer – Jakobs – Kaltz – Plessers – Gründel – Homp – Jusufi – Spörl – Heesen – Kastl
RB Leipzig – Hannover 96: Die Zukunft des Fußballs
Weg von der Romantik. Rein in die bittere Realität. Es ist Mai 2022. Corona vorbei? Von wegen! Die Sigma-Variante hat Deutschland fest im Griff. Auch das Pokalfinale wird zum Geisterspiel. Lediglich ein paar Funktionäre lungern vor den VIP-Boxen des Olympiastadions herum. Dietrich Mateschitz und Martin Kind prosten sich mit Red-Bull-Dosen gegenseitig zu. Vor dem Spiel hat der Hörgerätehersteller in höchsten Tönen vom „Projekt Leipzig“ geschwärmt. Dort könne man sehen, was mit ein bisschen Engagement und ohne nervige mitbestimmungswille Mitglieder möglich sei: „Die Zukunft des Fußballs!“ Leipzig schlägt Hannover mit 7:0.
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