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Seite 6: Ein Wendepunkt - für alle

Der Krieg zwi­schen Hon­duras und El Sal­vador ist viel­leicht der bru­talste Beleg dafür, wie brü­chig in Latein­ame­rika die Linie zwi­schen Fuß­ball und Politik ist.

Vor 50 Jahren hätten die Aus­schei­dungs­spiele für die Mili­tär­macht­haber beider Länder zu keinem bes­seren Zeit­punkt kommen können. Der Fuß­ball wurde für poli­ti­sche Zwecke in Sip­pen­haft genommen und zum Sün­den­bock für zahl­lose Tote gemacht. Die Region zwi­schen Mexiko und Argen­ti­nien ist auch heute noch frucht­barer Boden für ähn­liche Kon­flikte.

Lei­den­schaft für Fuß­ball, schwache Demo­kra­tien, eine große Schere zwi­schen Arm und Reich und eine unge­rechte Auf­tei­lung des Landes sowie eine bil­dungs­arme Bevöl­ke­rung sind noch immer Nähr­boden für die Wie­der­ho­lung eines Fuß­ball­kriegs“. In Latein­ame­rika wird der Fuß­ball nie frei von Politik sein“, sagt Pipo Rodrí­guez. Daheim in San Sal­vador packt er seine Helden- Medaille wieder in die Schachtel und hält einen Moment inne.

Ein Wen­de­punkt in seinem Leben

Dann sagt er: Es wäre doch seltsam zu glauben, dass Sport oder Fuß­ball die Macht haben, Kriege aus­zu­lösen. “ Er hofft, dass die Gescheh­nisse von damals heute so nicht mehr mög­lich wären. Die Men­schen sind reifer und haben ganz andere Mög­lich­keiten, sich zu infor­mieren. Wir hatten damals nur Zei­tungen und Radios, die prak­tisch Pro­pa­gan­da­in­stru­mente der Regie­rungen waren und die Stim­mung anheizten.“ Die Bezie­hungen zwi­schen den beiden Kriegs­geg­nern haben sich inzwi­schen wieder nor­ma­li­siert. Poli­tisch und sport­lich.

Begeg­nungen, wie die am 10. Juni 2009 in San Pedro Sula im Rahmen der WM-Qua­li­fi­ka­tion für Süd­afrika, die Hon­duras wie vor 50 Jahren mit 1:0 gewann, sind Spiele wie jedes andere. Aber es dau­erte nach Kriegs­ende zehn Jahre, bis die diplo­ma­ti­schen Bezie­hungen wieder her­ge­stellt wurden und fast zwölf, bis sich die Natio­nal­teams beider Länder wieder in einem offi­zi­ellen Spiel gegen­über­standen.

Für Rodrí­guez war die Partie mit seinem Tor vor 50 Jahren ein Wen­de­punkt in seinem Leben. Auf die Frage, ob er es heute, wis­send, was sein Tor mit aus­ge­löst hat, anders machen würde, ant­wortet er ohne zu zögern: Auf keinen Fall. Ich würde es noch mal so machen. Ich war Stürmer und es war meine Auf­gabe.“ Und bei dieser Ant­wort klingt Mau­ricio Rodrí­guez über­haupt nicht wie ein His­to­riker, son­dern wie Pipo, der Rechts­außen.