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Seite 2: Die Reaktionen waren beschämend

Man darf annehmen, dass dem­nächst noch mehr Zeugen und Opfer aus der Deckung kommen werden. Auch wenn das in der Branche natür­lich nicht gern gesehen wird: Ich wurde sogar als Nest­be­schmutzer beschimpft, weil ich ein System kri­ti­sierte, in dem junge Per­sön­lich­keiten gebro­chen werden sollen“, beschreibt Scharner die Reak­tionen auf sein Buch. In meinem Umfeld wurde das ver­harm­lost. Es hieß, das muss man aus­halten. Manche meinten sogar, das ist eh super­lustig.“ 

Scharner kann auch gut ein­ein­halb Jahr­zehnte später nicht drüber lachen, im Gegen­teil: Es hat mich brutal geprägt. Soll ich mich kör­per­lich fol­tern lassen? Und warum muss man einen jungen Men­schen unter­werfen? Wir sind ja nicht in der Tier­welt, können mit­ein­ander spre­chen. Ich wäre am nächsten Tag Amok gelaufen, wenn mich mein Kar­rie­re­be­treuer nicht dazu ange­halten hätte, ruhig zu bleiben. Er hat mir abge­raten, den Vor­fall öffent­lich zu machen, damit ich mir meine Kar­riere nicht ver­baue. Ich habe mich als Reak­tion darauf in meinen Kokon zurück­ge­zogen, weder nach links noch nach rechts geschaut und Kar­riere gemacht. Mensch­liche Bezie­hungen konnte ich im Fuß­ball­um­feld nur mehr schwer auf­bauen.“

Ist der Spuk vorbei?

Im öster­rei­chi­schen Fuß­ball, bei Ver­einen und Ver­bänden, kommt der­weil Ner­vo­sität auf. Paul Scharner regis­triert dies mit Zufrie­den­heit: Der Druck auf die Sys­teme ist mit der #metoo-Debatte offen­sicht­lich zu groß geworden. Im Fuß­ball haben die Trainer und Betreuer vom Pas­tern‘ gewusst, es gab aber keine Kon­se­quenzen. Ich habe damals nie­mandem von meinem Fall erzählt.“ Scharner betont, dass es ihm bei seinen Ent­hül­lungen nicht so sehr um die Bestra­fung der Täter von damals gehe. Die Frage sei doch: Was pran­gern wir an? Nur ein­zelne Per­sonen? Dann ändert sich nichts. Das System dahinter muss sich wan­deln und von oben ver­ordnet werden.“

Immerhin: Das Pas­tern“ zählt heute scheinbar zur Ver­gan­gen­heit. Das ist ver­mut­lich Peter Hack­mair zu ver­danken. Der verrät: Als ich schließ­lich einen Profi-Ver­trag unter­schrieben hatte, wusste ich, was mich beim nächsten Trai­nings­lager erwarten würde. Ich hatte richtig Angst davor und sprach mit meinem dama­ligen Men­tal­trainer dar­über. Wir kon­tak­tierten einen Rechts­an­walt, der den Verein mit mög­li­chen juris­ti­schen Kon­se­quenzen kon­fron­tierte. Zunächst gab es ein Mords-Tamtam, doch schließ­lich hat der Verein das Pas­tern‘ ver­boten. In wei­terer Folge infor­mierte mein Men­tal­trainer den ÖFB dar­über, dass es das Ritual bei ver­schie­denen Ver­einen gab. Auf unsere Initia­tive hin wurde es meines Wis­sens dann in allen Klubs unter­bunden. Das war vor etwa zehn Jahren. Ich hoffe, dass das heute auch noch so ist.“