Schlechte Stimmung in Mönchengladbach. Trainer André Schubert ist umstritten, Fans und Mannschaft kritisieren sich gegenseitig. Jetzt kam es zu einer Aussprache — ausgerechnet vor dem Derby gegen den 1. FC Köln.
Nach Favres Flucht im September 2015 übernahm Schubert eigentlich nur als Interimstrainer. Er hauchte der Mannschaft aber das Selbstvertrauen ein, das irgendwo in Favres penibler Taktiererei auf der Strecke geblieben war, und siegte sich zur Dauerlösung.
Die Skepsis beim kritischen Gladbacher Publikum wurde zunächst von einer beispiellosen Siegesserie übertüncht. Schubert-Sprechchöre gab es aber schon damals nicht. Für viele Anhänger stand fest: Favre hat diesen Erfolg gesät, Schubert erntet nur ab.
Schubert schlägt die Skepsis entgegen — mehr denn je
Diese Skepsis schlägt dem 45-Jährigen heute mehr denn je entgegen. Obwohl Schubert die Borussia taktisch variabler aufgestellt hat, obwohl er zu Beginn für seinen offensiven Power-Fußball gefeiert wurde, obwohl er junge Spieler wie Elvedi, Dahoud oder Hazard besser und aus Stindl und Raffael eines der genialsten Sturm-Duos der Liga gemacht hat.
Schubert nimmt die Kritik wahr: „Es lässt einen nie wirklich kalt, was da geschrieben wird“, sagte er am Donnerstag vor dem Derby auf der Pressekonferenz und fügte hinzu: „Ich fange jetzt nicht an zu jammern, wenn ich mal Kritik bekomme.“
Wenig Argumente
Zur ganzen Wahrheit gehört nämlich auch: Schubert kann die immer wieder aufflammende Kritik, es mangele an Konstanz und Stabilität, nicht widerlegen. Aktuell ist die Borussia unweigerlich im Mittelfeld der Tabelle angekommen.
Mit 15 Gegentoren hat das Team schon nach zehn Spieltagen nur fünf Treffer weniger kassiert als in der vergangenen Rückrunde. Auch das Offensivspiel lahmt: Nur 98 Torschüsse produzierte der zwar verletzungsanfällige, aber immer noch gut besetzte Sturm um Raffael, Lars Stindl, Thorgan Hazard und André Hahn bislang – viertschlechtester Wert der Liga.
Und im zurückliegenden Jahr gab es genau einen Auswärtssieg: am letzten Spieltag der vergangenen Saison bei Darmstadt 98, das sich zu diesem Zeitpunkt nach dem geglückten Klassenerhalt schon im intensiven Trainingslager für die Mannschaftstour an den Ballermann befand.