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Die Deut­schen und ihre Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung ist eine derart kom­pli­zierte Sache, dass darauf an dieser Stelle gar nicht weiter ein­ge­gangen werden soll. Den­noch sind beide Kom­po­nenten Schuld daran, dass der Autor dieser Zeilen mitt­ler­weile keinen Spaß mehr am inter­na­tio­nalen Fuß­ball findet. Genau genommen hat ihm das Cham­pions-League-Finale von 2013 jede Emo­tion genommen.

Juventus Turin fährt nach Car­diff. Und Real Madrid auch. Beide haben sich im Halb­fi­nale der Cham­pions League kaum eine Blöße gegeben und waren teil­weise so domi­nant, dass Damen aus dem her­ri­schen Gewerbe frus­triert ihren Job wech­seln. Juhu und herz­li­chen Glück­wunsch!

Episch lang­weilig

Sicher­lich hatte die Cham­pions-League-Saison ihre kleinen Höhe­punkte. Das ver­rückte 6:1 in Bar­ce­lona, dessen Mann­schaft eine Runde später sang- und klanglos aus­schied. Oder die epi­sche Schlacht zwi­schen Madrid und Mün­chen, die durch Fan­ta­sie­platz­ver­weise und hane­bü­chene Abseits­ent­schei­dungen ent­schieden wurde. Immerhin die sen­sa­tio­nellen 20 Minuten im Vicente Cal­deron ges­tern Abend. Meter­weit aus dem Sozius brachte das aber kaum noch einen.

Kein Ver­gleich zum wochen­langen Emo­ti­ons­or­gasmus im Früh­jahr 2013. Dass Borussia Dort­mund vor eigenem Publikum 4:1 gegen Real Madrid gewann, die wahn­wit­zige Auf-der-Suche-nach-dem-Hen­kel­pott-Choreo oder der Schalker Thriller gegen Gala­ta­saray, das alles ver­schwamm in den Erin­ne­rungen an einen brül­lenden Nobbi Dickel wäh­rend der letzten Minuten gegen Malaga, der Dekon­struk­tion Bar­ce­lonas und einem hin­rei­ßend guten Finale in Wem­bley.

Es gab kein ist mir egal“

Dieses eine Spiel in London, das wirk­lich alles hatte. Die drü­ckende Über­le­gen­heit des BVBs in den ersten zwanzig Minuten. Bas­tian Schwein­steiger, der mit einem tak­ti­schen Kniff diesen gor­di­schen Knoten löste. Offen­siv­fuß­ball. Zäh­ne­knir­schende und fin­ger­nä­gel­kau­ende Trainer auf beiden Seiten. Und ein Gol­denes Tor in der aller­letzten Minute. Kurzum: Es war ein Fest.

Daheim, in deut­schen Wohn­zim­mern und urdeut­schen Kneipen, hatten sich die Lager längst auf­ge­spalten. Für eine Mann­schaft, das war nahezu die eiserne Regel, hatte man an diesem Abend die Daumen zu drü­cken. Ein eigent­lich ist es mir egal, wer gewinnt“ wurde nicht akzep­tiert. Und wäh­rend die Straßen wäh­rend der 90 Minuten noch stra­ßen­fe­ger­leer waren, trugen sie nur wenige Augen­blicke später die gesamte Kla­viatur der Emo­tionen auf ihren beto­nierten Rücken.