Mit Daniel Baier verlässt den FC Augsburg ein Spieler, der den Klub wie kein Zweiter verkörpert hat. Er wird der Mannschaft fehlen. Und nicht nur der.
Auch spielerisch hatte Daniel Baier meistens eine Antwort. Er kontrollierte das Tempo, er leitete mit schnellen Pässen Konter ein, er verlagerte den Ball auf die andere Seite, er befreite sich und seine Mitspieler aus heiklen Pressingsituationen. Zudem schlug er gefährliche Standards. Und spielte oft den entscheidenden Pass vor dem letzten Pass. Im Eishockey, wo der vorletzte Pass statistisch erfasst wird, würden seine auf den ersten Blick nicht sonderlich beeindruckenden Werte demnach beeindruckender ausfallen.
Welche Bedeutung der in Aschaffenburg aufgewachsene Profi für das Spiel des FC Augsburg hat, erklärte Jürgen Klopp mal auf einer Pressekonferenz vor einem Europa League-Spiel der Fuggerstädter: „Ihr Schlüsselspieler ist verletzt. Daniel Baier war der Dreh- und Angelpunkt, ein toller Fußballer.“ Insbesondere die Art und Weise, wie Baier sein Programm abspult, hat perfekt zum Klub aus Augsburg gepasst. Die Augsburger agieren zumeist am Limit, provozieren Gegenspieler, kassieren die eine oder andere gelbe Karte zu viel oder foulen auch mal etwas härter, um ihre spielerischen Nachteile zu kaschieren. Daniel Baier war sich auch dafür nie zu schade.
Einer, der alles ein bisschen gemacht hat. Er hat nicht nur mit Schiedsrichtern diskutiert, lamentiert oder einen gegnerischen Trainer wie Ralph Hasenhüttl mit obszönen Gesten zu Weißglut getrieben, sondern auch durch taktisch kluge Fouls gefährliche Konter des Gegners unterbunden. Die daraus resultierenden gelben Karten wurden billigend in Kauf genommen. Dabei agierte Daniel Baier jedoch keineswegs unfair, wie kein einziger Platzverweis in über 300 Bundesliga-Spielen dokumentiert.
Doch nicht nur seine Aggressivität auf dem Platz könnte den Augsburgern in Zukunft fehlen. Auch seine Führungsfähigkeiten, sein Auftreten und sein Engagement – er engagiert sich gegen Rassismus und unterstützt soziale Projekte – wird der FC Augsburg vermissen. Das Image der grauen Maus haben sie bisher in Schwaben noch nicht ablegen können. Ohne einen Mann mit Ecken und Kanten dürfte das noch viel schwerer werden.
Noch schwerer wird es wohl nur für Spieler von Online-Fußball-Managerspielen. Die Suche nach dem nächsten Schnapper, nach einem grundsoliden Punkte-Hamster, nach dem nächsten Daniel Baier wird lange dauern.